Gesperrte Weinberge im Siebengebirge Teilnehmer eines Sternlaufes pochen auf Sicherung der Weinberge

SIEBENGEBIRGE · Ein Lauf für die Winzer. "Früher bin ich immer durch die Weinberge gerannt", sagte Alwine Sternke. Seitdem die Wanderwege wegen Steinschlags gesperrt wurden, muss sie für ihr Fitness-Training auf andere Routen ausweichen. Dass seit wenigen Wochen die Winzer nicht mehr zu ihren Rebflächen am Drachenfels dürfen, schlug für sie dem (Wein)-Fass den Boden aus.

Deshalb schloss sich Alwine Sternke einem Trupp von knapp 50 Frauen und Männern an, die sich vor dem Laufladen "7G Runergy" in Bad Honnef versammelten, um von dort zum Weinhaus Domstein in Rhöndorf aufzubrechen. Zu diesem Zeitpunkt machten sich 35 Sportler am Jesuiterhof in Königswinter mit demselben Ziel auf den Weg. An der Hauswand hing eine Tafel, auf dem die Winzerfamilie Pieper für die Solidarität dankte.

Am Rheinufer in Rhöndorf vereinigten sich die Gruppen. Mit Beifall wurden die Teilnehmer des Sternlaufs von den Winzern Adolf Wilhelm ("Bobbi") Pieper und Karl-Heinz Broel, Familienmitgliedern und Mitarbeitern empfangen. Organisator Thomas Mauel: "Wir Läufer sind auf die Weinberge angewiesen.

Wir leben hier vom Tourismus. Der Wein gehört dazu. Wenn Stadt, Bezirksregierung und Land nicht schnell in die Pötte kommen, dann ist das vorbei." Seit Jahren sei die Situation am Drachenfels bekannt. "Die Absicherung des Bergs hätte längst gelaufen sein müssen", so Mauel. Und: "Wir laufen jetzt jeden Freitag. Und wenn nichts passiert, erhöhen wir den Druck.

Dann laufen wir auch zweimal pro Woche." Dafür gab's heftige Zustimmung "seiner" Läufer. Bobbi Pieper: "Diese Solidarität tut uns gut. Vielen Dank für Eure Hilfe! Hoffen wir, dass wir noch lange diesen Wein trinken können."

Mauel, der sich in der Bürgerinitiative Naturschutz Siebengebirge (BNS) um Weinbergbrachen kümmert, ergänzte: "Wir Siebengebirgler ohne Weinbau geht gar nicht. Das ist unser Aushängeschild. Ich sehe zwei Verantwortliche: Das sind der Verschönerungsverein für das Siebengebirge und die Stadt Bad Honnef.

Wo sie das Geld für Sicherungsmaßnahmen herholen, ist egal. Wenn nichts geschieht bis zum nächsten Frühjahr, können sie den Weinbau plattmachen." Honnefs Vizebürgermeisterin Annette Stegger lief mit Tochter Luisa ab Honnef, Sohn Valentin ab Königswinter. Stegger: "Man kann nicht genug Aufmerksamkeit erzeugen. Entschieden wird in Düsseldorf. Ich hoffe, dass man an den verantwortlichen Stellen mitbekommt, dass sich die Bevölkerung für die Winzer einsetzt."

Volker Brusius von "7Runergy": "Die Winzer sind Sponsoren für unsere regionalen Läufe. Wir möchten etwas von dieser Unterstützung zurückgeben." Rhöndorfs Löschgruppenführer Hans-Heribert Krahe lief mit. "Das ist ein Problem unserer Heimat, das alle angeht. Wir müssen Flagge zeigen bei jeder Gelegenheit." Bobbi Piepers Fazit: "Am Ende wird alles gut.

Die Solidarität zeigt uns, dass es eine große Familie am Drachenfels gibt, die ihre Heimat liebt. Die Leute identifizieren sich mit uns, sie können den Amtsschimmel nicht verstehen. Diese Solidarität hat mich gerührt. Ich stand kurz vor den Tränen." Broel: "Besser hätte ich es nicht sagen können."

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