Bürgerverein Selhof Theatergruppe zeigt beim Dreikönigsball im Saal Kaiser "Amore mio"

SELHOF · Es ist ganz schön aufregend in Selhof. Zumindest auf der Bühne. Aber die Turbulenzen sind nicht nur der Phantasie der Autorin des neuen Stücks zuzuschreiben, das die Theatergruppe des Bürgervereins für den Dreikönigsball im Saal Kaiser vorbereitet. Auch Regisseur Volker Neumann und seine Akteure verstehen es wieder famos, Lokalkolorit in die Handlung einzustreuen

 Italienische Momente in Selhof: Bis zur letzten Minute feilen die Schauspieler an ihren Rollen.

Italienische Momente in Selhof: Bis zur letzten Minute feilen die Schauspieler an ihren Rollen.

Foto: Frank Homann

"Was hier los ist! Selhof ist ja der reinste Sündenpfuhl." Oh ja, Maria führt genau Buch über alles, was im südlichen Honnefer Stadtteil abläuft. "18.30 Uhr. Gunther und Freundin küssen sich auf offener Straße. Unverheiratetes Schmusen in der Öffentlichkeit", notiert sie etwa in ihr schwarzes Büchlein. Maria passt eben auf. Auch auf Traudl, ihre Freundin, die Vorsitzende des Clubs der enthaltsamen Jungfrauen, und gleichzeitig Konkurrentin. Denn beide wollen unbedingt Haushälterin beim neuen Pfarrer werden.

Es ist ganz schön aufregend in Selhof. Zumindest auf der Bühne. Aber die Turbulenzen sind nicht nur der Phantasie der Autorin des neuen Stücks zuzuschreiben, das die Theatergruppe des Bürgervereins für den Dreikönigsball im Saal Kaiser vorbereitet. Auch Regisseur Volker Neumann und seine Akteure verstehen es wieder famos, Lokalkolorit in die Handlung einzustreuen. "Amore mio" - op Selef natürlich. Das verspricht wieder Vergnügen von der ersten bis zur letzten Minute. Die Kulisse bildet eine Gastwirtschaft, die auch mit alten Fan-Utensilien des Honnefer Fußballvereins drapiert ist.

"Ische Francessco, so heißt Franzl auf Italienisch, sein wunderbares Liebhaber", prahlt an der Theke Franzl, der nach seiner Italienreise nun nicht nur "perfekt" die Sprache versteht. Ingo Olbermann mimt den großen Verführer - im azurblauen Trikot. "Immer, wenn ich ,italienisch? spreche, setze ich die Sonnenbrille auf", erklärt der Telekom-Mitarbeiter. "Wenne du wolle, ische spreche noche bisselschen italia", säuselt er Traudl ins Ohr. Und diese "eiserne Jungfrau" schmilzt ziemlich dahin. Olbermann ist mittlerweile der dienstälteste Darsteller der Laienspielschar, seit 15 Jahren dabei.

Aber nicht nur er versteht sein Fach. "Das war schon gut, nur noch ein paar Versprecher sind drin", lobt der Regisseur, der vor vier Jahren das Amt von Günter Runge übernahm und so das über Jahrzehnte gepflegte Erbe von Peter Stöcker, dem Millowitsch von Selhof, weiterträgt. Bei kleinen Holperern helfen ohnehin die Souffleusen Romy Heppner und Sibilla Ufken. In der Maske steht Hannelore Plum. Ihr Mann Claus ist Inspizient, und Stefan Meyer ist für Technik und Beschallung zuständig.

Nadine Batzella schauspielert auch bereits seit 13 Jahren. "Dabei kann ich mich richtig verausgaben. Ich habe wieder meine typische Rolle: laut, launisch." Die Mitarbeiterin des Honnefer Sozialamtes steht mit ihrem Mann Ralf auf der Bühne. Im Stück sind sie Bruder und Schwester. Wenn zu Hause geübt wird, ist Söhnchen Alexis (6) ganz Ohr. Er kennt die Texte genau und bemerkt dann: "Jetzt küssen sie sich wieder." Ralf Batzella, der Gastwirt Gunther im Stück, möchte nämlich heiraten. Doch die Auserwählte ist seiner Schwester Traudl ein Dorn im Auge. Seine Verlobte Rosa wird von Claudia Funken dargestellt. Die Kunden der Honnefer Bäckereifachverkäuferin warten schon mit Spannung auf ihren nächsten Auftritt.

Auch Claudia Funken gibt einige Rätsel auf. Sie wird von Joe besucht, ihrem "Bruder". Klaus Mastallerz geht in dieser Rolle ganz auf. Silke Lohr aus der Königswinterer Stadtverwaltung ist die Maria. Und sie wirbt zusammen mit Traudl um die Gunst des Pfarrers. Das ist Carsten Neumann. Es ist die Premiere für den Programmierer. "Es macht wirklich Spaß", sagt der Sohn des Regisseurs.

Bis zur letzten Minute wird an den Rollen gefeilt. "Gerade im Endspurt fällt uns oft noch etwas Besonderes ein", meint Klaus Mastallerz, von Beruf Feinmechaniker. Dann kommt sozusagen der Feinschliff. Gibt es ein Happyend? Soviel steht fest: Das Führen von Sündenbüchlein wird "bestraft". Auch in Selhof.

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