Interview mit Edgar Neustein Vorsitzender von "Ad Erpelle" - "Ständige Spielstätte ist das Ziel"

Der Kunst- und Kulturkreis "Ad Erpelle" ist neuer Eigentümer des Eisenbahntunnels auf Erpeler Seite der früheren Rheinbrücke von Remagen. Der Verein hat den historisch bedeutsamen Stollen für den symbolischen Preis von einem Euro von der Bahn AG gekauft. Vereinsvorsitzender Edgar Neustein äußert sich dazu.

 Seit 1974 lebt der gebürtig aus der Eifel stammende Edgar Neustein in Erpel. Kommunalpolitisch aktiv ist der heute 66-Jährige seit 1984, zunächst und insgesamt 27 Jahre als Mitglied des Ortsgemeinderates, ab 1985 zudem als Mitglied des Unkeler Verbandsgemeinderates. Von 1985 bis 2009 war Neustein Bürgermeister der Ortsgemeinde Erpel.

Seit 1974 lebt der gebürtig aus der Eifel stammende Edgar Neustein in Erpel. Kommunalpolitisch aktiv ist der heute 66-Jährige seit 1984, zunächst und insgesamt 27 Jahre als Mitglied des Ortsgemeinderates, ab 1985 zudem als Mitglied des Unkeler Verbandsgemeinderates. Von 1985 bis 2009 war Neustein Bürgermeister der Ortsgemeinde Erpel.

Foto: Claudia Sülzen

Wie ist die Idee zum Kauf des Tunnels entstanden?
Edgar Neustein: Die Brückentürme gehören bekanntlich der Ortsgemeinde. Der Gedanke an Theater im Tunnel ist entstanden gemeinsam mit dem ehemaligen Leiter unserer Laienspielgruppe, Peter Becker. Wenn wir zusammen saßen, haben wir manchmal ein bisschen gesponnen und uns gedacht: Das wäre mal eine Spielstätte. Dann kam 2005 das 60-jährige Gedenken an den 7. März 1945. Ich hatte zur Feier im Bürgersaal den Intendanten der Landesbühne Rheinland-Pfalz, Walter Ulrich, gebeten, aus dem Roman "Die Brücke von Remagen" von Rolf Palm zu lesen. Hinterher sagte er: Der Roman ist so spannend, ich glaube, ich mache da mal ein Theaterstück draus. Und ich habe spontan gesagt: Das müsste man im Tunnel spielen. Er schaute mich an und sagte: Ich mache das Stück, Sie den Tunnel.

Wie ging es weiter?
Neustein: Wenn man gute Leute hat, die sich aus Überzeugung ehrenamtlich engagieren, ist das die beste Grundlage. Ich erzählte fünf Freunden von der Idee. Sie waren sofort bereit, mitzumachen. Wir haben den Verein "Ad Erpelle" gegründet, zur Gründungsversammlung kamen schon 60 Leute. Heute hat der Verein 133 Mitglieder. Übrigens haben wir ganz aktuell durch den Tunnelkauf zehn neue Mitglieder hinzu gewonnen.

2006 wurde das Theater im Tunnel Realität.
Neustein: In dem Jahr waren es sieben Aufführungen, fünf waren geplant, zwei haben wir nachgeschoben. 2007 folgten dann 17 ausverkaufte Vorstellungen, inzwischen ist die "Brücke" 75 Mal gelaufen. Und die Nachfrage ist immer noch da. Hinzu kamen weitere Stücke wie das Pilatus-Evangelium. Und dann wären da ja noch Ausstellungen und Kunstaktionen, in den Brücken-Türmen und im Tunnel.

Warum ist der Tunnel ein derart inspirierender Ort?
Neustein: Das hat sicher mit der Historie zu tun, aber auch mit dem Tunnel selbst. Er hat zum Beispiel eine ganz spezielle Akustik.

Dann wollte die Bahn nicht mehr mitspielen?
Neustein: Die Bahn hatte kein Interesse an dem Ort, das kann man sicher so sagen. Obwohl ich einen Verhandlungspartner hatte, der sich sehr eingesetzt hat. Voriges Jahr kam der Schlusspunkt, die Bahn hat damit begonnen, dass sie Pacht verlangte. Das war schon heftig aus unserer Sicht, schließlich haben wir viel investiert, etwa den Tunneleingang richtig gesichert und mehr. Dann hieß es: Der Tunnel soll dauerhaft verschlossen werden, es sei denn, ihr kauft ihn. Auch wurde uns das Grundstück davor angeboten und gegenüber bis zur Bahn. Eine Fläche von immerhin 8000 Quadratmetern, wir können uns vernünftig ausdehnen. Und das wird bei einer dauerhaften Spielstätte auch nötig sein, dann brauchen wir Toiletten und vieles mehr.

Das ist auch eine Verpflichtung.
Neustein: Als Netz, in das man hineinfällt, können wir immer noch machen, was die Bahn wollte: alles dichtmachen. Aber das wollen wir ja verhindern, die ständige Spielstätte ist das Ziel. Der Tunnel ist baulich in Ordnung. Trotzdem: Wir haben die Genehmigung des Kreises als Spielstätte bislang immer nur für die Spielzeit bekommen, nie dauerhaft. Für eine dauerhafte Genehmigung wird also noch einiges zu machen sein. Es werden eine Menge weiterer Auflagen kommen. Wir werden uns bald mit dem Kreis in Verbindung setzen und sehen, welche Notwendigkeiten damit verbunden sind, etwa eine dauerhafte Notstromversorgung. Auch denken wir über feste Tribünen nach.

Wie will der Verein das schultern?
Neustein: Wir haben inzwischen eine gute Rücklage, die Theaterveranstaltungen haben auch Geld in die Kasse gebracht. Grundlage ist ein sehr fairer Vertrag mit der Landesbühne. Aber natürlich sind mit dem Theater immer auch Kosten für uns verbunden, an die 8000 bis 9000 Euro pro Spielzeit. Trotzdem ist etwas übrig geblieben, wenn auch bei weitem nicht genug, um jetzt alles Notwendige abzudecken. Wir versuchen darum, Zuschüsse einzubringen, wollen 2013 beim Kultursommer Rheinland-Pfalz mit dabei sein. Dann werden wir überlegen, ob wir in Form einer Bürgerstiftung oder ähnlichem Förderer gewinnen können und Firmen, die uns ja bisher schon sehr unterstützen, etwa die Sparkasse Neuwied, die Süwag, die VR-Bank Neuwied-Linz und die Bad Honnef AG. Wir wollen das stückweise entwickeln.

Was passiert 2013?
Neustein: Aufführungen der "Brücke" gibt es natürlich, vom 23. August bis zum 14. September. Auch sonst bietet sich im Theaterbereich viel an. Es wird sinnvoll sein, die Spielpläne der umliegenden Theater zu kennen, um Gastspiele zu ermöglichen. Auch Konzerte sind reizvoll. Wichtig ist: Es muss passen. Das heißt nicht, dass es immer um die Kriegsgeschichte gehen muss, keinesfalls. Aber Vermietungen für Partys wird es nicht geben.

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