Siebengebirge Weinbau stand schon 1973 vor dem Aus

SIEBENGEBIRGE · Seit die Bezirksregierung den Winzern untersagt hat, wegen der Steinschlaggefahr vom Siegfriedfelsen im Weinberg unterhalb des Drachenfels zu arbeiten, ist auch immer wieder von der Flurbereinigung die Rede.

Honnefs Bürgermeisterin Wally Feiden setzt bei diesem Punkt an, um das Land an seine Verpflichtung zu erinnern. "Schließlich sind die Eingriffe, die zu den Problemen geführt haben, im Rahmen der Flurbereinigung vom Land vorgenommen worden", sagte Feiden dieser Tage. Auch der Vorsitzende des Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS), Hans Peter Lindlar, erinnerte an die Flurbereinigung unter der "gut gemeinten Ägide" des damaligen Landwirtschaftsministers Diether Deneke, weshalb er das Land auch jetzt in der Pflicht sieht.

Dabei war die Flurbereinigung erst die Grundlage für die heutige Existenz der drei Siebengebirgswinzer im Haupterwerb. Denn 1973 stand der Weinbau im Siebengebirge vor dem Aus. Nur noch fünf Hektar wurden bewirtschaftet. Die Flächen waren zersplittert, das Gelände schlecht zu bewirtschaften. Allein in Oberdollendorf waren 40 der insgesamt 56 Grundbesitzer zu jener Zeit noch als Nebenerwerbswinzer tätig, die restlichen Flächen lagen brach.

Vertreter der beiden Städte Bad Honnef und Königswinter wollten dem Niedergang des Weinbaus stoppen und fanden in Landwirtschaftsminister Deneke (1966 bis 1979), der in Oberdollendorf wohnte, einen prominenten Fürsprecher. "Zum Naturpark Siebengebirge gehört der Weinbau dazu", sagte der Minister damals.

Auch wenn der Weinbau im Siebengebirge erst im Jahr 966 erste urkundliche Erwähnung fand, sollen bereits die Römer dort Reben gepflanzt haben. Das in Siegburg ansässige Amt für Agrarordnung wurde mit der Durchführung beauftragt.

Das Amt kaufte die Grundstücke auf, parzellierte sie neu und verkaufte sie dann den Winzern zurück. Den größten Teil der Kosten von 6,9 Millionen Mark trug das Land, die Eigentümer wurden mit einer Flurbereinigungsumlage von 2,60 Mark pro Quadratmeter beteiligt.

Die Flurbereinigung verlief in den drei Abschnitten Siebengebirge I bis Siebengebirge III in den Jahren 1973 (Oberdollendorf) bis 1978 (Rhöndorf). Auch die Weinbergswege wurden damals angelegt. Offiziell abgeschlossen wurde die Flurbereinigung erst Ende 1993, als die Winzer ihre letzten Raten zahlten.

Heute bewirtschaften die Weingüter Pieper (Königswinter) neun Hektar und Broel (Rhöndorf) zweieinhalb Hektar in den Lagen Königswinterer und Rhöndorfer Drachenfels sowie Blöser (Oberdollendorf) rund sieben Hektar in den Lagen Oberdollendorfer Rosenhügel, Laurentiusberg und Sülzenberg. Um Bodenerosion zu vermeiden wurden damals kaskadenförmige Wasserrinnen angelegt.

Die Rebenzeilen wurden so häufig unterbrochen, dass das Wasser im Boden versickern kann. Dennoch ist die Erosion heute mehr denn je ein Problem. Beim Starkregen Ende Juni schoss ein Wasserfall vom Drachenfels in den Weinberg. Die Auffahrt zur B42 musste gesperrt werden. "Wir hatten teilweise einen Bodenabtrag von einem halben Meter. Das hat es noch nie gegeben", sagt Felix Pieper. Andererseits ist der bepflanzte Weinberg der beste Schutz gegen die Erosion.

Die Flurbereinigung brachte auch Probleme mit sich. Nach schweren Regenfällen im Winter 1981/1982 begann der Westhang des Drachenfels unterhalb von Schloss Drachenburg zu rutschen. Messungen ergaben, dass die neu angelegten Weinbergwege durch die Erdbewegungen um mehr als zehn Zentimeter verschoben wurden. Das Geologische Landesamt kam zu dem Schluss, dass Flurbereinigung und starke Regenfälle die Ursache sein könnten. Messungen Mitte der 80er Jahre ergaben, dass am Drachenfels und am nahen Rüdenet die Hangbewegung alljährlich im Meterbereich lag. Möglicherweise durch "weinberggerechte Geländearbeiten". Die Burgruine sei aber nicht in Gefahr.

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