Im Kunstraum Bad Honnef Sammlerin zeigt Auswahl von historischen Fächern

Bad Honnef · Sammlerin Jutta Nitsch präsentiert im Kunstraum Bad Honnef etwa 100 Fächer. In der Ausstellung "Die Wunderwelt des Fächers" zeigt sie eine Auswahl ihrer nach eigenen Angaben mehr als 600 Exemplare.

 Die "Wunderwelt des Fächers" zeigt Sammlerin Jutta Nitsch im Kunstraum. Zu jedem ausgestellten Exemplar gibt es kunsthistorische Erläuterungen.

Die "Wunderwelt des Fächers" zeigt Sammlerin Jutta Nitsch im Kunstraum. Zu jedem ausgestellten Exemplar gibt es kunsthistorische Erläuterungen.

Foto: Frank Homann

Manche Leidenschaften beginnen ganz zufällig. Im Alter von 63 Jahren schlenderte die Wahl-Honneferin Jutta Nitsch über einen Antiquitätenmarkt und sah einen Fächer. "Der war alt, kaputt, eigentlich völlig wertlos", erzählt sie mit einem Lächeln. Aber die beiden Engelchen darauf hätten ihr gefallen, also habe sie den Fächer gekauft.

Dieser kleine Lustkauf war Anstoß für ein ausgeprägtes Hobby, das nun vielleicht seinen Höhepunkt erreichte: mit der Ausstellung "Die Wunderwelt des Fächers", bei der Nitsch im Kunstraum Bad Honnef eine Auswahl ihrer nach eigenen Angaben mehr als 600 Exemplare.

Ihre Leidenschaft für die Fächer lässt sich nicht nur an den mehr als 100 ausgestellten Exemplaren ablesen, Die ehemalige Lehrerin zeigt es jedem auch auf andere Weise: Zur Eröffnung trug sie ein mit einem Fächer besticktes Oberteil, dazu eine kleine Fächerbrosche an der Jacke. Und wenn die sonst eher zurückhaltend auftretende Frau von Fächern spricht, ist die Begeisterung spürbar, dann sprudeln immer neue Information aus ihr heraus, und sie kennt und erzählt viele Anekdoten.

So soll französische König Ludwig XIV. mit schrecklich schlechten Zähnen geschlagen, einen Fächer vors Gesicht gehalten haben, damit sein Mundgeruch nicht bemerkt wird. In Japan habe es ein Spiel gegeben, bei dem man die Fächer mit Wachs übergoss und von einer Brücke in einen Fluss warf. Bis der Fächer an der nächsten Brücke wieder herausgefischt wurde, musste ein Gedicht verfasst sein. Und die Österreichische Kaiserin Elisabeth, genannt Sisi, soll sich hoch zu Pferd mit Fächern vor Paparazzi geschützt haben.

Um die Faszination nachvollziehbar zu machen, griff Nitsch zu einem Vergleich. "Der Fächer ist das Handy des 18. Jahrhunderts. Klein, handlich, man musste immer das neueste Modell haben. Und gleichzeitig war es Kommunikationsmittel." Wie die Kunsthistorikern und Fächerexpertin Christel Kammerl-Baum ausführte, wurden die Luftwedel auch als Kokettiermedium bei gesellschaftlichen Anlässen verwendet - es gab eine regelrechte Fächersprache.

Womit die möglichen Funktionen des Accessoires noch lange nicht erschöpft sind. In der Ausstellung sind die Fächer thematisch sortiert: Der Fächer als Kunst, als Souvenir, als Werbung oder Propaganda, als Schutz vor Fliegen oder Paparazzi, zum Feuermachen, als Waffe.

"Ich kenne keinen Gegenstand, der so vielfältig in Bezug auf Materialien und Verwendung ist", sagte Nitsch. "Und gleichzeitig lernt man in der Beschäftigung so viel über soziales Verhalten in verschiedenen Kulturen." Auch dies wird dem Besucher der Ausstellung nicht vorenthalten, denn jedes Exemplar wird von einem Erklärungstext begleitet.

So kann jeder die Leidenschaft der Sammlerin nachvollziehen, indem er den Fächer nicht nur in seinen ästhetisch ansprechenden, verschiedenen Formen erlebt, sondern auch interessantes kulturhistorisches Wissen mitnimmt.

Die Ausstellung ist bis Sonntag, 10. November, im Kunstraum Bad Honnef, Rathausplatz 3, donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr, am Wochenende von 10 bis 13 Uhr geöffnet.

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