Eisbacher leistet Freiwilligendienst in Chile 19-Jähriger hilft Obdachlosen

EISBACH · Nach dem Abitur ist Daniel Neudecker aus Königswinter-Eisbach nach Chile gereist. Nicht, um dort Urlaub zu machen, sondern um obdachlosen Menschen und armen Kindern zu helfen.

 Daniel Neudecker lernte auch Teile Südamerikas kennen - wie die Ruinenstadt aus dem 15. Jahrhundert Machu Picchu in Peru.

Daniel Neudecker lernte auch Teile Südamerikas kennen - wie die Ruinenstadt aus dem 15. Jahrhundert Machu Picchu in Peru.

Foto: Privat

Er kannte nicht viel mehr als die Namen einiger berühmter Fußballer aus Südamerika. Mittlerweile hat Daniel Neudecker nicht nur Teile davon kennengelernt, sondern auch einige Leute, die mit dem Ball regelrecht zaubern können. Und der Eisbacher versteht etwas davon – er spielt ja selbst seit zehn Jahren beim TuS Oberpleis. Dort hat er nach seiner Rückkehr aus Chile das Training wieder aufgenommen. Der 19-Jährige absolvierte nach dem Abitur am Gymnasium am Oelberg in der Hauptstadt Santiago de Chile einen Freiwilligendienst. Ein Jahr lang arbeitete er am Vormittag in einer Herberge für Obdachlose und Drogenabhängige. Am Nachmittag war er als Betreuer in einem Straßenfußballprojekt für Kinder und Jugendliche eingesetzt. Mit einem reichen Erfahrungsschatz kehrte Daniel zurück.

Der Gedanke, der Schulzeit ein Auslandsjahr anzuhängen, hatte ihn lange beschäftigt: Daniel wollte seine Spanisch-Kenntnisse vertiefen, nach zwölf Jahren Schulbank körperlich aktiv werden und vor allem etwas für andere tun. Nachbarn, die in Chile für die Adenauer-Stiftung tätig waren, schwärmten von dem Land. So begann der junge Eisbacher, sich über den Fußball hinaus mit dem Land zu beschäftigen – und kam mit dem Freiwilligendienst „weltwärts“ in Kontakt. In Puente Alto, einem Armenviertel im Süden der Hauptstadt, befindet sich die Auffangherberge „Trampolin“, in der bis zu 20 Personen leben. Sie sind obdachlos, oft drogenabhängig. Gemeinsam mit den Bewohnern renovierte der junge Deutsche das Dach des Hauses, strich Zimmer, reparierte Tische und Stühle und half auch bei der Renovierung von Nachbarhäusern. Gemeinsam wurde gekocht und gegessen.

„Meine Aufgabe war es, Bindeglied zwischen den Bewohnern und Mitarbeitern zu sein, mit ihnen zu reden, sie zu motivieren, mit ihnen zu arbeiten. Die Menschen waren sehr dankbar“, sagt der 19-Jährige. Mit seinen blonden Haaren und der fremden Sprache war er ohnehin ein Exot für seine Schützlinge. „Die haben mir blind vertraut. Ich habe sie als Freunde wahrgenommen. Viele schreiben mir über WhatsApp. Einige haben es geschafft, leben wieder bei ihren Familien oder haben Arbeit.“ Zwei Bewohner sind ihm besonders ans Herz gewachsen. José, „ein herzensguter, feiner, älterer Mensch“, hat leider kein Handy und ist quasi unerreichbar.

Wie Daniel mit der Sprache zurechtkam? „Ich konnte mich gut verständigen. Die Chilenen sprechen sehr schnell, aber nach zwei Monaten hatte ich ein Gefühl dafür entwickelt. Am Ende konnte ich mich fließend unterhalten.“

Und der junge Mann kam auch mit den Kindern aus dem zweiten Projekt gut zurecht. In verschiedenen Vierteln traf er zu festen Terminen die Fußballer, alle aus sozial schwachen Familien. Sie lernten Fairplay-Regeln, vom Platz gestellt wurde, wer Schimpfwörter gebrauchte. Der Erfolg stellte sich ein – nicht nur beim Spiel. Und: Einige Talente hat er auch gesehen. Am Schluss hatten die Kinder für ihn ein Büfett vorbereitet. „Ich war sehr gerührt.“

Während des Jahres besuchte der Eisbacher den Süden und Norden, war in der südlichsten Stadt der Welt und besuchte den trockensten Ort der Erde, sah die größte Salzwüste, La Paz in Bolivien und Machu Picchu in Peru. Und für vier Tage war er auch noch auf den 4000 Kilometern entfernten Osterinseln.

Jetzt wird er wahrscheinlich Medizin oder Psychologie studieren. Auf jeden Fall will Daniel Neudecker wieder nach Südamerika reisen. Dann wird er sich auch das genaue Rezept für die gefüllten Teigtaschen „Empanadas“ geben lassen. Das hat er verpasst.

Am Sonntag, 23. Oktober, 19 Uhr, berichtet Daniel Neudecker in der Eisbach-Kapelle über seinen Freiwilligendienst und zeigt Fotos.

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