Kommentar Schweigen ist Gold

BAD HONNEF · Keine Frage: Das Gesetz macht es Bürgermeisterkandidaten nicht leicht. Keiner kann von ihnen erwarten, dass sie in der Hoffnung auf einen Wahlsieg schon mal ihren Arbeitsplatz kündigen.

Und durch die Stichwahl ist die Frist, innerhalb derer eine Job-Abwicklung stattfinden muss, noch weiter zusammengeschrumpft. Nichts davon ist Otto Neuhoff anzulasten. Was ihm aber anzulasten ist, ist die Verwirrung, die er in den vergangenen Tagen gestiftet hat. Was hat den künftigen Bürgermeister nur geritten, auszuposaunen, sein Arbeitgeber komme ihm entgegen, aber es sehe "nach einer Lösung nicht vor Ende August aus"?

Damit hat er sich keinen Gefallen getan. Er hat die Verwaltung in Alarmbereitschaft versetzt. Er hat dem politischen Gegner Munition geliefert. Am Mittwoch, zwei Tage später, ruderte Neuhoff zurück. Nun kann er also doch am Montag sein Amt antreten. Er bedanke sich "insbesondere bei der Kommunalaufsicht und bei der Deutschen Telekom AG für die gute und schnelle Klärung der offenen Fragestellungen", ließ der designierte Bürgermeister wissen.

Außer einem Sturm im Wasserglas ist also nichts gewesen? Ganz so einfach ist das nicht. Neuhoff hat sich selbst geschadet. Denn entweder hat er sich im Vorfeld nicht ausreichend um das Problem eines Auflösungsvertrages gekümmert. Oder er hat ein Problem, das keines war, aufgebauscht und nicht zuletzt seine künftige Rathaus-Mannschaft dadurch extrem verunsichert.

Spätestens nachdem Neuhoff den ersten Wahlgang mit deutlichem Abstand zu seinen Mitbewerbern gewonnen hatte, musste ihm klar sein, dass er gute Chancen hat, das Rennen zu machen - und hätte seine Gespräche mit seinem bisherigen Arbeitgeber intensivieren müssen.

Dass man das Amt des Bürgermeisters nicht nach freundschaftlicher Absprache, sondern nach gesetzlich festgelegten Fristen antritt, ist kein Geheimnis. Und selbst wenn es noch Klärungsbedarf geben sollte, die Gespräche aber noch nicht abgeschlossen sind, dann schweigt man besser und bespricht sich dazu mit der Bürgermeisterin und Verwaltungsexperten. Das ist allemal besser, als eine derartige öffentliche Verunsicherung.

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