Sternwarte Siebengebirge Neues Teleskop für einen schärferen Blick ins All

SIEBENGEBIRGE · Der Blick in den nächtlichen Sternenhimmel biete nicht nur der Zugang zu einem besseren Verständnis der Welt, schwärmen Thomas Haas und Christian Preuß, die beiden Gründungsväter der „Sternwarte Siebengebirge“.

Noch detaillierter kann die Sternwarte Siebengebirge mit dem mobilen Teleskop (hier ohne Außenverkleidung) in die Tiefen des Weltalls schauen.

Noch detaillierter kann die Sternwarte Siebengebirge mit dem mobilen Teleskop (hier ohne Außenverkleidung) in die Tiefen des Weltalls schauen.

Foto: Frank Homann

Er zeige auch die Bedeutung der Menschheit inmitten der unbegreiflichen Weiten des Universums auf. Und diese astronomische Perspektive, die zu vermitteln das Ziel des Vereins ist, wird ab sofort noch greifbarer: Vor gleichgesinnten Astronomiebegeisterten stellte die mobile Sternwarte im Honnefer Kunstraum das Potenzial ihres nagelneuen Spiegelteleskops vor – mit einer Länge von zwei Metern und einem Gewicht von 100 Kilo das größte seiner Art in der Region.

Möglich gewesen, so Haas, sei die kostspielige Neuanschaffung – der Preis für das Teleskop liegt bei rund 8.000 Euro – nur durch die Großzügigkeit eines Einzelspenders, der lieber anonym bleibe, sowie durch einen Zuschuss von Seiten der Honnefer Jugendherberge und weiterer privater Spender. Ausschlaggebend für die Investition sei die Motivation gewesen, endlich schärfer, präziser und weiter in die Tiefen des Weltalls blicken zu können.

Denn, erklärt der Experte, grundsätzlich gelte für optische Teleskope das Prinzip: Je größer der Spiegel, desto mehr Licht könne eingefangen werden – und desto mehr weiter entfernte, ergo lichtschwache Objekte seien folglich zu sehen. Der Primärspiegel des neuen Newton-Teleskops verfügt über einen Durchmesser von einem halben Meter – eine nicht unerhebliche Verbesserung gegenüber den bisher zur Verfügung stehenden Modellen.

Fast noch wichtiger sei allerdings die Computersteuerung des Geräts, so Haas: Einmal justiert, etwa anhand der Position zweier Sterne, könne das Teleskop auf die Daten von mehr als 50.000 im Computer eingespeicherten Himmelsobjekten zurückgreifen und diese anvisieren – darunter auch eine Unmenge extrem lichtschwacher Objekte, die mit dem manuellen Sucherfernrohr nicht zu finden seien, geschweige denn mit bloßem Auge.

Ein zusätzlicher Vorteil: Mit dem neuen Teleskop läuft der Sternengucker nicht länger Gefahr, die beobachteten Objekte aus dem Auge zu verlieren, denn die Montierung des Teleskops wird vom Computer autonom mit der Erdrotation nachgeführt. Bei allem Hightech besonders zentral: die Mobilität. Denn die Teleskope der Sternwarte gehen regelmäßig auf Reise, schließlich legt der Verein großen Wert auf die Kooperation mit örtlichen Schulen, gibt Kindern und Jugendlichen vor Ort praktische Einblicke ins Astronomenleben.

Bei gutem Wetter richten die Sternengucker gerne auch kurzfristig ihr Teleskope vom Drachenfels oder der Insel Grafenwerth aus ins Universum und liefern sich, so Haas, den „existenziellen Momenten“ beim Blick in den Himmel aus. Das neue Teleskop eignet sich jedoch nicht bloß für flüchtige Momenteindrücke. Auch imposante Aufnahmen mit teils beträchtlichem Detailgrad lassen sich durch Hinzuziehen einer speziellen Kamera machen.

Als Beweis zeigt Preuß zwei auf Leinwand gedruckte Weltraumfotografien – ein gestochen scharfes Porträt der Mondoberfläche sowie ein Bild des Jupiters, aufgenommen im „Lucky Picture“-Verfahren, das mittels einer Software die besten Frames einer Videoaufnahme extrahiert und zusammenrechnet.

Neben dem brandneuen Spiegelteleskop hatten Haas und Preuß noch einen weiteren astronomischen Leckerbissen im Gepäck: „Bad Honnef“, verkündeten sie, „erobert den Mars!“ Am 5. Mai 2018 wird eine Nasa-Raumsonde im Zuge der „InSight“-Mission in Richtung des Roten Planeten aufbrechen – an Bord ein Mikrochip, auf dem unter anderem der Name der Stadt Bad Honnef eingespeichert ist. Die Landung auf der Elysium Planitia – zu Deutsch: Elysium-Ebene – ist für Ende November desselben Jahres vorgesehen. Zudem wird die Sternwarte im Sommer 2018, wenn der Mars in Erdnähe steht, mehrere öffentliche Beobachtungen anbieten.

Auch dieses Jahr werden etliche Objekte in den Blick genommen, darunter Jupiter und Saturn. Und dank des neuen Spiegelteleskops haben die Siebengebirgs-Astronomen nun alles noch genauer im Blick. Als nächstes plant der Verein die Anschaffung eines H-alpha-Teleskops, um die Chromosphäre der Sonne beobachten zu können. Zur Finanzierung des rund 12.000 Euro teuren Geräts werden Spender gesucht.

Beobachtungstermine werden unter www.sternwarte-siebengebirge.de bekanntgegeben.

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