Naturschutzprojekt im Rhein-Sieg-Kreis Chance 7 ist "ein Glücksfall" für die Region

Rhein-Sieg-Kreis · Seit 2015 werden Maßnahmen für Chance 7 im Rhein-Sieg-Kreis umgesetzt. Bei einem Besuch in der Komper Heide, am Kellerberg und im Basaltsteinbruch Eudenberg zogen Verantwortliche nun ein positives Zwischenfazit.

 Ziegen und Schafe weiden auf der Komper Heide.

Ziegen und Schafe weiden auf der Komper Heide.

Foto: Frank Homann

Seit drei Jahren werden Maßnahmen im Rahmen des Naturschutzprojektes Chance 7 im Rhein-Sieg-Kreis umgesetzt, nun haben die Verantwortlichen eine erste Zwischenbilanz gezogen – und zeigten sich bei ihrem Besuch in der Komper Heide sehr zufrieden. „Es freut mich sehr, dass das Projekt gut vorankommt und erste Erfolge sichtbar werden“, sagte Professor Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz.

Als einen „Glücksfall“ bezeichnete Sebastian Schuster das Projekt: „Die Chancen, die ein solch langfristiges und nachhaltiges Projekt für die Natur, aber auch die Region bedeuten, sind enorm“, fand der Landrat, während Hubert Kaiser, Abteilungsleiter Forsten und Naturschutz im NRW-Umweltministerium, es als „eines der wichtigsten und ambitioniertesten Naturschutzprojekte in NRW“ bezeichnete.

Folgen an der Komper Heide erkennbar

Ziele von Chance 7 sind die Verbesserung der Lebensbedingungen von Arten wie der Wildkatze, dem Steinkrebs oder auch der Mauereidechse, die Optimierung der ökologischen Situation in den Wäldern und von Gewässern und Auengebieten, die Erhaltung und Förderung von Obstwiesen sowie die Erhöhung des Anteils an artenreichen Wiesen und Weiden.

Um Letzteres geht es auch in der Komper Heide, das erste von drei Beispielprojekten im Rahmen von Chance 7, die die Gruppe am Freitag besuchte. Früher waren Hunderte Hektar rund um das Gebiet Heideflächen, mittlerweile sind große Teile bewaldet. Zwei rund ein Hektar große Flächen mit Fichtenwald, die dem Land gehören, wurden 2016 und 2017 freigeschlagen. „Eine nicht ganz unkritisierte Maßnahme“, blickte Projektleiter Georg Persch zurück. Mittlerweile sind erste „Folgen“ erkennbar: Die Fläche ist wieder begrünt. „Ein ganz schönes Mosaik von Vegetation“, fand Persch.

Schafe und Ziegen weiden auf der Fläche

Kaiser unterstrich mit Blick auf die Kritik an der Maßnahme und das wachsende Heidekraut, wie wichtig es sei, dass die Resultate nun sichtbar sind. „Nur was die Menschen sehen und verstehen, werden sie zu schätzen wissen“, sagte er. Doch damit diese Sichtbarmachung überhaupt gelingen konnte, musste nach der Rodung der Bäume „ein geeignetes Keimbett“ geschaffen werden. Bis auf eine dünne Bodenschicht wurde der obere Teppich aus Nadelstreu und Häkselgut abgetragen. Dieser hätte die Keimung von Heidepflanzen und anderen standorttypischen Pflanzen verhindert, erklärte Projektleiter Persch. Zurück blieb weitestgehend ein „mineralischer Rohboden“.

Doch damit in zehn bis 15 Jahren nicht erneut Fichten und Birken auf dem auch für diese Bäume guten Nährboden wachsen, ist ein spezielles Management notwendig. Aktuell weiden daher bereits Schafe und Ziegen von Landwirt Theo Burbach auf einem Randstück der Fläche. Maximal zwei Tage bleiben sie an einer Stelle, dann wandern sie samt Zaun weiter, erklärte Burbach.

Weinanbaufläche am Kellerberg?

Von „landesweiter Bedeutung“ sind die Weinbergslagen am Kellerberg. Diese steilen, nach Süden gelegenen Hänge bilden in NRW für viele wärmeliebende Arten die letzten Rückzugsorte, erklärte Projektreferent Jan Wirth. Allerdings ist die Anzahl dieser Tiere dort infolge der Aufgabe von Wein- und Bergbau seit geraumer Zeit rückläufig. So ist beispielsweise die Mauereidechse seit den 1980er Jahren dort nicht mehr gesehen worden, sagte Wirth.

Für die Wiederansiedlung sollen Hohlräume, Trockenmauern sowie Totholz- und Steinhaufen angelegt werden. Weitere Maßnahmen sind die Beweidung des derzeit freien Feldes, dem sogenannten Offenland, und die Schaffung eines Korridors, der die Grünflächen mit den Streuobstwiesen verbindet. Dies sei für die Beweidung wichtig und würde die Durchgängigkeit von Schmetterlingen und Heuschreckenarten gewährleisten. In diesem Rahmen ist auch die Idee entstanden, die Weinanbaufläche von Kay Markus Thiel zu erweitern. „Wir prüfen diese Möglichkeiten – und mit welchem Aufwand sie zu verbinden sind“, sagte Wirth dazu.

Maßnahmen bis 2025

Für das Zwischenfazit ging es auch an den Basaltsteinbruch Eudenberg. Das Gebiet wurde wegen der hohen Bedeutung für die Population der rheinischen Gelbbauchunken 2002 unter Naturschutz gestellt. Rund 20 dieser Kröten leben heute in dem Steinbruch. Deren Erhalt sei „vordringliches Ziel“, hieß es vom Rhein-Sieg-Kreis. Daher wurde bereits damit angefangen, ein Laich- und Aufenthaltsgewässer anzulegen.

Zehn Jahre lang – bis 2025 – laufen die Maßnahmen, in die insgesamt 14,3 Millionen Euro fließen. Bis dahin sollen immer wieder Zwischenbilanzen gezogen werden. „Vielleicht treffen wir uns demnächst wieder hier“, kündigte Beate Jessel zum Abschied an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort