Volo will's wissen Moritz Rosenkranz erkundet Rhöndorf

Rhöndorf · Vor einiger Zeit ist ein Bild aus China durch die Medien gegangen. Es zeigte ein abrissreifes Mehrparteienhaus, um das einfach eine riesengroße Straße drum herum gebaut wurde, weil sich ein Mieter beharrlich weigerte, auszuziehen und somit den Abriss zu ermöglichen. Was das mit Bad Honnef zu tun hat?

Was die Chinesen können, können die Menschen hier schon lange. Es musste sich noch nicht einmal jemand weigern, auszuziehen. Denn das Gebäude ist eine Kirche. Genauer gesagt die Marienkapelle, die die Rhöndorfer Straße teilt. Sie war auch das erste, was mir bei meiner Premierenfahrt zur Siebengebirgsredaktion so richtig ins Auge gefallen ist.

So interessant der Anblick ist, so nachteilig ist die Lage. Selbst im Kölner Dom ist es noch leiser, selbst wenn jeder japanische (oder chinesische) Tourist gleichzeitig auf den Auslöser seiner Kamera drücken würde. Mir soll's egal sein. Warum ich so viel über die kleine Kapelle schreibe? Die große Kirche war geschlossen. Sankt Mariä Heimsuchung wird für mich mit ihren vier versteckten Adenauer-Hinweisen also (vorerst) ein unbeschriebenes Zeitungsblatt bleiben.

Stattdessen gibt es aber ja in der Rhöndorfer "Altstadt" noch etwas zu sehen, habe ich gehört. Wobei: Altstädtchen sollte man wohl eher sagen.Von der Großbaustelle an der Drachenfelsstraße einmal abgesehen: Sehr schick, das Ganze. Das Flair vergangener Zeiten umweht jede der schönen Hausfassaden.

Der Blick vom Ziepchensplatz mit seinem kleinen Brunnen und großen Parkplatz hinauf auf den Drachenfels ist großartig. Besonders gefallen mir als Oberberger aber die alten Fachwerkhäuser, deren Balken sich nach all den Jahren schon so biegen, dass sie jetzt wohl kaum noch brechen dürften.

Besuch im Café Profittlich: Wie vieles verströmt auch dieser alte Bau eine altertümliche Romantik einer Zeit, in der sich noch keine S-Klasse durch die engen Gässchen mogelte. Geschweige denn der Verfasser dieser Zeilen geplant war. Herrentorte und Christstollen gehören zu den Spezialitäten des Hauses. Was nach Kaffeefahrt klingt, ist im Sommer scheinbar so etwas wie das Mekka der Siebengebirgs-Touristen.

"Besonders am Wochenende ist es dann immer brechend voll", wird mir versichert. Tatsächlich scheinen schon jetzt die einzigen Menschen, die sich in der Gegend bewegen, schnurstracks in das Café mit angeschlossener Backstube zu ziehen. Die Kunden strömen, der alte Holzboden knarzt, die noch ältere Registrierkasse rattert. Schön.

Ansonsten passiert recht wenig. Genau genommen: nichts. Vielleicht sollte ich mal an einem Wochenende wiederkommen. Da ist dann bestimmt auch die große Kirche geöffnet. Oder wenigstens eine Rosenkranzandacht in der Marienkapelle.

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