Nachhaltiges Bauen Neues Ittenbacher Forsthaus besteht aus Buche

Siebengebirge · Mit einem Klimaschutz-Gebäude aus heimischem Holz leistet das Forstamt Rhein-Sieg-Erft Pionierarbeit. Buche wird als Baustoff in Zeiten des Fichtensterbens immer attraktiver.

 Sitzplatz auf einem Buchenstamm (v. l.): Uwe Schölmerich, Marc Redemann und Annette Hertner.

Sitzplatz auf einem Buchenstamm (v. l.): Uwe Schölmerich, Marc Redemann und Annette Hertner.

Foto: Frank Homann

Der neue Arbeitsplatz von Marc Redemann ist in vielerlei Hinsicht besonders. Der Förster, beim Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft für 840 Hektar Wald im Siebengebirge zuständig, hat zum Jahreswechsel offiziell sein Domizil auf dem Gelände des Forsthauses Stöckerhof in Ittenbach bezogen.

Und das besticht nicht allein durch Lage, Aussicht oder Umgebung: Der Büroneubau, der für rund 220.000 Euro entstand, wurde aus heimischem Buchenholz gefertigt. Und dürfte damit in Deutschland Seltenheitswert haben – noch.

Rund drei Jahre ist es her, da entstanden die ersten Ideen für einen Neubau auf dem Gelände des Forstbetriebs. „Ursprünglich war ein ganz normales Mauerbauwerk geplant“, berichtet Annette Hertner, die für das Ittenbacher Architekturbüro Beisel die Planungen übernommen hatte. Doch es sollte anders kommen.

Das Bauen mit Buche ist neu

Uwe Schölmerich, Chef des Forstamtes Rhein-Sieg-Erft, erfuhr bei einer Messe in Hannover von der Möglichkeit, aus heimischer Buche Häuser zu bauen. Ein Verfahren, das noch relativ jung ist. „Bislang gibt es in Deutschland lediglich ein Unternehmen in Thüringen, das in größerem Umfang Baubuche produziert“, sagt er.

Und das, obwohl die heimische Buche gerade unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit Vorteile biete. „Energieaufwendige Baustoffe werden eingespart und CO2 im Holz gespeichert“, erklärt er. In dem Neubau in Ittenbach seien 20 Kubikmeter Holz verbaut worden und damit etwa 20 Tonnen CO2 dauerhaft gebunden.

Auch der Klimawandel habe bei den Überlegungen, mit Buche zu bauen, eine Rolle gespielt: „Unter der Dürre im Sommer haben vor allem die Fichten, die klassischerweise beim Hausbau zum Einsatz kommen, gelitten“, so Schölmerich. „Dazu kommen die Probleme mit dem Borkenkäfer. Kurz gesagt: Die Fichte ist am Abgrund.“

Da mache es Sinn, über Alternativen nachzudenken – etwa über Buche, die einen großen Teil des Waldbestandes im Siebengebirge ausmache. „Auch wenn das derzeit noch mit höheren Kosten von 20 bis 25 Prozent verbunden ist“, so Schölmerich.

Von der Skeptikerin zum Holzfreak

„Ich war am Anfang von der Idee nicht begeistert“, gesteht Architektin Hertner. „Buche als Baumaterial kannte ich bis dahin nicht. Und es gab nur wenige Erfahrungen, auf die wir uns bei den Planungen stützen konnten.“ Das Holz sei beispielsweise sehr nässeempfindlich, was beim Transport der 17 Meter langen Holzplatten vom Hersteller zum Holzbauer berücksichtigt werden musste.

„Die Art zu bauen ist komplett anders“, sagt sie. „In einem solchen Haus kann man keine Fliesen an die Wand kleben, einfach so Sockel setzen oder Leitungen unter Putz legen.“ Die laufen nun stattdessen in Edelstahlröhren an den Wänden entlang.

„Das Holz hat dafür eine deutlich höhere Trag- und Zugfähigkeit als etwa Fichte und isoliert sehr gut“, so die Architektin. „Zudem bewegt sich Baubuche ihr ganzes Leben.“ Entsprechend große Fugen erlaubten daher dem Holz, sich je nach Raumtemperatur und Feuchtigkeit auszudehnen. Schnittreste wurden genutzt, um im Inneren die Treppenstufen hinauf zu einer schmalen Galerie und zum Dachboden zu fertigen.

Neben den großen Glasfronten gestalten handgespaltene Buchenschindeln die Außenfassade. Das Ergebnis stimmt alle Beteiligten positiv. „Dieser Arbeitsplatz gehört sicher zu den schönsten“, sagt Redemann. Was Hertner gerne hört. „Hinter all dem steckt unglaublich viel Arbeit“, sagt sie. „Aber ich bin darüber zu einem echten Holzfreak geworden. Wir haben hier Pionierarbeit geleistet.“

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