Kabarettist Nils Heinrich "Wir hatten drüben nur Umlaute"

RHEINBREITBACH · "Dieser Mann ist ein Kraftwerk", kündigte Hermann Wald vom Förderkreis Obere Burg den Kabarettisten Nils Heinrich an. Und da hatte er nicht zu viel versprochen.

 Satirisches Schnellfeuer in der Oberen Burg lieferte Nils Heinrich ab.

Satirisches Schnellfeuer in der Oberen Burg lieferte Nils Heinrich ab.

Foto: Frank Homann

Der gebürtige Thüringer "...weiß Bescheid!", wie sein aktuelles Programm betitelt ist, und als charmant boshafter Revolutionär mit klugem Kopf und schnellem Mundwerk verschaffte er den Gästen einen satirisch genussvollen Abend.

Den begann Heinrich mit einer Medienschelte angesichts der "Hexenjagd" auf GDL-Chef Claus Weselsky, dessen Adresse man veröffentlicht habe und dessen geschiedene Frau über ihn ausgefragt worden sei. "Ich finde es besser, wenn das Geld der Deutschen Bahn nicht in den Taschen von Ronald Pofalla landet, sondern bei denen, die wirklich arbeiten", so Heinrich. Außerdem sei er mit der Bahn aus Berlin, der "Großraum-Disco kurz vor Warschau", trotz Streik immer ohne Probleme zu seinen Terminen gekommen.

Und schon nahm Heinrich den neuen Berliner Flughafen aufs Korn, den "steingewordenen Konjunktiv", von dem man nur annehme, dass er, wann auch immer, fertig werden könnte. "Der heißt Willy Brandt, aber es hapert am Brandschutz", kalauerte der Kabarettist. Kein Betrieb, aber am helllichten Tag brenne dort überall Licht. "Ich habe Sicherheitsbeamte gefragt, warum das so ist. Antwort: 'Hier weiß keiner, wie es ausgeht'." Tebartz van Elst habe für sein "Bischofs-Eigenheim" in Limburg 31 Millionen Euro ausgegeben. "Peanuts, der Flughafen kostet 35 Millionen Euro - pro Tag", rechnete er vor.

Da habe die DDR schon besser mit Geld umgehen können. Mit dem Zwei-Milliarden-Kredit von Franz Josef Strauß sei sie immerhin sieben Jahre ausgekommen. "Wir hatten ja da drüben nix, nur unsere Umlaute", spielte er auf seinen Dialekt an, um dann vom ewigen Sommerurlaub seiner Familie im schönen Harz zu berichten, der für ihn und seine Geschwister zum "Mittelgebirge unserer Alpträume" wurde.

Von der Vergangenheit wechselte Heinrich schnell zur Gegenwart, in der technische Geräte nur noch "Übergangslösungen" für neuere Modelle sind. "Außerdem streicheln Leute heute Telefone, nicht mehr ihre Kinder", monierte er, um sich dann den topfitten Senioren zu widmen: "Wenn die im Freibad ihre Runden drehen, erzeugen sie todbringende Strudel." Viel Kondition brauchten seine begeisterten Zuhörer aber auch, um sein satirisch-vergnügliches Schnellfeuer auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft durchzustehen.

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