Kita-Plätze in Bad Honnef Stadt rechnet mit weiteren 120 Flüchtlingskindern

Bad Honnef · Das Thema Flüchtlinge stand am Dienstagabend auch auf der Tagesordnung des Jugendhilfeausschusses. Denn die Verwaltung beschäftigt nicht nur das Thema der unbegleiteten Jugendlichen, die die Stadt aufnehmen muss, sondern auch die Frage, wie viele zusätzliche Kindergartenplätze anlässlich der vielen Flüchtlinge benötigt werden.

Die Arbeitsgemeinschaft § 78 hatte sich bereits im Vorfeld der Sitzung mit dem Thema der Kita-Plätze beschäftigt - und eine Unterbringung der Kinder im Sinne der Integration und Sprachförderung als wünschenswert angesehen.

Tatsächlich klappe dies, so die Träger der Einrichtungen, bislang sehr gut. Nach derzeitigem Stand sind unter den in Honnef untergebrachten Flüchtlingen 31 Kinder, die einen Platz in Anspruch nehmen könnten - allerdings nehmen nicht alle Betroffenen dieses Angebot an, gerade die U 3-Betreuung sei wenig nachgefragt, so Jugendhilfeplaner Julian Schimkowski. Derzeit könne der Bedarf noch über Überbelegung in den bestehenden Einrichtungen abgedeckt werden.

Doch die Stadt rechnet mit einem verstärkten Flüchtlingszustrom. Da - als Richtwert - rund zehn Prozent der Flüchtlinge Kindergartenkinder seien und mit rund 1200 Flüchtlingen in 2016 zu rechnen sei, gelte es, 120 Kinder unterzubringen. "Das wären sechs Gruppen", so Schimkowski. Da aber eben längst nicht alle Eltern ihre Kinder in die Einrichtungen schicken würden, rechnet er mit zwei bis drei benötigten Gruppen. "Aber das ist letztlich ein Blick in die Glaskugel, wir fahren da auf Sicht."

Aus diesem Grund wünschte sich die Verwaltung - und erhielt - den Auftrag, den Kindergartenbedarfsplan unter Berücksichtigung der Flüchtlingskinder fortzuschreiben und nach geeigneten Flächen und Räumlichkeiten zu suchen, wo gegebenenfalls ein weiterer dreigruppiger Kindergarten untergebracht werden könnte.

Denn es müsse sichergestellt werden, dass Honnefer Kinder nicht mit Flüchtlingskindern um Plätze konkurrieren müssen. Andererseits sei unklar, wie viele Flüchtlingsfamilien in Honnef bleiben würden. "Aber das ist ein Problem, das in allen Kommunen besteht", so Schimkowski.

Ebenfalls beschäftigt die Verwaltung die Problematik der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. Dabei handelt es sich meist um Jugendliche, die ohne Eltern oder Erziehungsberechtigte auf der Flucht sind. Im Rhein-Sieg-Kreis waren es Ende Oktober 117, in Bad Honnef fünf.

Zwei von diesen sind laut Verwaltung inzwischen volljährig und werden, wie es im Beamtendeutsch heißt, "verselbstständigt". Eine Jugendliche ist in einer Gastfamilie untergebracht und zwei weitere leben in Unterkünften im Verwandtenkreis oder der Fluchtgemeinschaft. Dort werden sie in Form von ambulanter Hilfe betreut.

Doch auch die Zahl der unbegleiteten jugendlichen Flüchtlinge wird weiter steigen. Helga Martini, Leiterin des Honnefer Jugendamtes, machte deutlich, vor welchen Herausforderungen das Jugendamt an dieser Stelle steht: "Wir haben beim Probsthof in Königswinter nachgefragt. Aber dort ist man wie bei allen Einrichtungen dieser Art in der Region völlig zu." Es sei sehr schwierig, Unterkünfte zu finden. Doch allein in dieser Woche seien der Stadt am Montag zwei, am Dienstag noch einmal zwei minderjährige Flüchtlinge zugewiesen worden.

In vielerlei Hinsicht seien diese Kinder und Jugendlichen besonders schwer zu betreuen, da ein Großteil schwer traumatisiert sei. Die Sprachbarriere bedeutete ein weiteres Hindernis. Hier greift die Stadt im ersten Schritt auf ein professionelles Übersetzerbüro zurück, weil dies unter anderem für die Beantragung der Vormundschaft erforderlich ist.

Angesichts der steigenden Zahlen bleibt den Verantwortlichen nichts anderes übrig, als Kompromisse einzugehen. So werden die Gastfamilien zwar sorgsam ausgesucht, müssen aber nicht das gesamte Prozedere durchlaufen, das sonst Pflegefamilien vor der Aufnahme eines Kindes absolvieren müssen. Der Familie wird zudem eine ambulante Hilfe zur Seite gestellt, die auch sicherstellen soll, dass die Gasteltern nicht in eine Überforderungsschleife geraten.

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