Jubiläum Seit 50 Jahren fördert die Stadtbücherei in Bad Honnef das Lesen

Bad Honnef · Heute können die Nutzer der Einrichtung im Rathaus aus mehr als 18.000 Medien auswählen. Am Samstag feiert die Stadtbücherei Jubiläum.

 Alfred Karl Maria Kreutzberg und Stephanie Eichhorn mit dem Gemälde von Siebengebirge und Rhein, das am Samstag zugunsten der Stadtbücherei verlost wird.

Alfred Karl Maria Kreutzberg und Stephanie Eichhorn mit dem Gemälde von Siebengebirge und Rhein, das am Samstag zugunsten der Stadtbücherei verlost wird.

Foto: Frank Homann

Der Leseausweis trägt die Nummer 43. Ausgestellt wurde er am 18. Juli 1967. Zehn Tage zuvor hatte die Honnefer Volkszeitung Bürgermeister Jakob Mölbert zitiert mit den Worten: „Nun haben wir wieder eine Bücherei, die sich sehen lassen kann. Wir alle wollen ihr viele Leser wünschen.“ Eine der ersten Büchereikundinnen, die besagten Ausweis bis heute aufbewahrt hat, ist Erika Fenkes. Der Bücherei hält sie, seit acht Jahren auch als Vorsitzende des Fördervereins, die Treue.

Wie Fenkes füllen viele Nutzer den Wunsch Mölberts auch 50 Jahre nach der Eröffnung der Stadtbücherei mit Leben. Allein 2016 verzeichnete sie 1337 Kunden, 14 730 Besuche und 42 000 Ausleihen. Am Samstag, 8. Juli, wird das Jubiläum der Stadtbücherei gefeiert. Einer, dessen Name bald auch auf einem Buchrücken zu finden sein dürfte, ist der Maler AKM, Alfred Karl Maria Kreutzberg. Spätestens zu seinem 70. Geburtstag im Dezember sollen gesammelte Essays und Gedichte von ihm erscheinen.

Eine Auswahl seiner Bilder ist schon an Ort und Stelle. Doch die Bücherei „nur“ mit einer Ausstellung zu unterstützen, war AKM nicht genug – er stiftete ein Gemälde, das am kommenden Samstag verlost wird. Das Geld aus dem Losverkauf der Benefizaktion in Kooperation mit dem Förderverein dient dem Kauf neuer Medien.

Lesen ist Bildung

„Lesen ist Bildung, und ohne die können wir einpacken“, bringt Kreutzberg die Bedeutung der Bücherei auf den Punkt. Dieser Gedanke mag auch die Gründer der Stadtbücherei bewegt haben. Einen Vorläufer gab es schon: Seit 1955 öffnete, seinerzeit in einem Raum im Alten Standesamt, die erste Honnefer Bücherei mit vier Regalen für jeweils eine Stunde pro Tag. 1967 folgte der Umzug ins alte Pastorat, heute Optik Beth. Auf 86 Quadratmetern fanden sich etwa 5000 Bände, die wöchentlich 18 Stunden lang zugänglich gemacht wurden. 1980 kam die Zulassung zum Allgemeinen Leihverkehr der Deutschen Bibliotheken. 126 Leser, darunter 50 Kinder und Jugendliche, nutzten das Angebot.

Mit dem Neubau des Rathauses zog auch die Bücherei um. Aus dem Fachwerkbau ging es 1983 in den „weißen Riesen“ am Rathausplatz. Der Medienbestand wuchs, wurde ständig den Nutzungsgewohnheiten der Leser angepasst. „Man muss mit der Zeit gehen, flexibel bleiben“, sagt Büchereileiterin Stephanie Eichhorn. Online-Ausleihe – realisiert mit Landesförderung – E-Books, WLan und PC-Plätze gehören zum Angebot, dazu 18 368 Medien vom Kinderbuch über Zeitungen, Sachbücher und Belletristik bis zur DVD.

Eichhorn stellt fest: Vor allem Sachbücher sind weniger gefragt als früher, dem Internet geschuldet. Gerade der Kinder- und Jugendbereich, Leseförderung par excellence, werde aber gut und konstant nachgefragt.

Vom Bilderbuchkino bis zum Integrationsprojekt

Dass das so ist und bleibt, dafür legen sich Eichhorn und 15 Ehrenamtliche wöchentlich jeweils zwischen zwei und vier Stunden – eine Mitarbeiterin mindestens zehn Stunden – ins Zeug. 930 Stunden im Jahr war die Bücherei 2016 geöffnet. Eichhorn: „Aber nur die Türen aufmachen, das reicht schon lange nicht mehr.“ Entsprechend stellen die Veranstaltungen einen wichtigen Teil der Arbeit dar. 61 waren es 2016, darunter Klassenführungen, Bibfit-Kurse, Bilderbuchkino, Lesetreff und ein Integrationsprojekt. Für letzteres konnten mit Hilfe der Sparkassenstiftung Medien gekauft werden.

Ohne ehrenamtliche Unterstützung wäre das Angebot der Bücherei nicht zu stemmen, so Fenkes. Und: Aufgrund leerer Kommunalkassen ist die Bücherei auf Spender und Sponsoren angewiesen. Fenkes auch an die Adresse der Politik: „Wir müssen uns ständig rühren, um den Stellenwert der Bücherei zu untermauern.“ So sei die Büchereileitung nur mit einer halben Stelle besetzt. Gemessen an den Aufgaben kämpfe der 1996 wegen Sparmaßnahmen und drohender Schließung gegründete Förderverein weiter darum, „dass die Stelle ausgebaut wird, wenn es möglich wird“. Für den Bücherei-Flyer warb der Förderverein Spenden ein, das Layout entstand an Eichhorns heimischem Computer.

„Aktive Vermittlungsarbeit ist gefragt. Wir hören schon oft: Wir wussten ja gar nicht, wie groß das hier ist“, so Eichhorn. Dass sich die Arbeit auszahlt, zeigen diese Zahlen: 2016 haben sich 426 neue Nutzer angemeldet, und die Besucherzahl stieg im Vergleich zu 2015 ebenfalls um 400. Und das beste Argument für die Zukunft? Das liefern Besuche von Kindern, die den Zauber der Bücher erfahren. Wie der der Klasse 2 a der Löwenburgschule, die dem GA ihre Lieblingsbücher vorstellte.

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