Virtuelles Brückenhofmuseum in Oberdollendorf Das 10.000. Ausstellungsstück ist online

Oberdollendorf · Das Virtuelle Brückenhofmuseum zeigt 10.000 Bilder und Dokumente aus der Region. Bisher verzeichnet die Plattform fast vier Millionen Klicks und bis zu 500 Besucher täglich.

 Die Postkarte aus dem Jahr 1964 zeigt Nieder- und Oberdollendorf vor der Kulisse des Siebengebirges.

Die Postkarte aus dem Jahr 1964 zeigt Nieder- und Oberdollendorf vor der Kulisse des Siebengebirges.

Foto: Virtuelles Brückenhofmuseum

Die Sammelleidenschaft hat Lothar Vreden gepackt. Vor einigen Tagen konnte der Leiter des Virtuellen Brückenhofmuseums das 10.000. Ausstellungsstück ins Netz stellen. Seit dem Start im Jahr 2009 verzeichnete das Museum 3,8 Millionen Klicks – so häufig wurden Bilder, Dokumente und Schriften angesehen. Täglich statten zwischen 200 und 500 Menschen dem Museum online einen Besuch ab und sehen sich mehr als 1.700 Bilder an.

„Drei bis sechs Stunden – mindestens“, so der 78-Jährige, arbeite Vreden täglich für das Museum. Jedes Exponat koste zwei bis drei Stunden Arbeit, manchmal auch mehr. Das Museum ist dabei wie ein reales Gebäude untergliedert in virtuelle Räume, Vitrinen und Galerien. Es verfügt allein über rund 350 Galerien, die von Vreden und seinen Mitstreitern Dieter Mechlinski, Rudi Schuchert, Karl Schumacher, Gertrud Nolden, Gabriele Wasser und Eli Harnik zusammengestellt und bearbeitet werden.

Museumsbesuch von zu Hause aus

Träger ist seit 2012 der damals neue Verein Virtuelles Brückenhofmuseum, zuvor hatte der Heimatverein Oberdollendorf drei Jahre lang diese Rolle. Irgendwann wurde es dem Heimatverein zu viel, sodass die Aufgaben geteilt wurden. Seitdem ist Andreas Schulte-Beckhausen Vorsitzender des neuen Vereins; Peter Kummerhoff leitet den Heimatverein mit dessen realem Brückenhofmuseum. „Das Museum lebt vom Museumsleiter und seinen Mitarbeitern. Der Verein ist zweitrangig“, sagt Schulte-Beckhausen, der auch Vorsitzender des gerade erst gegründeten Vereins Virtuelles Heimatmuseum Königswinter-Bergregion ist.

Im Laufe der Jahre hat Lothar Vreden viele interessante Kontakte geknüpft. Besonders beeindruckt hat ihn der rege Austausch mit dem ehemaligen belgischen Besatzungssoldaten André Deblaere, der über das Foto eines Brunnens auf das Virtuelle Museum aufmerksam geworden war.

Der Belgier, der als 21-Jähriger 1946 in Euskirchen stationiert war, stellte dem Museum eine Reihe von Bildern aus den Nachkriegsjahren zur Verfügung. Die Königswinterer Fähre gehört ebenso dazu wie der Aalschokker Aranka vor der Insel Grafenwerth oder die eingestürzten Brücken in Bonn und Remagen. Auch mit einer Dame, die 1958 von Oberdollendorf nach Kalifornien ausgewandert war, steht Vreden fast wöchentlich in Kontakt.

15 Prozent der Besucher kommen aus den USA

Rund 70 Prozent der Besucher kommen aus Deutschland, 15 Prozent aus den USA, gefolgt von Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien. Was Vreden besonders freute war die Mitteilung der Kalifornierin, dass ihre Kinder sein Museum noch häufiger als sie selbst besuchen würden. Auf der anderen Seite berichtet Schulte-Beckhausen, dass sein Vater mit über 90 Jahren ebenfalls regelmäßiger Gast im Museum ist.

Vreden möchte sein virtuelles Haus für junge Leute ebenso attraktiv machen wie für das ältere Publikum. Deshalb hat er zum Beispiel umfangreiche Vitrinen und Galerien für die Sebastianus-Junggesellen-Bruderschaften mit vielen Hundert Bildern angelegt. Nach der Devise „Heute ist morgen schon gestern“ ist er um eine ständige Aktualisierung bemüht, wozu auch Zeitungsberichte gehören. „Wir verlinken dabei sehr viel – auch innerhalb des Museums“, sagt er. Dadurch soll seine Einrichtung möglichst benutzerfreundlich werden.

„Jeder und jede soll bereit sein, in das Museum zu gehen, weil er oder sie dort etwas Neues finden.“ Das ist bequem von zu Hause aus möglich und „anschließend braucht keiner zu kehren oder sauberzumachen“, sagt Schulte-Beckhausen. Zudem könnten die virtuellen Museumsräume an 24 Stunden am Tag betreten werden. Der ständige Dialog mit den Besuchern ist den Museumsmachern dabei besonders wichtig. Zu jedem Exponat kann der Gast Anmerkungen per E-Mail direkt an die Verantwortlichen schicken. Eine Funktion, die rege genutzt wird.

Klickhit ist ein Foto der Weinmühle aus dem Jahr 1930

Besonders stark frequentiert sind die virtuellen Räume zu den Unwetterkatastrophen der vergangenen Jahre, zu denen reichlich Fotomaterial zugesandt wurde, oder die Abteilung zu Heisterbach. „Wir haben eine der umfangreichsten Dokumentation zu Heisterbach – natürlich in Zusammenarbeit mit der Stiftung“, sagt Vreden. Am häufigsten aufgerufen wurde bisher ein Foto der Weinmühle, das beim Schützenfest 1930 entstand. Es wurde fast 15.000 Mal geklickt.

Nachdem am Anfang nur Ober- und Niederdollendorfer Themen Berücksichtigung fanden, wurde der Tätigkeitskreis inzwischen auf die Rheinschiene von Oberkassel bis Bad Honnef und das Siebengebirge und punktuell auch linksrheinisch von Bonn bis zum Rolandsbogen erweitert. „Wir decken im Wesentlichen Königswinter-Tal ab“, erläutert Schulte-Beckhausen.

Eine sehr erfreuliche Erfahrung hat Vreden in den vergangenen neun Jahren gemacht: „Wer einmal drin ist, bleibt unser Freund.“ Deshalb ist ihm auch vor der Zukunft nicht bange.

Das Virtuelle Museum kann man besuchen unter www.virtuellesbrueckenhofmuseum.de

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