Start-up Unternehmen (R)eintüten Mit 21 die eigene Firma

Rhöndorf · Der Rhöndorfer David Rein und zwei Kompagnons haben sich mit einem Gewürzhandel 2013 selbstständig gemacht. Sie importieren Gewürze aus aller Welt und verkaufen sie.

David Rein beim Abfüllen von Gewürzen.

David Rein beim Abfüllen von Gewürzen.

Foto: Frank Homann

Kügelchen für Kügelchen lässt David Rein von der kleinen Plastikschütte durch den Trichter in das Glas kullern. Der 21-Jährige trägt eine Haube und Einmalhandschuhe – wegen der Hygiene. Denn der junge Mann hat es hier mit Lebensmitteln zu tun, füllt er doch roten Bergpfeffer aus Indien in den 25-Gramm-Behälter. Mit diesem Metier hat sich der Rhöndorfer 2013 selbstständig gemacht. Er importiert und verpackt Gewürze aus aller Welt und verkauft sie. Sein Unternehmen hat er – eine Kombination aus der eigentlichen Arbeit und seinem Nachnamen – (R)eintüten genannt.

In den Geschäftsräumen wird es manchmal eng. Das liegt nicht nur daran, dass Rein mit Julian Körver (23) und Emanuel Burggraf (21) noch zwei Kompagnons hat, sondern auch am Firmensitz selbst. Eintüten, Versiegeln, Verpacken und versandfertig machen spielen sich in einer alten Kegelbahn ab. Die langgezogenen Räume gehören zum Elternhaus des Geschäftsgründers. Die Familie bewohnt das ehemalige Hotel und Restaurant „Zur Traube“ in Rhöndorf.

„Wenn wir Lieferungen bekommen, ein Transporter hier hält und wir ausladen, dann wird es auf der Straße schon mal schwierig mit dem Durchkommen“, sagt Rein. Auch deswegen sind er und seine Mitstreiter froh, bald expandieren zu können. Zusätzlich zur Kegelbahn haben sie vor kurzem eine Lagerhalle in Beuel gemietet. So kommen zu den 75 Quadratmetern in Rhöndorf weitere 125 hinzu. Derzeit läuft der Umbau der Lagerhalle – auch den stemmt das Trio selbst.

Reisen durch die Weltgeschichte

Schon in ganz jungen Jahren hatten sich die Wege der heutigen Geschäftspartner gekreuzt. Damals besuchten sie die Jugenddorf-Christophorusschule in Königswinter. Dann verloren sie sich aus den Augen und trafen sich über gemeinsame Freunde wieder. Zu der Zeit, 2013, hatte David Rein schon eine abgebrochene Kochlehre hinter sich und ein paar Reisen durch die Weltgeschichte: Unter anderem gehörten China, Indien und Nepal zu seinen Zielen.

„Eigentlich wollte ich mich schon immer selbstständig machen, bereits als Kind mit meinen Geschwistern“, erzählt der 21-Jährige. Auf seinen Touren nahm die Idee des Imports biologisch und nachhaltig gewonnener Gewürze Formen an. Er belegte Existenzgründerkurse. Als seine ehemaligen Schulkameraden von seinem Plan hörten, studierte Julian Körver gerade Journalismus und Unternehmenskommunikation in Köln und Emanuel Burggraf arbeitete als IT-Systemelektroniker bei der Telekom.

Beide stiegen schnell mit ein. Der eine studiert noch nebenher weiter, der andere gab seinen Job in Bonn auf. Und erhielt geteilte Resonanz. „Meine Mutter stand komplett hinter mir, vielleicht auch deswegen, weil sie immer schon selbstständig war. Meine Geschwister sind eher sicherheitsorientiert und konnten das nicht verstehen“, sagt der Mann, der sich bei (R)eintüten vor allem um die Produktion kümmert. Er ist zufrieden mit seiner Entscheidung. „Hier ist die Motivation für meine Arbeit nicht der reine Verdienst, sondern es geht um Lebensfreude und Selbstverwirklichung.“

1. Preis beim 3. Bonner Ideenmarkt

Dabei tun die Jungunternehmer, die beim 3. Bonner Ideenmarkt der IHK Bonn/Rhein-Sieg den ersten Preis gewannen, nicht so, als ob alles immer einfach wäre. David Rein hat 15.000 Euro selbst erarbeitetes Geld in die Gründung seines Unternehmens investiert. Der Umsatz im ersten richtigen Geschäftsjahr, 2015, lag bei 50.000 Euro. Für 2016 ist eine Verdoppelung angepeilt. Die drei jungen Männer arbeiten an sieben Tagen in der Woche, leben derzeit eher sparsam, stecken erwirtschaftetes Geld lieber in die Firma als in andere Dinge.

Die Reisen in die Anbaugebiete der Gewürze – neben Indonesien und Mauritius noch rund 20 andere Länder – gleichen einiges aus. Die Unternehmer bieten ihre Waren vor allem auf Märkten wie in der Bonner Rheinaue und online an. Auch ein paar lokale Supermärkte beliefern sie. Firmen verschenken die schön verpackten Gewürze gerne an Geschäftsfreunde. Cafés, Bistros und Restaurants sollen nach Wunsch der Jungunternehmer als Abnehmer hinzukommen.

Die drei erinnern sich noch gut an ihren ersten Verkaufseinsatz bei den Uferlichtern in Bad Neuenahr im Winter 2014. „Wir hatten teilweise Gläser ohne Etiketten dabei und haben manche davon erst vor Ort versiegelt“, erzählt Körver. „Eher spaßig als professionell“ fand Rein diesen Auftritt. Diese wenigen Tage hätten ihnen jedoch gezeigt, dass sie in der richtigen Konstellation genau den richtigen Job machen.

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