Dan Walsh spielt im Feuerschlösschen Virtuose auf den Banjo-Saiten

BAD HONNEF · Dan Walsh spielt nicht nur unheimlich gut Banjo, er ist ein Banjo-Rockstar. Einer, der mit 13 Jahren das in Musikerkreisen eher belächelte Saiteninstrument spielen wollte und sich deshalb, sehr zur Verwunderung seiner Eltern, ein Banjo zu Weihnachten wünschte. Heute gilt der Musiker mit der James-Blunt-Mähne als eines der größten Banjo-Talente Großbritanniens.

 Leidenschaftlich: Dan Walsh gibt am Banjo alles.

Leidenschaftlich: Dan Walsh gibt am Banjo alles.

Foto: Frank Homann

Sein Auftritt im Feuerschlösschen zeigte, warum. Zu sagen, Dan Walsh spiele schnell, wäre untertrieben. Er spielt schwindelerregend schnell - als Zuhörer weiß man nicht so recht, ob man mehr Mitleid mit seinen erschöpften Fingern oder dem drangsalierten Instrument haben sollte. Der Banjo-Rocker aus dem englischen Stafford spielt sich förmlich in Ekstase, dass es geradezu erschöpfend ist, ihm zuzuhören - als sei man selbst die fünfminütigen Vollgas-Sprints durch sämtliche Tonlagen und über alle Saiten mitgelaufen.

Walsh verzieht das Gesicht zur angestrengten Grimasse, die Haare wild umherfliegend. "Ist Ihnen aufgefallen, dass ich seltsame Fratzen schneide, wenn ich spiele?", fragt er selbstironisch ins Publikum. "Dann achten Sie mal darauf, dass ich manchmal völlig grundlos mein Bein hebe." Walsh singt gern über seine Heimatstadt, über Höhen und Tiefen des Lebens, und - wie könnte es als waschechter Brite anders sein - über Pubs. Seine Bühnenpräsenz verlangt Aufmerksamkeit, die er belohnt mit Charme, Witz und Humor. Der virtuose Hochgeschwindigkeitsrausch ist aber nur eine Seite: ruhig-harmonisch etwa "The Song Always Stays" mit seiner hoffnungsvollen Melancholie oder der langsame Walzer "Snow in March", entspannt das "At

Least Pretend", "ein romantisches Gedicht mit einer Prise Stalking". Dann Walshs Eingeständnis: "Okay, einige Texte sind ziemlich elendig und traurig, aber ganz zum Schluss kommt ein richtig fröhliches Stück. Ehrenwort." Tänzerische Instrumentalstücke und Klangexperimente sind auch noch dabei, wie sein "Whiplash Reel", ein irisches Feierlied unterlegt mit indischen Motiven, und zugleich lebhafte Erinnerung an seinen

Roadtrip entlang des Ganges. Und dann zum Schluss der Gute-Laune-Bluegrass mit "Every Day Is A Better Day". Das Schlusslied entgleist zu einer wilden Kakophonie, Walsh blüht auf als Pete Townshend des Banjo. Das Instrument bleibt ganz, das Publikum jubelt, Walsh ist erschöpft, lässt sich dennoch zu zwei Zugaben hinreißen. So ist es nun einmal, das Rockstar-Leben - keine halben Sachen.

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