Susanne Krell im KSI Von der Kunst, einmalige Orte zu sammeln

BAD HONNEF · Der Besuch der Steinfelder von Carnac in den späten 1980er Jahren war für Susanne Krell ein prägendes Erlebnis. Denn inmitten der imposanten Megalith-Alleen in der französischen Bretagne erkannte die Künstlerin: Der unvergleichlichen Aura dieser Stätte vermochte sie mit klassischen Techniken nicht gerecht zu werden - weder mit Zeichnungen noch mit Gemälden oder Fotografien.

 Künstlerin und Werk: Susanne Krell vor einer ihrer Frottagen, die noch bis Februar im Katholisch Sozialen Institut zu sehen sind.

Künstlerin und Werk: Susanne Krell vor einer ihrer Frottagen, die noch bis Februar im Katholisch Sozialen Institut zu sehen sind.

Foto: Frank Homann

Daher beschloss sie, ihr bis dato unbekannte Wege einzuschlagen: Sie kaufte sich einen DIN-A-3-Zeichenblock und ein Päckchen Kreide und begann, die Menhire von Carnac als Frottage aufs Papier zu bannen - hautnah und unmittelbar.

Heute, viele Jahre und mehr als 1.000 Frottagen später, hat sie Papierrolle und Kreide stets im Gepäck: Das Sammeln von außergewöhnlichen Orten hat es ihr mehr denn je angetan. Ein kleiner Ausschnitt von Susanne Krells handgefertigtem Weltarchiv ist nun in Form von 60 "Ansichten zum Petersdom" im Katholisch-Sozialen Institut (KSI) zu erleben.

Frottagen sind den meisten noch aus der eigenen Kindheit ein Begriff: Hinter dem französischen Begriff steckt eine Abriebtechnik, mit der die Oberflächenstruktur von Gegenständen auf Papier übertragen wird. Susanne Krell hat in der Frottage ihre ganz persönliche Lieblingstechnik gefunden: Sie hält Menschheitsspuren aus aller Welt und ihre Geschichten auf Papier, Leinwand und gelegentlich auf Nessel- und Molino-Tüchern fest.

Von Heiligen Orten ist Susanne Krell besonders fasziniert. Seit vielen Jahren widmet sie sich mit Vorliebe sakralen Räumen - sie liebt das Konzept des Ideengebäudes, denn "eine Frottage anzufertigen bedeutet, die Idee, für die das jeweilige Gebäude steht, zu berühren." Eng damit verbunden ist für sie die Frage nach der Übertragbarkeit von Spiritualität.

Auch dem Petersdom und seiner Aura ist Krell so nahegekommen. Das Konzept hinter der Ausstellung, die sie in der Krypta des KSI präsentiert: Die Original-Frottage des Petersdom-Bodens liegt in einer Lichtbox, darum gesellen sich 60 künstlerisch verfremdete Variationen in verschiedenen Farben, mit in unterschiedlicher Stärke und diversen Schablonen herausgearbeiteten Elementen und in variablen Maßstäben. Ein Motiv - viele Blickwinkel. "Aus einer konkreten Einzelsituation, hier der Original-Frottage, kann sich eine Vielfalt ergeben", so lautet Krells Anspruch, "denn jeder hat einen ganz eigenen Blick auf das Werk."

Ob Kreml, Louvre, die Jerusalemer Klagemauer oder Ground Zero, die Künstlerin hat schon einiges gesehen, berührt und einen kleinen Ausschnitt davon als Frottage verewigt. Von allem, was ihr einmalig und interessant erschien, "gewissermaßen ein Stückchen mitgenommen, ohne es zu beschädigen", wie sie im Gespräch mit Moderatorin Susanne Guski-Leinwand sagt. Denn, so Krell: "Jeder Ort hat einen individuellen Fingerabdruck, den man mit der Frottage unmittelbar einfangen kann." gne

Die Ausstellung "Ansichten zum Petersdom" ist bis Dienstag, 2. Februar, zu den regulären Öffnungszeiten des KSI zu sehen. Infos unter www.susanne-krell.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort