Tierschutzverein Siebengebirge Wieso Wolfgang Lucht als Vorsitzender zurückgetreten ist

BAD HONNEF · Zunächst wurde Wolfgang Lucht einstimmig zum neuen Vorsitzenden des Tier-, Natur- und Artenschutzvereins Siebengebirge gewählt. Aber kurz nach der Jahreshauptversammlung war für ihn klar, dass er vom Amt zurücktreten wird. Dazu äußerst er sich im Interview.

 Gewählt und wieder zurückgetreten: Wolfgang Lucht.

Gewählt und wieder zurückgetreten: Wolfgang Lucht.

Foto: Privat

Wie kann so etwas passieren?
Wolfgang Lucht: Nachdem Wolfgang Olbrück und Hans-Günther Bambach aus Zeitgründen nicht mehr zur Verfügung standen, habe ich auf Bitten von Mitgliedern, auch aus dem Vorstand, kandidiert. Ich bin diesem Wunsch gern nachgekommen, denn ich war sowieso nach meiner ersten Amtsperiode auch ohne Sitz im Vorstand ein Aktiv-Posten des Vereins. So wusste ich auch aus meiner Tätigkeit in der Mitgliederverwaltung, dass es heftige Kritik an der Ausrichtung des Vereins, der internen Grüppchen-Bildung und folglich mangelnde Einbindung einsatzwilliger Mitglieder gab. Daher habe ich in meiner Rede vor der Wahl deutlich gemacht, dass ich genau diese Punkte in einer neuen Amtszeit aufgreifen würde.

Was genau veranlasst Sie jetzt zum Rücktritt?
Lucht: In meinem Team hätte ich gerne Wolfgang Pütz als zweiten Vorsitzenden gehabt, der sich seit langem durch sein Engagement etwa als Einsatzfahrer, Pflegestelle und wegen seiner Sachkenntnisse hervorragend dafür geeignet hätte. Leider ist er demokratisch einwandfrei, aber von der Art und Weise her bedenklich, ausgebremst worden, indem die Katzen-Lobby im Verein zur feindlichen Übernahme aufgerufen hatte und reihenweise neue Mitglieder mit ausgefüllten Mitgliedsanträgen und Zahlungsnachweisen den Raum füllten. So wurde meine Freude über die mit 78 Teilnehmern gut besuchte Veranstaltung schnell nach Erkennen dieses Vorgehens getrübt. Denn das waren nicht die 58 neuen Mitglieder, die den Verein im Jahr 2012 auf 444 anwachsen ließen.

Warum sind Sie nicht gleich an dem Abend aus der Deckung gekommen?
Lucht: Meine Position wurde als erste gewählt. Die Richtung wurde dann im weiteren Wahlverlauf deutlich, da mochte ich die Versammlung nicht platzen lassen. Zusätzlich sorgten Wortmeldungen, die die Arbeit für Katzen in der Bedeutung über die von anderen Tieren stellen wollten, für Unruhe in den Reihen. Dabei sind die Katzen bisher schon der klare Schwerpunkt des Vereins: Sie verursachen Jahr für Jahr die höchsten Kosten, wir vermitteln und kastrieren die meisten Tiere. Leider wird hier schnell vergessen, dass diese enormen Kosten nur über andere Vereinsbereiche gedeckt werden können.

Zeigte sich diese Präferenz auch in den Wahlen?
Lucht: Mit der Katzenpflegestelle Ozan und Jessica Stoll wurden die Posten des zweiten Vorsitzenden sowie einer Beisitzerin, die noch ohne konkrete Aufgabe ist, besetzt. Zusammen mit der im Amt bestätigten Gisela Gebel, die die Katzenabteilung vertritt, ist klar, wohin die Reise des Vereins nun gehen wird. Damit ist der Bereich Katzen jetzt deutlich überrepräsentiert. Außerdem erweist sich die Katzen-Lobby selber einen Bärendienst, wenn sie zwei aktive Katzen-Vertreter in den Vorstand schiebt, die dann für die Katzenarbeit weniger Zeit haben.

Mögen Sie keine Katzen?
Lucht: Von wegen. Wir haben selbst acht Stück zu Hause.

Und wo bleibt der Bereich Natur- und Artenschutz?
Lucht: Ein kleiner Trost ist hier die Berufung von Gerald Steinwand als vierter Beisitzer, der sich für diese Aufgabe angeboten hatte. Ich drücke ihm die Daumen, dass er in dieser Funktion etwas für den Verein erreichen kann.

Was sagen Sie nun all den Mitgliedern, die Sie gewählt haben?
Lucht: Ich bedauere sehr, diesen Weg gehen zu müssen, aber der Vorstand war bereits im Vorfeld der Jahreshauptversammlung darüber informiert, dass ich für die nun vorliegende Konstellation definitiv nicht zur Verfügung stehen würde. Die allgemeine Verwirrung bei den Wahlen bestätigten auch die vielen Enthaltungen. Außerdem haben mich die vielen Anrufe nach der Wahl in meinem Entschluss bestärkt.

Geht der Verein nun unter?
Lucht: Das will ich nicht behaupten. Aus meiner Sicht kann und will der neu gewählte Vorstand die satzungsgemäßen Ziele des Vereins nicht mehr umsetzen, zumal es schon erste Stimmen gibt, die den seit vielen Jahren geplanten Tierheimbau, für den auch schon viele zweckgebundene Spenden eingegangen sind, als Ziel ganz aus der Satzung streichen wollen.

Der Vorstand und Zahlen aus der Vereinsarbeit

Stellvertretender Vorsitzender: Ozan Stoll; Schatzmeisterin: Brigitte Bley-Völkner, Schriftführerin: Andrea Czapek; Beisitzer: Susanne Lucht als Leiterin der Tierabteilung, Gisela Gebel als Leiterin der Katzenabteilung, Gerald Steinwand als Leiter Natur- und Artenschutz, Jessica Stoll (noch ohne konkrete Aufgabe).

Vermittelte Tiere 2012

Insgesamt: 341 (41 weniger als 2011)

Katzen: 142 (50 weniger als 2011)

Katzen-Kastrationen: 304 (84 weniger als 2011)

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