Peter Grunewald und Ingrid Jeschke-Wessel Neue Ausstellung im Kunstraum Bad Honnef eröffnet

BAD HONNEF · Den Figuren von Peter Grunewald ist anzusehen, dass er das Schreinerhandwerk gelernt hat. Ingrid Jeschke-Wessel verlegt sich aufs weniger Gegenständliche. Zusammen zeigen die Künstler ihre Werke im Kunstraum Bad Honnef.

Dass Kunst untrennbar mit der menschlichen Psyche verbunden ist, liegt für Peter Grunewald und Ingrid Jeschke-Wessel auf der Hand. Schließlich hält Grunewald, der sein künstlerisches Schaffen als Eigentherapie versteht, alltägliche Momentaufnahmen in heiter-ironischen Skulpturen fest. Und Malerin Jeschke-Wessel ist mehrere Jahre lang als Psychotherapeutin tätig gewesen. Doch so sehr sich ihre Herangehensweise auch ähneln mag, so sehr unterscheidet sich das Ergebnis: Wo Jeschke-Wessel auf eine ebenso stille wie ruhige Ästhetik des Abstrakt-Informellen setzt, wagt Grunewald das Spiel mit kauzig-überspitzten Archetypen, stets sprühend vor Leichtigkeit, Heiterkeit und sogar dem ein oder anderen Quäntchen Lebensweisheit. Im Kunstraum am Rathausplatz vereinen die Künstler einen Querschnitt ihres Œuvres zu einer gemeinsamen Ausstellung.

Großen philosophischen Offenbarungen jagt Peter Grunewald nicht hinterher – vielmehr soll seine schrullige Skulpturensippe heitere Assoziationen wecken. Geboren 1956 in Stadt Blankenberg, absolvierte Grunewald zunächst eine Ausbildung zum Schreinermeister, bevor er im Zuge sozialen Engagements in Papua-Neuguinea seine Begeisterung entdeckte für „primitive Kunst, die eigentlich überhaupt nicht primitiv ist“.

Trottel im "Narrenschiff"

Die Vorliebe fürs Schreinern mit handfesten Materialien wie Holz, Stahl, Draht und Glas verband er fortan mit exotischen Motiven – Stammesmasken, reduzierte menschliche Figuren und kantige Vogelhäupter dominieren seine Werke. So schippert etwa eine Gruppe wohlmeinender Trottel auf dem durchlöcherten und viel zu kleinen „Narrenschiff“ von dannen – die Begeisterung vom eulenähnlichen „Herrn Muffel (und Sohn)“ hält sich in Grenzen. In der gegenüberliegenden Raumecke thronen derweil drei besonders charmante Alabasterfigürchen. Darunter die beiden „Liebschen“, die sich geradezu zum Fressen gern haben, das „Rapunzelchen“ samt Verehrer, der ihr im Wortsinn treu hinterherdackelt, und das „Erstehilfchen“ als sprichwörtlicher Engel in Weiß.

Abstrakter und experimenteller hält es Ingrid Jeschke-Wessel, geboren 1948 in Köln. Nicht die Mitmenschen dienen ihr als Inspirationsquelle, sondern die Vielseitigkeit der Natur. Was immer ihr auf ihrer Spurensuche begegne, finde sich auf ihren Leinwänden wieder, so die Künstlerin: Ob Fassaden, Wolken oder Schnee, „irgendetwas entsteht immer“, und zwar mit Ölfarben, Acryl, Kreide, oder auch Sand, Wachs, Teer und sonstigen Fundstücken.

Der Interpretation überlassen

Aussagekräftige Titel tragen ihre Werke nicht, stattdessen sollen sie dem Betrachter lediglich einen Impuls vermitteln, sich einen ganz eigenen Reim auf das Sichtbare zu machen. Und Freiraum zur Assoziation gibt es reichlich: Wie eine nicht enden wollende Spirale ziert eine holländische Hanfkordel eine ihrer Leinwände. Wenige Schritte weiter hat Jeschke-Wessel die Furchen eines überdimensionalen Fingerabdrucks in ein Amalgam aus Asche und Spachtelmasse geritzt.

Sand und Plastikfolie, aufgelesen am Sylter Strand, verschmelzen zu einer unruhigen, verunreinigten Meeresoberfläche, und von der Decke hängt ein lichtdurchfluteter Torso auf einer meterlangen Mullbahn herab.

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