65 Einbrüche in zwei Jahren Anklage nach Diebestour im Siebengebirge

Bad Honnef/Königswinter · Die Staatsanwaltschaft klagt einen 34-Jährigen wegen 65 Einbrüchen an. Mit einer ungewöhnlichen Methode, seine Einbrüche vorzubereiten, war er auch in zahlreichen Fällen in Bad Honnef und Königswinter unterwegs.

Seine Visitenkarte waren die Scherben der Fenster oder Türen, die er stets säuberlich gestapelt neben der Einstiegsstelle zurückgelassen hatte. Auch sonst hatte der Einbrecher, der zwei Jahre lang rechtsrheinisch vor allem in wohlhabenden Wohngegenden unterwegs war, eine ungewöhnliche Methode, seine Einbrüche vorzubereiten: Wie Gerichtssprecher Tobias Gülich am Freitag bestätigte, soll der 34-jährige Bonner mit Hilfe eines Diktiergeräts durch die Straßen gezogen sein und seine Tatorte systematisch ausgekundschaftet haben, bevor er auf Diebestour ging.

Aufgezeichnet hat er alle relevanten Daten – Adresse, Lage, bauliche Besonderheiten –, die er später schriftlich in tabellarischer Form übertrug und nach Straßen und Hausnummer gliederte. Die Bonner Staatsanwaltschaft hat den 34-Jährigen wegen 65 Einbrüchen – davon 23 Versuche – in Bad Honnef, Königswinter, Beuel und Sankt Augustin-Hangelar angeklagt.

Zwei Jahre dieselbe Einbruchsmasche

Demnach soll er zwei Jahre lang immer mit derselben Einbruchsmasche unterwegs gewesen. Die Rollläden der Fenster und Türen schob er hoch, fixierte sie mit Schrauben, die er mitgebracht hatte, und zerstörte die Fenster – geräuscharm – durch Spannungsbruch. Schließlich entfernte er die Glasbruchstücke mit Hilfe von Saugnäpfen und entriegelte von innen. Die Scherben hinterließ er so pedantisch gestapelt, dass die Einbrüche einem Täter zugeordnet werden konnten. Dennoch brauchten die Ermittler lange, um dem sonderbaren Einbrecher auf die Spur zu kommen.

So waren es Zufälle, die es der Polizei schließlich ermöglichten, ihm das Handwerk zu legen. Unter anderem war er zweimal aufgefallen, weil er spät nachts alleine und ziellos in Wohngegenden unterwegs war; in einem Fall bewegte er sich mit einem schwarzen Mercedes auffällig langsam. Er müsse Flyer für seine Mutter austragen, erzählte er den Beamten bei der Kontrolle, da er tagsüber keine Zeit habe. Tatsächlich war er vorbereitet: Er zeigte ihnen einen Stapel Werbepapier.

Beute von 182.000 Euro

Der Verdacht jedoch blieb. Bei einer Hausdurchsuchung im Januar 2018 schließlich wurde nicht nur das Diktiergerät sichergestellt, sondern auch eine umfangreiche Sammlung von Einbruchswerkzeugen – Glasschneider, Dietriche, Wurfanker, Elektroschocker und ein Prüfsäuregerät für Gold und Silber – beschlagnahmt. Warum der Angeklagte, bislang nicht vorbestraft, seinen Job im Transportwesen an den Nagel gehängt und sich als Einbrecher „selbstständig“ gemacht hat, ist nicht bekannt.

Pekuniär war es sicherlich lukrativer: Insgesamt soll er bei rund 37 erfolgreichen Einbrüchen eine Beute von knapp 182.000 Euro gemacht haben; darunter vor allem Schmuck, Goldmünzen, elektronische Artikel, aber auch Champagner, Rotwein oder Nerzmäntel. Den höchsten Wert hatte die Beute aus einer Villa in Schwarzrheindorf: 17 000 Euro. Der Prozess gegen ihn findet demnächst vor dem Bonner Landgericht statt.

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