Tipps vom Meister Schweizer Harfenist unterrichtet Nachwuchsschüler in Bad Honnef

Bad Honnef · Vier Bad Honnefer Harfenschüler erhielten exklusiven Unterricht vom Profi: Der 28-jährige Harfenist Joel von Lerber gab vor seinem Konzert einen Meisterkurs. Zwei seiner Schüler bereiten sich zurzeit auf den Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“ vor.

 Lernen vom Profi: Isabelle Wirtgen setzte die Hinweise von Joel von Lerber gleich um.

Lernen vom Profi: Isabelle Wirtgen setzte die Hinweise von Joel von Lerber gleich um.

Foto: Frank Homann

Himmlische Klänge in der Kapelle von „Wolke 7“ – die Konzertbesucher des Kulturrings Bad Honnef wurden vom weltbekannten Schweizer Harfenisten Joel von Lerber sprichwörtlich auf Wolke sieben versetzt. Unter dem Motto „Himmlische Harfe“ erklangen ausgewählte Stücke bis zu Bedrich Smetanas „Die Moldau“. Ein rauschendes Poem von Böhmens großem Fluss. In den Stunden zuvor aber waren noch andere Finger im Spiel. Denn: Bevor Joel von Lerber abends sein Publikum verzauberte, gab er bei der Musikschule Bad Honnef einen Meisterkurs mit den besten Schülern der wohl einzigen Musikschul-Harfenklasse in der Region.

Was im Konzert von Lerbers so leicht aussah und so zauberhaft klang, ist das Ergebnis harter Arbeit und unermüdlichen Probens. Vier Schüler der Musikschule kamen in den Genuss dieser Kooperation zwischen Kulturring und Musikschule und mit Unterstützung des Musikschul-Fördervereins.

Auch der Profi lernte einst in Meisterkursen

Von Lerber, der gerade auf Tournee ist mit 17 Solokonzerten in vier Wochen, hatte sich trotz seines eng getakteten Terminplans für den Unterricht bereiterklärt. „Ich habe auch immer Meisterkurse besucht“, erzählte der Schweizer beim Pizzaessen in der Mittagspause mit den Teilnehmern und Musikschulleiterin Antonia Schwager von seinen Lehrjahren. Schöner Zufall: Marie Claire Junke, die Harfen-Dozentin an der Honnefer Musikschule, und Joel von Lerber kannten sich von einem früheren Meisterkurs her, den sie beide belegt hatten.

Für die Musikschülerinnen Isabelle Wirtgen und Katharina Bockemühl kam das Zusammentreffen mit dem Meister genau richtig. Die beiden haben sich für den Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ im März in Essen qualifiziert und bereiten sich mit Hochdruck darauf vor.

Sie nutzten die Gelegenheit, um einige der dann zu spielenden Stücke noch einmal mit Joel von Lerber durchzugehen und Impulse von ihm zu erhalten. „Wir sind alle mächtig aufgeregt“, meinte Antonia Schwager. Mit so einem renommierten Musiker zusammenzutreffen, sei für alle etwas Besonderes.

Mit dem Schweizer Postbus zum Unterricht

Joel von Lerber, Jahrgang 1991, hatte mit vier Jahren seine Eltern mit dem Wunsch überrascht, Harfe spielen zu dürfen. „Ich wohnte in einem kleinen Dorf“, erzählte von Lerber. Dort habe es keine Konzerte gegeben. „Meine Eltern dachten, das sei ein Witz.“ Mit sechs erhielt er eine keltische Harfe und den ersten Unterricht. „Ich bin dafür 40 Minuten mit dem Postbus nach Bern gefahren.“

Inzwischen hat er den Bachelor of Arts an der Musikakademie in Bern und den Master of Arts sowie Master of Music an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin mit Auszeichnung bestanden, wie auch sein Konzertexamen 2019. Auftritte weltweit, der Gewinn zahlreicher Preise – für die Honnefer Musikschüler ein Vorbild.

Harfe wird an Musikschulen selten angeboten

„Ich wollte etwas Außergewöhnliches machen, Blockflöte hat mir nach vier Jahren keinen Spaß mehr bereitet“, meinte Katharina Bockemühl. Die Elfjährige besucht seit eineinhalb Jahren den Harfenunterricht an der städtischen Musikschule. Schwager: „So oft wird Harfe an Musikschulen nicht angeboten.“

Katharinas Eltern, die ihre Tochter zunächst zu einem handlicheren Instrument überreden wollten, willigten schließlich ein. Mittlerweile hat Katharina schon in sämtlichen Honnefer Kirchen bei Konzerten gespielt. Und sie ist auch gar nicht aufgeregt vor dem Landeswettbewerb, wie sie sagte. „Ich soll verträumter sein, hat mir Joel von Lerber geraten.“

Isabelle Wirtgen ist 13, spielt seit fünf Jahren Harfe, nachdem sie zuvor Klavierspielen gelernt hatte. „An der OGS Löwenburgschule gab es einen Kursus.“ Die Achtklässlerin vom Gymnasium Nonnenwerth übt täglich. „Ich hoffe, dass ich beim Landeswettbewerb weiterkomme. Vier Stücke muss ich innerhalb von 15 Minuten vorspielen.“ Jetzt hatte sie beim Meisterkurs gleich vier Übungseinheiten gebucht.

Lob für den Lerneifer der Schülerin

Beim „Fire Dance“ von David Watkins erhielt sie von Joel von Lerber wichtige Impulse. „Das muss feuriger werden. Du kannst ruhig ein bisschen aggressiver werden, bei dem Stück kannst du dich richtig austoben.“ Und: „Du spielst sehr schön, aber mir fehlt bei diesem Stück noch der Pfiff.“ Von Lerber schnippte temperamentvoll mit den Fingern im Takt, summte, zeigte auf die Noten.

Er gab Isabelle den Tipp: „Den Daumen nicht extra durchdrücken.“ Und meinte: „Du hast schöne Hände mit langen Fingern, perfekt für eine Harfenistin.“ Der Musiker war mit vollem Elan dabei, setzte sich auch selbst ans Instrument, um der Schülerin zu zeigen, wie es besser geht. Er ließ sie das Stück wiederholen und staunte, wie gut Isabelle sich seine Vorschläge eingeprägt hatte und sie beim ersten Durchspiel umsetzte. Das hörte sich alles gleich viel besser an. „Das ist gut, sehr gut“, lobte von Lerber.

Auch Corinna Wiechern ließ sich den Kurs nicht entgehen. Die 53-jährige Stieldorferin hatte vor drei Jahren aus dem General-Anzeiger erfahren, dass sie an der Musikschule Bad Honnef Harfenunterricht nehmen kann. Und nun besuchte sie auch den Meisterkurs. „Joel von Lerber hatte auch für mich gute Tipps. Es ist phantastisch, dass solch ein toller Musiker mit uns übt.“

Aber auch dem Profi machte der Meisterkurs Spaß. „Ich hoffe, dass ich nicht zu streng bin, aber bei denen, die zum Wettbewerb wollen, da muss ich etwas strenger sein.“ Und bis dahin werden die Mädels noch eine Menge üben.

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