Interview mit Johanna Rickel 19-Jährige engagierte sich in Costa Rica gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern

KÖNIGSWINTER · Erst seit wenigen Tagen hat sie das Abitur in der Tasche, und schon in fünf Wochen ist wieder ein volles Programm angesagt: Die 19-jährige Johanna Rickel aus Königswinter wird ein Jahr lang Freiwilligendienst bei der Fundación Paniamor in San José, Costa Rica, leisten. Vermittelt wurde die Stelle vom deutschen Friedens- und Entwicklungsdienst Eirene.

 Freut sich auf Lateinamerika: Johanna Rickel.

Freut sich auf Lateinamerika: Johanna Rickel.

Foto: Frank Homann

Weshalb haben Sie sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr in Costa Rica entschieden?
Johanna Rickel: Es war schon immer ein Wunsch von mir, Lateinamerika zu sehen. Die Kultur, die Menschen, die Lebensart - das fasziniert mich. Eirene bietet auch in Nicaragua und Bolivien Projekte an, aber das in Costa Rica fand ich am spannendsten. Es ist eine einzigartige und einmalige Gelegenheit, zwischen Abitur und Studium eine solche Erfahrung zu machen. Wenn ich mir vorstelle, später auf mein Leben zurückzuschauen, dann ist das Jahr in Costa Rica eines der Dinge, die ich unbedingt gemacht haben will.

Für welche sozialen Projekte werden Sie sich dort einsetzen?
Rickel: Die Fundación Paniamor kämpft vor allem gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismusbereich. Der Grund, warum ich mich gerade für dieses Projekt entschieden habe, ist, dass meine Arbeit vor Ort sehr abwechslungsreich sein wird: Einerseits werde ich im Büro arbeiten und unter anderem Hotels anfragen, einen Verhaltenskodex zu unterschreiben, der sie zum Eindämmen sexueller Ausbeutung unter ihrem Dach verpflichtet. Aber ich werde andererseits auch in einer Freizeiteinrichtung für Kinder und Jugendliche an Workshops mitwirken.

Bereitet Ihnen die Sprachbarriere Sorgen?
Rickel: Nein, ich habe seit der neunten Klasse Spanischunterricht. Ich spreche die Sprache noch nicht fließend, aber gut genug, um dort zurechtzukommen. Außerdem werde ich während meines ersten Monats in Costa Rica einen Sprachkurs besuchen.

Wo werden Sie unterkommen?
Rickel: Während des ersten Monats werde ich bei einer Gastfamilie wohnen. Danach steht es mir frei, wo ich unterkommen möchte. Ich würde am liebsten in eine WG ziehen, um viele neue Kontakte knüpfen zu können.

Ein völlig fremdes Land wird ein wenig Eingewöhnungszeit brauchen. Denken Sie, dass Sie Ihr Zuhause vermissen werden?
Rickel: Ich werde auf jeden Fall ein wenig Zeit brauchen, um mich in Costa Rica einzuleben, schließlich war ich noch nie in Lateinamerika. Aber ich bin zum Glück nicht alleine. Eine Freiwillige, die ebenfalls für ein Jahr nach San José fliegt, kenne ich bereits. Meine Freunde hier in Deutschland werde ich auf jeden Fall vermissen. Auch meine kleine Schwester und meine Eltern werden mir sehr fehlen. Ich freue mich, dass sie mein Zimmer genauso lassen, wie es jetzt ist. So weiß ich, dass ich dort immer willkommen bin. Außerdem werden wir sicher oft skypen.

Bei einem einjährigen Auslandsaufenthalt kommt einiges an Kosten zusammen. Wie haben Sie das Vorhaben finanziert?
Rickel: Große Unterstützung erhalte ich von der EITCO GmbH, die sich im Bündnis "White IT" gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern im Internet einsetzt. Die katholische Kirchengemeinde Königswinter Tal hat ebenfalls zugesagt, mich zu unterstützen. Zusätzlich habe ich eine Vielzahl von Aktionen gestartet, etwa einen Getränkeverkauf auf dem Gemeindefest in Königswinter, Kuchenverkäufe bei einer Ballettaufführung und eine Tombola, die durch Geschäftsleute aus der Region unterstützt wurde. Natürlich haben meine Verwandten und Freunde meiner Eltern auch großzügig gespendet. Insgesamt habe ich so schon einen Großteil des aufzubringenden Geldes zusammenbekommen.

Info: Johanna Rickel reist am Mittwoch, 7. August, nach Costa Rica. Wer ihren Freiwilligendienst mit einer Spende unterstützen möchte, findet die notwendigen Informationen dazu hier.

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