Führung durch das Adenauer-Haus Spartanische Unterkunft, aber ein Blick bis in die Alpen

RHÖNDORF · Von seinem Außenminister erhielt Konrad Adenauer den entscheidenden Tipp. Heinrich von Brentano, Spross eines lombardischen Adelsgeschlechts, riet dem alten Herrn aus Rhöndorf, seinen Urlaub doch in der Heimat seiner Familie zu verbringen - sie stammte aus Tremezzo am Comer See.

 Anhand von alten Fotos und zahlreichen Ausstellungsstücken ließ Carsten Sick Adenauers Zeit in Cadenabbia lebendig werden.

Anhand von alten Fotos und zahlreichen Ausstellungsstücken ließ Carsten Sick Adenauers Zeit in Cadenabbia lebendig werden.

Foto: Frank Homann

"18 Mal verbrachte Adenauer in Cadenabbia seinen Urlaub - im Frühjahr und im Spätsommer", sagte Carsten Sick. Eigentlich wollte der Leiter des Besucherdienstes der Stiftung Konrad-Adenauer-Haus bei dieser Themenführung "Konrad Adenauer in Cadenabbia" mit seinen Gästen auf den Balkon des Adenauer-Wohnhauses treten und die Situation vergleichen - hier schaute der Bundeskanzler von seinem Domizil am Hang auf den Rhein, im Urlaub von der Villa Collina auf den Comer See.

Aber - der Regen verhinderte diese Aktion mit Postkarten-Ausblick. Trotzdem konnten sich die zahlreichen Besucher, darunter auch Eva Rode-Lüttge, die Vorsitzende des Partnerschaftskomitees Bad Honnef-Cadenabbia, gut in die italienische Idylle hineinversetzen, die Konrad Adenauer nicht nur zur Erholung diente, sondern in der er auch arbeitete, weitreichende Entscheidungen traf und später im "Unruhestand" auch einen Teil seiner Memoiren schrieb.

War er in den ersten beiden Jahren noch in der Villa Rossa und in der Villa Arminia untergebracht, so bezog er danach stets die Villa La Collina, die schon bald als "Ersatzkanzleramt" bezeichnet wurde. Zunächst reiste Adenauer mit der Bahn bis Como oder Lugano, dann mit dem Auto, später flog seine Maschine den Militärflughafen in Mailand an.

"Die Unterkunft war sehr spartanisch", berichtete Carsten Sick. Das Hotel Britannia lieferte Mobiliar und Gerätschaften, die Beheizbarkeit der Räume mit einigen Kaminen war mangelhaft. "Aber entschädigt wurde Adenauer durch den 28 000 Quadratmeter großen Garten mit vielen Exoten und dem weiten Blick bis in die Engadiner Alpen." Zunächst übernahm die Speisewagengesellschaft der Bundesbahn die Beköstigung Adenauers und seiner Mitarbeiter, später brachte Adenauer seine Rhöndorfer Köchin mit.

"Er ließ dort das Regierungskabinett antanzen, die Telefondrähte liefen heiß", berichtet Carsten Sick seinen Zuhörern. Die italienische Post hatte eigens Leitungen legen müssen. Im Spätsommer 1958 bereitete sich der Alte aus Rhöndorf dort auch auf seine erste Begegnung mit Charles de Gaulle vor. Im Jahr darauf fällte er in diesem milden Klima die Entscheidung, seine Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten zurückzuziehen.

In Cadenabbia besuchten ihn bedeutende Persönlichkeiten - vom Mailänder Erzbischof Giovanni Batista Montini, dem späteren Papst Paul VI., über Berlins Bürgermeister Willy Brandt bis hin zum Historiker Golo Mann.

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