Diskussionsreihe in Bad Honnef "Wir brauchen etwas für die Seele"

AEGIDIENBERG · "wasser - brot - und kunst": Unter diesem Motto steht die Diskussionsreihe, zu der Susanne Krell in unregelmäßigen Abständen in ihr Atelier in Hövel einlädt. "Ich möchte gerne an aktuellen Fragestellungen interessierte Menschen zusammenbringen", erklärt die Künstlerin ihre Intention.

 Austausch zwischen Kunstwerken: Guido Schlimbach (hinten rechts) und Susanne Krell (hinten links) mit Gästen.

Austausch zwischen Kunstwerken: Guido Schlimbach (hinten rechts) und Susanne Krell (hinten links) mit Gästen.

Foto: Frank Homann

Diesmal hatte sie Guido Schlimbach als Impulsgeber zum Thema "Kunst und Religion" gewinnen können. Für die Gäste gab es Wasser, Brot und eben Kunst: An den Wänden hingen neue Arbeiten von Susanne Krell, zu denen sie unter anderem durch eine Iran-Reise inspiriert worden war.

Guido Schlimbach studierte katholische Theologie in Bonn und Wien sowie Sozialarbeit an der Katholischen Fachhochschule in Köln. Er ist hauptamtlich Pressesprecher der Aidshilfe NRW, ehrenamtlich als künstlerischer Leiter der Kunst-Station Sankt Peter in Köln tätig und auch als Kurator von Kunstausstellungen gefragt. Seine Dissertation verfasste er zum Verhältnis von Kirche und Kunst. Mit Susanne Krell verbindet ihn auch ein gemeinsames Werk. Schlimbach verfasste die Texte für das Buch "Orte - weiter Raum", in dem es um Krells Arbeiten in sakralen Räumen geht.

Er präsentiere gerne Kunst an sakralen Orten, wo Menschen beten, zur Ruhe kommen, Trost schöpfen. Diese Gefühle, diese Hingabe der Leute mache das Besondere dieser Räume aus, betonte Guido Schlimbach. Kunst rege dazu an, sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen. "Die Symbiose von Kunst und Kirche, die früher eine Einheit bildete, ist allerdings mit der Neuzeit zerbrochen." Der Gotik-Erlass im Kölner Erzbistum 1913 habe dazu geführt, dass hier Neubauten nur noch im gotischen Stil vorgenommen werden durften. Diese Kirchen würden dann zwar aussehen wie aus dem Mittelalter, seien aber nicht viel älter als 100 Jahre.

Das Fremdeln mit zeitgenössischer Kunst sei aber nicht nur ein Phänomen der Kirche. "Die Leute sagen mir dann, bei Kunst müssten sie auch etwas erkennen können", so Schlimbach. Das kreative Schaffen entstehe oft im Widerstreit mit dem Selbstzweifel. "Viele Künstler leben aus dem Selbstzweifel heraus, beschäftigen sich mit den existenziellen Fragen. Das ist immer die Motivation für Künstler gewesen." Und: "Wenn sie ein Bild gemalt haben, dann haben sie im Kopf schon ein neues Werk. Künstler sind nie fertig." So habe der schwer erkrankte Henri Matisse aus der Not heraus Scherenschnitte gefertigt, die mit ihrer Farbigkeit und Ornamentik sogar als Höhepunkt seines Schaffens gelten.

In dieser Zeit entwarf er auch Wandschmuck und Fenster einer neuen Kapelle in Vence, die 1951 eingeweiht wurde. Susanne Krell sagte: "Wir brauchen Brot und Wasser und etwas für die Seele." Sie verwies auf einen Engel. "Er hat zwei Flügel. Keiner hat je einen Engel gesehen. Wir sehen Engel durch die Bilder, die Künstler hergestellt haben." Es wurde noch intensiv diskutiert. Schlimbach sagte zum Abschluss: "Die spirituelle Sehnsucht der Menschen ist immer noch vorhanden. Wir brauchen Rituale."

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