Bad Honnefer helfen in Tansania Solarstrom für die Partner in Puma

Bad Honnef · Seit 1981 besteht die Partnerschaft zwischen der Selhofer Gemeinde Sankt Martin und einer Mission im tansanischen Puma. Elektroinstallateur-Meister Thomas Jäger aus Selhof reiste zum wiederholten Mal nach Tansania, um die Mission mit einer Photovoltaikanlage auszustatten.

 Nach getaner Arbeit: Thomas Jäger bei seinem Einsatz in Tansania. FOTOS: INTERPLAST GERMANY

Nach getaner Arbeit: Thomas Jäger bei seinem Einsatz in Tansania. FOTOS: INTERPLAST GERMANY

Foto: Interplast

Ein kurzer „Smalltalk auf Swahili“ – für Thomas Jäger kein Problem. Schließlich fühlt sich der Bad Honnefer in Tansania schon ein bisschen „wie zu Hause“, sagt er. 13 Mal war der Elektroinstallateur mit Meisterweihen schon in Puma, der Partnergemeinde seiner Heimatgemeinde Sankt Martin Selhof in Tansania. Zuletzt Ende Mai schnürte der 51-Jährige sein Reisebündel und machte sich für Interplast Germany auf den Weg in eine der ärmsten Regionen der Welt, um dort ehrenamtlich zu arbeiten und zu helfen. Zwei Wochen war Jäger dieses Mal vor Ort und stattete das Krankenhaus der Mütter und Missionare vom heiligen Kreuz mit einer Photovoltaikanlage zur Stromversorgung aus.

Keine 24 Stunden ohne Stromausfall

„Eines dieser Sahnehäubchen“, nennt Chirurg Michael Schidelko den neuerlichen Beitrag Jägers zur Hilfe in Puma. Schidelko und seine Frau, die Ärztin Julia Regina Schidelko, und beider Kollegin Maria Lempa wissen um die Bedeutung einer intakten Infrastruktur – zugleich ist genau die oft noch Wunschdenken. Kaum 24 Stunden seien in der Vergangenheit ohne Stromausfall vergangen, sagt Jäger. Und so steht die Mission nicht selten im Dunkeln – und mit ihr die Klinik, in der Interplast-Teams alleine 2015 bei 13 Einsätzen Hunderte Mal am OP-Tisch standen. „Taschenlampen am OP-Tisch sind keine Dekoration“, sagt Michael Schidelko. Auch bedrückende Erfahrungen wie die, dass ein Neugeborenes im Brutkasten ohne Stromversorgung sterben muss, gilt es zu verarbeiten.

Ein zusätzlicher Antrieb ist all das für Jäger, seinen Beitrag zur Verbesserung zu leisten. Während ihm Partner Werner Nemitz, mit dem er den 1988 gegründeten Meisterbetrieb führt, und seine Familie zu Hause den Rücken freihalten, hat er schon mehrfach Einsätze als Mitglied von Interplast-Teams begleitet – und ist vor Ort ein gefragter Mann. „Natürlich kommen immer irgendwelche Dinge akut dazu, wenn ich da bin“, berichtet Jäger – und nicht immer sind es für ihn einfache Reparaturen wie die von Leitungen in der Wäscherei, die durch Fledermauskot zerfressen waren. „Da heißt es dann auch oft: improvisieren“, erzählt er.

"Die Armut ist bedrückend"

Das „Sorgenkind“ Stromversorgung war ebenfalls schon mehrfach Grund für Jägers Reisen nach Puma, das dank einiger staatlicher Investitionen in asphaltierte Straßen heute immerhin etwas besser zu erreichen ist. „Gegenüber früher sparen wir zwei Tage Anreise“, sagt Jäger. Auch freut sich der langjährige Aktive der KJG, dass trotz aller Not auch Verbesserungen für die Menschen zu verzeichnen sind – nicht zuletzt dank des Selhofer Puma-Kreises, der sich hierfür seit Jahrzehnten erfolgreich engagiert. „Es ist schon bedrückend, diese Armut zu sehen“, sagt er.

Dass Jäger sowie weitere Technik-Profis wie Heinz Stahl, Gunther Seifried, Jörg Wierig oder Wolfgang Hakvoort einen Riesen-Anteil zur Hilfe leisten, erfüllt Interplast-Vorsitzenden Schidelko mit Dank und Anerkennung. Jäger installierte etwa schon einen Generator zur Stromversorgung. Puma, sagt Schidelko, wäre ohne solche Unterstützung „nicht, was es heute ist. Es reicht eben nicht, Faden und OP-Besteck einzupacken.“ Hilfe leisten auch Spender und Sponsoren. Interplast, das die Einsätze aus Spenden und Mitgliedbeiträgen finanziert und auf ehrenamtlichen Einsatz der Teams bauen kann, bekam sie auch aktuell: Die Solar-Module steuerte Solar World bei. Inklusive weiteren Materials wie Batterien lag die Gesamt-Investition übrigens im hohen fünfstelligen Bereich.

Wasserabfüllanlage steht auf der Wunschliste

Rechnen wird sich das aber in jedem Fall, durch Ersparnisse für Diesel als Generator-Treibstoff und bei Tarifen für die staatliche Stromversorgung – und die Sicherheit, dass es klappt mit dem Strom. Denn: Sonne gibt es in Tansania genug. Und sollte der Solar-Strom mal nicht ausreichen, wird der Diesel-Generator zugeschaltet – demnächst, nach weiterer Perfektion, automatisch. Geplant ist zudem eine Abfüllanlage für Mineralwasser, das aus einem Brunnen gefördert wird. Mit dem Verkauf, so die Hoffnung, wird die Mission wirtschaftlich besser da stehen. Für Jäger ist es keine Frage, dass er auch bei diesem Projekt wieder mit an Bord sein wird: „Es gehört doch zum christlichen Selbstverständnis zu helfen“, sagt er schlicht.

Partnerschaft seit Jahrzehnten

Seit 1981 unterhält die Pfarrei Sankt Martin eine Partnerschaft mit der Missionsstation der Mütter und Missionare vom heiligen Kreuz in Puma/Tansania. Gepflegt wird diese Partnerschaft vom Puma-Kreis der Gemeinde. Ein Ziel der Partnerschaft ist die finanzielle Unterstützung und materielle Hilfe für die Menschen, die zu den ärmsten der Welt gehören. Die Gemeinschaft unterhält in Puma unter anderem ein Krankenhaus, Kindergärten und Ausbildungsstätten sowie eine weitere Außenstelle in Gehandu. Interplast Germany ist ein eingetragener Verein. Die Arbeit basiert auf freiwilligem unentgeltlichem Engagement der gut 2100 Mitglieder, darunter viele Ärzte und medizinisches Personal. Die Kosten werden durch Spendengelder und Mitgliedsbeiträge finanziert. Alleine 2015 wurden 72 ehrenamtliche Operationseinsätze durchgeführt mit mehr als 3800 Operationen. Die in Bad Honnef ansässige Sektion Siebengebirge alleine führte 13 Einsätze durch, das Gros davon im Partner-Krankenhaus in Puma in Tansania.

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