Kinderbetreuung in Bad Honnef Tagesmütter warten auf ihr Geld

BAD HONNEF · "Die Kindertagespflege erfreut sich in Bad Honnef zunehmender Beliebtheit. Kernpunkt ist, dass Tagesmütter und Tagesväter, Eltern und Jugendamt gemeinsam familienähnliche Betreuung ermöglichen, die am Wohl des Kindes orientiert ist", stellte die Stadt Bad Honnef 2013 in einer Pressemitteilung fest. Eine Einbahnstraße ist das gute Miteinander, welches das Jugendamt hier beschwört, nicht.

 Kinderbetreuung durch Tagesmütter, hier eine Aufnahme aus Mecklenburg-Vorpommern, ist beliebt.

Kinderbetreuung durch Tagesmütter, hier eine Aufnahme aus Mecklenburg-Vorpommern, ist beliebt.

Foto: dpa

"Das Personal im Jugendamt ist sehr fähig und sehr engagiert", so eine Tagesmutter zum GA. Dennoch sitzt der Frust bei ihr und auch bei anderen Tagespflegepersonen tief, und das hat keineswegs fachliche, sondern rein organisatorische Gründe: Weil eine Stelle im Jugendamt seit Monaten nicht besetzt ist, bekommen die Tagespflegepersonen teilweise nicht das Geld, das ihnen zusteht.

Es ist nicht das erste Mal, dass es in Abrechnungsdingen klemmt im Bad Honnefer Jugendamt. In der Vergangenheit hatten sich Eltern von Kindergartenkindern darüber beschwert, dass Beiträge falsch oder gar nicht abgebucht wurden. Mit der Konsequenz, dass teilweise nachgezahlt oder Geld zurücküberwiesen werden musste.

Nun also trifft es den Sektor Tagespflege, dessen Finanzierung sich aus Landeszuschuss, Elterneigenanteil und städtischem Zuschuss pro betreuter Stunde zusammensetzt: Seit einigen Monaten warten Tagesmütter, die Kinder neu aufgenommen haben oder geänderte Betreuungsstunden abrechnen müssen, zumindest auf einen Teil ihres Geldes.

"Das Problem ist im Jugendamt bekannt. Die Tagespflegepersonen fordern zu Recht, dass Abhilfe geschaffen wird", sagte Jugendamtsleiterin Helga Martini auf GA-Anfrage. Auslöser des Problems waren demnach unausweichliche Stellenumbesetzungen im Jugendamt. Der Weggang eines Mitarbeiters löste gewissermaßen ein Personalkarussell aus, in dessen Folge spätestens seit dem 1. Oktober Änderungen bei bestehenden Tagespflege-Verträgen oder neuen Betreuungs-Vereinbarungen nicht hätten bearbeitet werden können.

Konkret geht es um die Stelle "Förderung Kindertagespflege": Der bisherigen Mitarbeiterin waren nach dem Ausscheiden des Kollegen neue Aufgaben übertragen worden. Ihre frühere Stelle wurde damit frei - ist aber bisher nicht neu besetzt worden. Im Gegensatz zur Stelle "Fachberatung Kindertagespflege" handelt es sich laut Martini bei der "Förderung Kindertagespflege" vordringlich um Verwaltungsaufgaben - eingeschlossen die Abrechnung und die folgende Überweisung an die Tagesmütter.

Genau dabei klemmt es jetzt. Und zwar in beide Richtungen, denn Familien warten ebenfalls auf Berechnung oder Neuberechnung ihres Eigenanteils, so eine Mutter. Das Problem betreffe nur neue Betreuungsverträge und Änderungen, so die Jugendamtsleiterin: Dank des hohen Engagements der Mitarbeiter sei es ansonsten nicht zu Reibungsverlusten gekommen. Martini: "Wir fangen intern schon sehr viel auf, aber irgendwann geht es halt nicht mehr."

Generell gelte: "Das ist auch ein Problem der kleinen Jugendämter, denn die Bandbreite, die abzudecken ist, ist genauso groß wie bei großen Jugendämtern." Soll heißen: Das Aufgabenportfolio ist identisch, aber mit weniger Personal zu erbringen. "Wer als kleine Kommune ein eigenes Jugendamt an den Start bringt, müsste wissen, dass er dafür mehr Leute braucht." Ein Personalschlüssel allein nach Fallzahlen führe in die Irre. Zum konkreten Fall sagte Martini, sie habe im Dezember im Verwaltungsvorstand auf die Neubesetzung gedrängt.

"Hier muss schnell etwas geschehen. Wir haben den dringenden Wunsch, den Bürgern zu helfen. Es tut in der Seele weh, wenn die Strukturen es nicht hergeben, es auch zu tun." Das sei schon "extrem bitter". Das können betroffene Eltern und Tagespflegepersonen, von denen sich einige an Verwaltung und Politik gewandt haben, nur bestätigen. "Ich gebe das Wertvollste, das ich habe, für viele Stunden in die Hände eines anderen Menschen, der sich dann ausgesprochen liebevoll kümmert - und dann bekommt dieser Mensch nicht, was ihm zusteht. Für mich ist das einfach skandalös", so eine Mutter zum GA.

Auch für eine betroffene Tagesmutter, die namentlich nicht genannt werden will, ist die ganze Sache nicht nachvollziehbar. Alleine in ihrem Fall seien mindestens 100 Stunden noch nicht honoriert worden; bei anderen Tagesmüttern seien noch größere Summen aufgelaufen. "Und unsere Kosten laufen schließlich auch weiter." Jugendamtsleiterin Helga Martini hofft derweil, dass die vakante Stelle zum 1. Februar wieder besetzt werden kann.

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