Interview in Königswinter Dirk Käsbach: „Günstige Bedingungen für zentrales Rathaus“

Königswinter · Die 100 Tage sind vorbei: Seit knapp vier Monaten ist Dirk Käsbach jetzt Erster Beigeordneter in Königswinter. Im Interview zieht er eine erste Zwischenbilanz und spricht über die Potenziale der Stadt.

 Dirk Käsbach ist seit dem 1. Juni Erster Beigeordneter der Stadt.

Dirk Käsbach ist seit dem 1. Juni Erster Beigeordneter der Stadt.

Foto: Frank Homann

Auf der Homepage der Stadt finden sich in der Galerie des Verwaltungsvorstands Fotos von Peter Wirtz, Heike Jüngling und Theo Krämer. Warum fehlen Sie da noch?

Dirk Käsbach: Das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Es gab schnell so viel zu tun, dass das im Alltag untergegangen ist. Wir werden das korrigieren.

Wie haben Sie die ersten 100 Tage als Erster Beigeordneter erlebt?

Käsbach: Es fing mit einem Kaltstart an. Es gab quasi keine Einstiegsphase. Ich habe die Menschen, Projekte und Aufgaben sozusagen „on the job“ kennengelernt. Ich wollte auch schnell handlungsfähig sein, um die Verantwortung übernehmen zu können, die mit meinem Job einhergeht. Man hat gemerkt, dass die Kollegen in meinem Dezernat nach dem Weggang von Ashok Sridharan lange ohne Dezernenten auskommen mussten. Da lagen einige Themen auf Halde. Die enge Zusammenarbeit im Verwaltungsvorstand und das Team in meinem Dezernat haben mir den Einstieg aber sehr erleichtert. Menschlich und fachlich passt das sehr gut. Ich fühle mich in Königswinter angekommen. Auch privat fühle ich mich hier sehr wohl.

Inwiefern?

Käsbach: Ich habe hier mit der Familie schon einige schöne Momente verbracht. Wir waren auf dem Drachenfels, auf der Rheinpromenade und in der Altstadt. Wir haben eine Schiffstour gemacht und Sommerabende in der Oberpleiser Gastronomie verbracht. Wir fühlen uns hier wirklich wohl.

Wie sehen Sie Königswinter aufgestellt?

Käsbach: Ich glaube, dass die Stadt für die Zukunft in mehrfacher Hinsicht viel Potenzial hat. Sie ist auch vom Demografiewandel weniger betroffen als andere Regionen. Das ist ein echter Standortvorteil. Königswinter ist für mich alles in allem eine prosperierende Stadt, die von der Region Köln/Bonn mit profitiert. Das macht das Leben als Kommune erheblich leichter.

Wo sehen Sie die größten Probleme der Stadt?

Käsbach: Ich spreche hier lieber von Herausforderungen als von Problemen. Königswinter bringt gute Voraussetzungen mit, um die Zukunft zu gestalten. Wir werden zwar Ende des Jahres Kassenkredite in einer Höhe von mehr als 30 Millionen Euro haben und auch 2017 wieder ein nennenswertes Defizit ausweisen müssen. Ich sehe aber die Möglichkeit, dass wir den Haushalt dauerhaft ausgleichen und damit in nicht allzu ferner Zukunft die Generationengerechtigkeit wiederherstellen können. Im Moment ist es leider allerdings noch so, dass die Kinder für ihre Eltern haften müssen.

Am 4. Oktober wird der Haushalt eingebracht. Birgt er ein ähnlich böses Erwachen wie im Vorjahr?

Käsbach: Nein. Wir werden aber wieder ein Defizit haben. Ich gehe jedoch davon aus, dass wir erneut ein Haushaltssicherungskonzept vermeiden können.

Mit dem jetzigen Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan hatten Sie einen namhaften Vorgänger. Und mit Dirk Hannemann haben Sie aktuell einen kompetenten Mitarbeiter, der die Kämmerei in der Übergangszeit erfolgreich geleitet hat und jetzt wieder ins zweite Glied zurücktreten musste. Gibt das Probleme?

Käsbach: Nein. Dirk Hannemann hat das wirklich gut gemacht. Er leitet nach wie vor mit der Finanzverwaltung einen wichtigen Geschäftsbereich. Ich bin froh, dass ich so einen kompetenten und engagierten Mitarbeiter habe.

War es für Sie nicht schwer, einen Posten zu übernehmen, auf dem mancher in der Stadt lieber Heike Jüngling gesehen hätte?

Käsbach: Ich bin gewählt worden und habe eine ordentliche Mehrheit bekommen. Nun habe ich hier den Auftrag zu erfüllen, den man mir gegeben hat. Im Verwaltungsvorstand sitzen wir jede Woche vier bis fünf Stunden in Besprechungen zusammen. Es läuft von Anfang an erfreulich offen und vertrauensvoll miteinander. Ich kann nur sagen: Mir gegenüber hat man sich bisher immer fair und gut verhalten. Wenn es haken würde, wäre es schlecht für die Stadt.

Der Bericht der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) enthält einigen Sprengstoff. Was sagen Sie zum Gutachten Ihrer früheren Kollegen?

Käsbach: Ich finde den Ansatz gut. Wir sind uns auch im Vorstand einig, dass wir uns stetig verbessern wollen. Der Blick von außen kann dabei nur helfen. Ich habe aus dem Bericht 37 Empfehlungen herausgelesen, die in den einzelnen Dezernaten jetzt bewertet werden, bevor wir sie in die Politik spielen. Jede Empfehlung ist es wert, darüber nachzudenken. Es kann aber sein, dass die eine oder andere vor Ort nicht passend ist, wenn man sie zu Ende denkt.

Ein Vorschlag der GPA ist, wieder über ein zentrales Rathaus nachzudenken ....

Käsbach: Ich erwarte, dass eine Zusammenlegung neben den niedrigeren Unterhaltungskosten zu vielen positiven Effekten führen würde. Es gäbe in der Verwaltung kürzere Wege, die Kommunikation würde gestärkt. Außerdem gibt es zurzeit sensationelle Voraussetzungen am Kreditmarkt und die Vermarktungschancen sind so gut wie nie zuvor. Wir spüren ja die Nachfrage, sobald wir mit Flächen am Markt sind. Die Bedingungen sind also günstig, um das zentrale Rathaus jetzt wirklich zu realisieren. Wenn es kommen sollte, ist es für mich ein wichtiges Projekt in den kommenden Jahren, mit dem wir hoffentlich auch den Haushalt entlasten können.

Wie sieht es bei den Bädern aus?

Käsbach: Die Diskussion läuft schon so lange. Der Ball liegt jetzt bei der Politik. Sie muss wissen, welchen Weg sie gehen will. Bäder sind natürlich immer wünschenswerte Einrichtungen, die einer Stadt eine gewisse Identität geben. Eine Schließung wäre die ultima ratio.

Sie sind auch für das Personal und die Personalentwicklung in der Verwaltung zuständig. Sehen Sie hier die Einsparmöglichkeiten, die die Politik gerne hätte?

Käsbach: Wir stellen Ressourcen – und das ist für uns als Dienstleister unser Personal – zur Verfügung, um Leistungen für die Bürger zu erbringen. Meine Wahrnehmung ist nicht, dass wir hier zu üppig aufgestellt sind, sondern, dass wir es nur schwer auffangen können, wenn jemand ausfällt. Ich sehe aber die Möglichkeit, eine weitere Steigerung der Personalkosten in der Zukunft durch eine weitere Automatisierung bremsen zu können.

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