Pflegedienst Leo Jonas Verein hilft behinderten Kindern

VETTELSCHOSS · Leo Jonas ist so alt, wie er nach Prognosen der Ärzte gar nicht werden sollte: neun Jahre. Er kann robben, spricht vier Worte - "und lacht den ganzen Tag", sagt Papa Kai Krähling. Leo Jonas ist unheilbar krank, eine spontane Genmutation. Und doch, sagt sein Vater, habe er der Welt weitergeholfen.

 Behinderte Kinder benötigen Unterstützung, ihre Familien aber auch. Der Verein Leo Jonas setzt genau da an - und will nun mit einem Pflegedienst eine weitere Lücke ausfüllen.

Behinderte Kinder benötigen Unterstützung, ihre Familien aber auch. Der Verein Leo Jonas setzt genau da an - und will nun mit einem Pflegedienst eine weitere Lücke ausfüllen.

Foto: dpa

Weil seine Familie gemeinsam mit weiteren Mitstreitern einen Verein gründete, der Eltern mit behinderten Kindern durch den bürokratischen Dschungeln von Leistungsanträgen helfen sollte. Sie tauften den Verein: Leo Jonas.

Heute, drei Jahre später, ist dieser Verein über das ursprüngliche Ziel hinausgeschossen. Was in der Blockhütte von Kai Krähling begonnen hat, ist heute ein in vier Bundesländern tätiger Verein mit eigenen Beratungsbüros. "Wir haben 25 bis 35 Neuanfragen pro Woche.

Was wir tun, leistet keiner - nicht mal die Stellen, die dafür bezahlt werden", sagt der Vereinsvorsitzende Krähling, der damit ein Vakuum gefüllt haben will. Der jüngste Meilenstein: Der Verein hat nun einen eigenen Pflegedienst gegründet - die "Leo Jonas Intensivpflege und Beratung".

Die Liste der Angebote dieses Dienstes ist lang und die Unterstützung ganzheitlich. Von Tages- und Nachtpflege mit 24-Stunden-Rufbereitschaft über Nachtwache bis hin zu einer Zusammenarbeit mit Ärzten, Therapeuten und externen Dienstleistern wie Kranken- und Sanitätshäusern.

All diese Leistungen werden qualifizierten und nach Tarif bezahltem Personal durchgeführt. Der Pflegedienst ist nicht gewinnorientiert, der Betreuungsschlüssel besonders gut. Der Pflegedienst ist derweil auch auf der Suche nach geeigneten Kräften für verschiedene Teams.

Doch der Pflegedienst soll nur ein Zwischenschritt sein. "Wir wollen der sechste Pflegestützpunkt des Landkreises Neuwied werden", sagt der Vorsitzende, der rund 1600 Stunden pro Jahr in den Verein investiert und manchmal noch bis ein Uhr nachts hilfreiche Telefonate führt.

Die Chancen stehen gar nicht so schlecht: So fehlt den Statistiken zufolge ein Stützpunkt in Neuwied. Sollte der Verein den Zuschlag erhalten, erhielte er eine Erstförderung von 40 000 Euro sowie personelle Unterstützung, die vom Land finanziert würde.

In welche Richtung es mit dem Verein gehen soll, weiß Krähling haargenau: "Wir wollen Bundespolitik machen." Die Verwaltung sowie die Mitgliederbetreuung sollen in die sechs weiteren Geschäftsstellen in den Landesverbänden ausgelagert werden.

In Vettelschoß wollen sie sich dann auf politischer Ebene engagieren und für die Rechte von Familien mit behinderten Kindern kämpfen.

Rund 500 Namen weist die Mitgliederkartei des Vereins derzeit auf - meist sind dies selbst betroffene Familien mit behinderten Kindern. Eine Mitgliedschaft ist aber nicht Voraussetzung, um Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ende August wird der neue Sitz des Bundesverbandes in Vettelschoß eingeweiht.

"Wir haben uns in nur drei Jahren einen hervorragenden Stand erarbeitet. Uns hören inzwischen auch die Ministerien zu", sagt Kai Krähling. Inklusion, so stellt der Mit-Vereinsgründer klar, sei mehr als nur die einzelne Hilfeleistung wie ein Rollstuhl. Inklusion sei ein permanenter Entwicklungsprozess.

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