Rommersdorf Villa-Schaaffhausen-Investor hat den Römerbrunnen abgestellt

ROMMERSDORF · Kein Tropfen kommt mehr. Die Römer-Quelle ist versiegt, die Rommersdorfer sitzen quasi auf dem Trockenen. Normalerweise holt sich Regine Held an der Pforte zur Villa Schaaffhausen Wasser zum Trinken, zum Essen- und Kaffeekochen.

Nun nimmt sie das Wasser, das einige Meter weiter aus der Leitung an der Ecke der Kratzgasse neben dem Möschbach sprudelt. "Das kommt zwar aus derselben Quelle, aber der Zapfhahn ist sehr niedrig. Das verwende ich nur abgekocht, weil die Hunde an dem Becken schon mal schlecken." Ihr Mann Frank Dreesbach bedauert ebenfalls, wie viele Rommersdorf-Bondorfer, dass seit einigen Wochen der "Römerbrunnen" versiegt ist.

Der Bürgerblock hat in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen und Planen dazu eine Anfrage gestellt. Er möchte von der Stadtverwaltung feststellen lassen, was es mit dem Zapfrecht an dem Brunnen auf sich hat. Technischer Beigeordneter Jopa Vedders teilte mit, dies sei ein komplizierter Vorgang.

Bislang sei es trotz intensiver Recherche nicht gelungen zu klären, wie die Rechtslage ist. Vedders sagte auch: Im Grunde handele es sich ohnehin um eine Privatangelegenheit zwischen dem angestammten Eigentümer Erzbistum Köln und dem Investor, der wie mehrfach berichtet das Erbbaurecht für das Areal erworben hat.

Für die Rommersdorfer indes scheint die Sache klar. "Diese Zapfstelle ist uraltes Recht der Rommersdorfer", ereifert sich etwa Ursula Voll. "Seit 1847 dürfen sich die Bürger hier Wasser holen. Jahrzehntelang haben sie auch die Brunnenstube gepflegt. Unter dem Ehepaar Fölsing wurde dann ein Schloss darauf gemacht, aber unser Zapfrecht wurde respektiert."

Schon immer, so Voll, würden Nutzer per Schild darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Römerbrunnen nicht um Trinkwasser handelt. "Alle haben sich dort Wasser geholt, und es gab nie ein Problem." Plötzlich würde angeblich eine Gesundheitsprüfung viermal im Jahr verlangt. Voll: "Was ist denn dann in Rhöndorf? Dort hat noch keiner nach einer Gesundheitsprüfung gefragt. Oder im Kurpark? Wird dort auch viermal im Jahr geprüft?"

Auch Manfred Limbach, der Vorsitzende des Bürgervereins, ist über den Vorgang unglücklich: "Der Brunnen gehört zum Image unseres Ortes." August Heinen, das Urgestein des Dorfes, berichtet: "Die Rommersdorfer holten früher ihr Trinkwasser und das Wasser fürs Vieh direkt an der Quelle im Annatal. Als dann Hubert Schaaffhausen 1846 das Anwesen erwarb, stiftete er bald darauf die Tonrohre. Die Rommersdorfer haben den Graben gebaut, so dass das Wasser ins Dorf kam. Die Bürger waren versorgt und Schaaffhausen hatte Wasser für den Springbrunnen."

Später erhielt der Ort die Wasserleitung. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Leitungen kaputt waren, sei die Römerquelle wieder lebensnotwendig geworden. August Heinen: "Auch die amerikanischen Besatzungssoldaten bedienten sich hier. Viele bevorzugen dieses Wasser, weil kein Chlor drin ist." Heinen erinnert sich auch daran, dass die Stadt vor langer Zeit Rohre habe verlegen lassen.

"Wenn das so ist, dann ist das Wasser auch Allgemeingut." Der Bürgerverein habe auch am Quellhäuschen eine große Renovierung vorgenommen. "Das ist ein Gewohnheitsrecht. Danach hat bisher kein Hahn gekräht."

Die Argumente, die Betriebskosten für die Pumpe, ohne die das Wasser nicht sprudele und die zudem Energie koste, sowie angebliche Glatteisgefahr kann ebenfalls kein Bewohner in Rommersdorf verstehen. Ursula Voll: "Früher gab es auch keine elektrische Pumpe und das Wasser sprudelte. Und es hat sich dort auch noch nie jemand ein Bein gebrochen." Und Herbert Breuer, Rektor der Anna-Kapelle sagt : "Bei den Rommersdorfern haben die Investoren ein massives Glaubwürdigkeitsproblem."

Die Stellungnahme des Investors

Christian Boettcher, einer der Investoren des Projektes Villa Schaaffhausen, war am Donnerstag für eine Stellungnahme zur Römer-Quelle nicht zu erreichen. Der Stadtverwaltung und Mitgliedern des Bauausschusses lag aber ein Schreiben Boettchers vor, das er als Bad Honnefer Bürger ans Rathaus adressiert hatte. Darin nennt er Gründe für das Abstellen des Brunnens.

Das Wasser der Zapfstelle werde bekanntlich oft als Trinkwasser genutzt. Dem Gesundheitsamt sei dies zu Ohren gekommen. Boettcher: "Es hat daraufhin festgestellt, dass die notwendigen und regelmäßig wiederkehrenden labortechnischen Nachweise über die Ungefährlichkeit des Wassers als Trinkwasser offenbar aufgrund der hohen Kosten bisher nie erbracht worden sind. Es hat den Betreiber der Zapfstelle daher schriftlich verpflichtet, für diese labortechnischen Untersuchungen nunmehr Sorge zu tragen oder - alternativ - die Zapfstelle zu schließen."

Ihm sei im Spätsommer eine Darminfektion eines Kindes, das Wasser aus der Zapfstelle getrunken habe, vorgehalten worden. Beim Abfüllen von Wasser entstünden zudem Wasseransammlungen auf Bürgersteig und Straße, die im Winter gefrieren. Und: Der Wasserstrahl der Zapfstelle entstehe nicht durch ein natürliches Gefälle, sondern durch eine elektrisch betriebene Pumpe. Diese nicht unerheblichen Jahresenergiekosten möchte er zunächst einsparen, so Boettcher.

Außerdem wolle er alsbald zur Entspannung der ungünstigen Verkehrssituation eine Verlegung der Zapfstelle vornehmen. Dies sei dem Bürgerverein vorgestellt und sehr positiv aufgenommen worden.

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