Dollendorf 13 Jahre war Walter Heßler Bezirkspolizist - Jetzt geht er in den Ruhestand

DOLLENDORF · Als Dorfsheriff hat er sich nie gesehen. Auch nicht als Oberlehrer, der mit gehobenem Zeigefinger und der Axt des Gesetzes durch die Straßen läuft. Walter Heßler wollte stets Schutzmann sein. "Ich habe immer auch die soziale Komponente einfließen lassen", sagt der 62-Jährige. "Das hat dazu geführt, dass ich von den Dollendorfern viel Wohlwollen zurückbekommen habe."

 Walter Heßler nennt Dollendorf heute seine zweite Heimat. 13 Jahre lang war es sein Revier.

Walter Heßler nennt Dollendorf heute seine zweite Heimat. 13 Jahre lang war es sein Revier.

Foto: Frank Homann

Am 31. August sagt der Bezirkspolizist von Dollendorf nach 13 Jahren servus. Nicht leise, wie es vermutlich seine Art gewesen wäre. Der Mann, der für viele im Ort mittlerweile zum Stadtbild gehörte, wird am kommenden Montagabend (circa 20 Uhr) während des Schützenfestes in Oberdollendorf feierlich verabschiedet. Wie genau, das ist streng geheim.

"Ich weiß selbst nichts", sagt er, und es ist ihm anzumerken, dass ihm diese Rolle gar nicht liegt. Stets hatte er ein Ohr bei den Menschen, wusste Bescheid, was in "seinem" Dorf so vor sich geht. Es sei sinnvoll, sagt er folglich, so lange in einem Ort zu sein wie er es war. "Es braucht drei, vier Jahre, ehe man alle Schlüsselpersonen in den Vereinen und Institutionen kennt", sagt Heßler, "das hilft später enorm bei den Ermittlungen. Während sich andere einen Wolf rannten, führte ich ein Telefonat."

Es ist 33 Jahre her, als Walter Heßler von Bonn an die Polizeiwache Königswinter wechselt. Ein neues Terrain, schließlich wohnt der gelernte Maschinenbautechniker bis heute in Rossbach/Wied. Nach 20 Jahren im Wach- und Wechseldienst wird Heßler Bezirksdienstbeamter. Heute sagt er: "Dollendorf ist eine der schönsten Polizeibezirke in Nordrhein-Westfalen und zu meiner zweiten Heimat geworden."

Wenn er heute mit seinem Polizeiwagen durch Dollendorf fahre, bekomme er die linke Grußhand gar nicht mehr ans Steuer. Sie kennen ihn. Er kennt sie. Und doch freuten sich nicht alle, wenn er zu Besuch kam. Berufsrisiko sozusagen. 50 bis 60 Haftbefehle vollstreckte er pro Jahr, meist Menschen, die zu einer Geldstrafe verurteilt wurden, diese aber nicht gezahlt hatten.

Nein, es war nicht alles rosarot in seiner Dienstzeit. Als er noch im Wachdienst tätig war, ereigneten sich in nur zwölf Monaten mehr als ein Dutzend tödliche Unfälle. "Da gewöhnt man sich nie dran. Das nimmt man jedes Mal mit nach Hause", sagt Heßler. Wie auch das schreckliche Verbrechen an Hannah.

Jener Fall, der mit einer Vermisstenmeldung begann, an die sich eine für Dollendorf einmalige Suchaktion anfügte und schließlich mit dem grausamen Fund des Mädchens endete. "Es knisterte in Dollendorf, die Betroffenheit war überall spürbar und eine Frage stets präsent: Wer war das?", erzählt Walter Heßler. Er kannte Hannah von der Schule - und sein polizeilicher Instinkt verriet ihm sofort: Wir kennen den Täter, er kommt aus dem Umfeld. Er sollte recht behalten. "Dieser Fall war die Tiefe meines Berufslebens", sagt er.

Unfälle seien das eine, aber ein Tötungsdelikt eben das andere. "Es wäre ja zu verhindern gewesen", erklärt Heßler, der in seiner Amtszeit nie seine Dienstwaffe ziehen musste. Wohl aber musste er einige Todesnachrichten überbringen. "Das ist einer der Gründe, warum ich mich auf den Ruhestand freue", sagt er.

Und wie sieht er aus, dieser Ruhestand? Seine Frau, mit der er 41 Jahre verheiratet ist und zwei Kinder sowie zwei Enkelkinder hat, ist auch gerade in Rente gegangen. "Jetzt sind wir nicht mehr fremdbestimmt und können nach Lust und Laune verreisen", sagt er. Das erste Ziel ist bereits auserkoren: Es geht mit dem eigenen Wohnmobil an die Ostsee.

Aber vorher wird erst einmal Abschied gefeiert. Am Montag, nach der Parade. Wie passend, war er doch 13 Jahre lang der "erste Mann" der Parade. Als Bezirkspolizist geht man nämlich stets voran, als Schutzmann. Diese Aufgabe übernimmt fortan sein Nachfolger Claus Dahm.

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