Adenauerhaus in Rhöndorf Seit 50 Jahren steht Adenauers Tür jedem offen

Rhöndorf · Vor exakt 50 Jahren wurde Konrad Adenauers Wohnhaus für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mehr als drei Millionen Gäste waren seitdem zu Besuch. Der Enkel des ersten Bundeskanzlers, der den gleichen Namen trägt, erinnert sich.

 Archivfoto.

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Foto: Frank Homann

Der Einblick in Konrad Adenauers gute Stube – er fasziniert bis heute. Als vor 50 Jahren, genau am 24. Februar 1970 – das Wohnhaus des ersten Bundeskanzlers für die Öffentlichkeit aufgeschlossen wurde, kamen die Menschen in Scharen. In den ersten vier Monaten wurden rund 30.000 Besucher gezählt. Bis heute haben mehr als 3,1 Millionen Gäste das Haus besichtigt, berichtete Corinna Franz, Geschäftsführerin der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus. Am Dienstag hatte sie mit Adenauer-Enkel und Vorstandsmitglied Konrad Adenauer Zeitzeugen eingeladen – Agnes Bröhl, erste Leiterin des Besuchsdienstes, und Gerhard Herdegen, erster Archivleiter.

Nicht von Anfang an gab es neben dem privaten Quartier des Alten aus Rhöndorf auch eine Ausstellung über sein Leben und sein politisches Wirken. Zunächst wurden Rundgänge von etwa 30 Minuten Dauer angeboten. Ganz oben im ersten Gästebuch unter dem Datum vom 24. Februar 1970 stehen Michael und Greta Schüller. Auf Seite eins hatten sich die Mitglieder des Kuratoriums nach ihrer Tagung am 19. Februar verewigt. Darunter auch der ehemalige Bundesinnenminister Paul Lücke, der mit der Familie die Gedenkstätte ins Leben gerufen und dafür gesorgt hatte, dass alles aus dem Nachlass Konrad Adenauers hier in Rhöndorf bleiben konnte und nicht im Bundesarchiv verschwand, so Franz.

 Gerhard Herdegen (v.r.) und Agnes Bröhl, hier mit Corinna Franz und Konrad Adenauer, gehörten zum ersten Stab im Adenauerhaus.

Gerhard Herdegen (v.r.) und Agnes Bröhl, hier mit Corinna Franz und Konrad Adenauer, gehörten zum ersten Stab im Adenauerhaus.

Foto: Frank Homann

Im Keller ein Archiv eingerichtet

Rechtsanwalt und Notar Konrad Adenauer erinnert sich an den Schenkungsprozess. „Anneliese Poppinga, die Sekretärin meines Großvaters, hatte Kontakt zu Golo Mann. So entstand die Idee, so etwas wie das Thomas-Mann-Haus für Konrad Adenauer zu schaffen. Ich war damals Jura-Student und half meinem Vater bei der Abwicklung.“ Die Familie erhielt kein Geld für das Gebäude, lediglich Steuervergünstigungen. Adenauer: „Wir wollten das Haus des Großvaters erhalten und öffentlich zugänglich machen.“ Mit sämtlichem beweglichen Inventar.

Zum Aufbauteam gehörte Gerhard Herdegen seit Herbst 1969. Er wirkte an der wegweisenden Ausrichtung der Stiftung in den frühen Jahren intensiv mit und ermittelte zunächst, welche Unterlagen im Haus vorhanden waren. Damals wurde im Keller des Wohnhauses das Archiv eingerichtet. Herdegen hatte aber auch den Besucherdienst aufzubauen. „Wir haben überlegt, welche Bereiche Gäste betreten, und was sie nur von außen einsehen dürfen. In kurzer Zeit hatten wir über 20 Besucherführer.“ Diese erhielten eine Mappe mit 20 Seiten Infomaterial und mussten dann eine Probeführung bei Herdegen absolvieren.

„Wir hatten viele Schüler aus dem Sibi und von Nonnenwerth“, erinnerte sich Agnes Bröhl. Auch Peter Hintze, später selbst im Deutschen Bundestag, war darunter. Adenauers Fahrer Peter Seibert ebenfalls. Gerhard Herdegen: „Die Leute standen Schlange, manchmal eine Stunde und länger, auch bei Wind und Wetter. Da musste etwas passieren.“ Was zunächst als Besucherzentrum gedacht war, entwickelte sich später zum Museum. Zunächst diente der ehemalige Bungalow von Adenauer-Sohn Georg, wo später der Museumstrakt entstand, Agnes Bröhl und ihrem Mann als Dienstwohnung.

 Premiere am 19. Februar 1970: Die ersten Besucher trugen sich ein.

Premiere am 19. Februar 1970: Die ersten Besucher trugen sich ein.

Foto: Frank Homann

Rekordbesucherzahlen zu Adenauers 100. Geburtstag

Schreiner August Bröhl hatte sich nämlich als Hausmeister beworben. „Wir kamen verspätet zum Vorstellungsgespräch im Innenministerium an. Und mit zwei Arbeitsplätzen sind wir gefahren. Denn ich wurde gefragt, ob ich nicht auch Lust hätte, im Adenauerhaus zu arbeiten.“ Bis 1995 blieb die heute 84-Jährige dabei und erlebte hohe Persönlichkeiten – wie den Dalai Lama, aber auch die einfachen Leute. 1976, das Jahr, in dem sich Adenauers Geburtstag zum 100. Mal jährte, waren es 125.000 Besucher. Rekord!

Franz: „Konrad Adenauer fasziniert bis heute Jung und Alt.“ Das Museum sei wichtiger geworden, hier könnten die Gäste von heute, die Adenauer nur noch aus dem Geschichtsbuch kennen, die Person im Kontext sehen, so die Geschäftsführerin. „Das Wohnhaus ist ein Blick durchs Schlüsselloch. In der Ausstellung geschieht der distanziertere Blick auf den Politiker.“ Das Adenauerhaus sei bis heute ein lebendiges Haus, wie es die Familie gewünscht hatte. Franz: „Früher hatten die Besucher vielleicht mehr Ehrfurcht, heute ist es mehr Hochachtung für einen Menschen mit einer visionären Kraft.“

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