Ernstfallübung in Bad Honnef Szenario: Explosion einer Imbissbude

BAD HONNEF · Rhein in Flammen auf der Insel Grafenwerth: Tausende feiern, genießen das Feuerwerk. Und dann kracht's. Eine Imbissbude explodiert, eine Stichflamme schießt empor, Menschen werden durch die Luft geschleudert, einige stehen in Flammen.

 Beruhigen, behandeln, bergen: Vor allem junge Helfer Rotem Kreuz, Maltesern und THW zeigten bei der Übung ihr Wissen.

Beruhigen, behandeln, bergen: Vor allem junge Helfer Rotem Kreuz, Maltesern und THW zeigten bei der Übung ihr Wissen.

Foto: Frank Homann

Schreie, Panik. Ein Schreckensszenario - aber glücklicherweise nur ein Drehbuch für eine Übung der Honnefer Gruppen von Deutschem Roten Kreuz, Malteser-Hilfsdienst und Technischem Hilfswerk, geschrieben von Jakob Waßmann, Christian Büsch und Sebastian Limbach.

17.50 Uhr am Donnerstag. Es ist dunkel auf der Insel. Ein Hund geht mit Herrchen Gassi. Ein Rot-Kreuz-Wagen hält neben dem Bouleplatz, ein Zelt wird aufgebaut. Drinnen wärmen sich die Verletztendarsteller auf, bevor es ernst wird. Einige sehen übel zugerichtet aus - alles nur Farbe. Bianca Heck vom DRK hat sie sorgfältig geschminkt, als Brandopfer oder mit blutenden Wunden.

18.25 Uhr. Raus! Die Darsteller erhalten Instruktionen. "Wenn das erste Blaulicht auf der Brücke blinkt, bringt euch in Position", ruft Mario Engels, der Organisatorische Leiter der Übung. Ein umgestürzter Hänger liegt auf dem Rasen. Marius Quadflieg und Julia Markowski kriechen bis zur Hüfte darunter.

Es ist nass, es ist kalt. Bianca Heck geht an Marius' Bein nochmal mit Kunstblut ran. "Ich bin zum ersten Mal Verletztendarsteller. Aber als Feuerwehrmann kenne ich solche Situationen." Die

15-jährige Malteserin Julia hilft diesmal nicht, sondern lässt sich helfen. "Wenn euch gleich jemand rausziehen will, lehnt ihr ab: Nee, nee, mein Fuß ist eingeklemmt", lautet die Anweisung. Ein "Schwerverletzter", eine Puppe, wird in der Nähe abgelegt.

18.35 Uhr: Martinshörner sind zu hören, Blaulichter auf der Brücke zu sehen. Rauchschwaden ziehen über die Wiese. THW-Männer springen vom Wagen und sorgen für Licht für die Sanitätskräfte. Ein erster Rettungswagen des DRK trifft ein, es folgen Notfallkrankenwagen, der Gerätewagen der Malteser, beladen mit Material für alle (Not-)Fälle und besetzt mit Helfern.

Ein Dutzend Fahrzeuge ist da. "Hilfe", schreit Marius. "Hilfe, warum hilft denn keiner", kreischt Julia. Sie können sich nicht bewegen. Andere Opfer rennen in Panik über den Rasen, hocken verstört auf dem Boden oder krümmen sich vor Schmerzen. Elena Paluczak und Gabriele Urbas von der Katholischen Jungen Gemeinde Selhof mimen die Brandopfer. Sie stehen unter Schock. Aber die 40 Helfer behalten kühlen Kopf.

18.45 Uhr. "Aua, Hilfe!" Julia klingt immer verzweifelter. Ein THW-Mann kommt mit einer Verletzten am Arm an ihr vorbei. "Ich schicke Hilfe", versucht er zu beruhigen. 20 Verletzte müssen versorgt werden. Mario Engels behält den Überblick. "Sani, hier rüber!", ruft ein THW-Mann. Paula Golchert und Marlen Paluczak sitzen auf dem Rasen, sie zittern, sie atmen schwer: Rauchvergiftung. "Ich hole dich gleich nach. Du musst keine Angst haben", redet ein Helfer auf eines der Mädchen ein. Das andere zieht er hoch. "Soll ich dich tragen?"

19.10 Uhr: Das THW hievt den Hänger hoch. Derweil haben Helfer um Max Kornfeld eine Patientenablage eingerichtet. Rettungsassistent Christoph Klein spielt den Notarzt. Jeder Patient erhält eine Visitenkarte - rot für sofortige Behandlung, gelb für später zu versorgende Verletzte, grün steht für "leicht verletzt, hat Zeit". Sanitäter sind im Dauerstress: Sie reanimieren, beruhigen, messen Blutdruck, Pulsfrequenz. Am Rand steht Sven Champion vom DRK mit einem Klemmbrett und macht Notizen. Er hat als Übungsbeobachter alles im Blick.

21 Uhr: Die Fahrzeuge stehen wieder einsatzbereit in den Hallen. Im DRK-Heim setzt der Betreuungsdienst allen Beteiligten Nudeln mit Bolognese-Sauce vor. Champion hält Manöverkritik: "Manches muss künftig schneller gehen." Aber er lobt die Akteure auch: "Die Übung verlief sehr harmonisch, im Großen und Ganzen hat alles super geklappt!" Obwohl viele frisch geschulte Nachwuchskräfte im Einsatz gewesen seien, die noch Praxis brauchen. Fest steht: 2015 wird wieder gemeinsam geübt.

Die Hilfsorganisationen

Die Bad Honnefer Malteser bestehen seit 1965. Rund 150 Aktive sind vor allem in den Bereichen Notfallvorsorge, Sanitätsdienst, Erste-Hilfe-Ausbildung, Jugendarbeit, Besuchs- und Betreuungsdienst tätig.

Der DRK Ortsverein zählt mit gut 700 Mitgliedern zu den größten im Rhein-Sieg-Kreis. Davon sind rund 150 Mitglieder in der Bereitschaft, im Blutspendedienst und im Jugendrotkreuz ehrenamtlich tätig. 38 Mitglieder arbeiten ehren- und nebenamtlich im Rettungsdienst.

Der THW Ortsverband wurde 1966 gegründet. Er zählt heute rund 100 aktive Helfer, Reserve-, Alt- oder Junghelfer.

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