Schau in Unkel Ausstellung zeigt Ölbilder mit Willy-Brandt-Porträts

Unkel · Gaby Kutz zeigt im Willy-Brandt-Forum in Unkel Gemälde, die nach Pressefotos aus Willy Brandts Leben entstanden sind. Trotz vertrauter Motive findet die Künstlerin eigene Blickwinkel.

 Gaby Kutz vor dem Gemälde, das den Kanzler, seine Frau und Spion Günter Guillaume zeigt.

Gaby Kutz vor dem Gemälde, das den Kanzler, seine Frau und Spion Günter Guillaume zeigt.

Foto: Frank Homann

Die Bilder der aktuellen Kunstausstellung im Unkeler Willy-Brandt-Forum erscheinen nicht umsonst vertraut. Dabei sind manche von ihnen so neu, dass sie bei der Vernissage noch nicht durchgetrocknet waren. Sie zeigen Willy Brandt als Regierenden Bürgermeister von Berlin im Cabrio neben Bundeskanzler Konrad Adenauer und John F. Kennedy beim Besuch des amerikanischen Präsidenten 1963.

Brandt vertieft ins Gespräch mit Walter Scheel, mit ernster Miene neben Helmut Schmidt, mit gekräuselter Stirn, zusammengekniffenen Augen, die Hand an der Stirn. Brandt nachdenklich, tatkräftig, einsam: Künstlerin Gaby Kutz hat Pressefotos als Motive für ihre Ölbilder gewählt, und doch die Person Brandt und Szenen seines politischen Lebens aus eigenem Blickwinkel dargestellt.

Bitte eigene Meinung bilden: Interpretationen sind willkommen

Interpretationen durch den Betrachter sind willkommen. So sah der Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Willy-Brandt-Forum, Christoph Charlier, bei der Ausstellungseröffnung auf einem Gemälde "eine mondäne Dame, Rut Brandt, vorweg. Dahinter, zentral und doch im Abseits, Willy Brandt mit Hütchen und bravem Mantel. Im Hintergrund, in servilem Abstand und Brandt doch stets auf den Fersen, dräut der Spion, der bald, sehr bald, den Kanzlersturz herbeiführen wird. Auch die Ehe wird den Bach hinuntergehen. Gaby Kutz zeigt auf diesem Bild, so will es mir scheinen, das Thema des Fremden überall."

Abgedrängt scheint Brandt auch auf dem Vierer-Portrait beim Bundesparteitag der SPD 1979 in Berlin zu sein, obwohl er in einer Reihe mit Schmidt, Herbert Wehner und Holger Börner abgebildet ist - er schaut in eine andere Richtung als die anderen. Dieses Bild, das Gaby Kutz in Schwarz, Rot und Gold ausgeführt hat, hat die Unkeler Bürgerstiftung als Schenkung von einer Mäzenin erhalten.

Schon Brandt wollte „mehr Demokratie wagen“

Die Schau der aus Köln stammenden und mittlerweile in Bad Münstereifel lebenden Malerin steht unter der dem Titel "BRANDT-aktuell: Mehr Demokratie wagen". Kutz hat von 1988 bis 1994 an der Kunstakademie Düsseldorf Malerei studiert. In ihrem künstlerischen Schaffen setzt sie sich mit der deutschen Geschichte und aktuellen internationalen Themen auseinander. In ihren politischen Porträts bildet sie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ab, die sich für demokratische Ziele, für Frieden und Menschenrechte einsetzen: Thomas Mann, Petra Kelly, Martin Luther King, Heinrich Böll.

Nachdem 1972 das Misstrauensvotum gegen Brandt gescheitert war, soll Böll davon gesprochen haben, im Leben des ersten sozialdemokratischen Bundeskanzlers liege der Stoff für eine Legende. "Ob Sie dieses Urteil teilen, muss jeder für sich entscheiden", sagte Charlier, an die Vernissagebesucher gewandt. "Die Auseinandersetzung mit dieser Legende ist das zentrale Anliegen unseres Museums."

Genauso sei es auch Anliegen der Ausstellung, über Demokratie nachzudenken, die heute wieder in Gefahr sei. In Zeiten totalitärer Regimes und populistischer Wendungen solle auch Zeit sein, zurückzublicken auf die erste Regierungserklärung Brandts als Bundeskanzler vor 50 Jahren, die unter anderem begann mit den Worten: "Wir wollen mehr Demokratie wagen".

Die Ausstellung "BRANDT-aktuell: Mehr Demokratie wagen" ist bis einschließlich Sonntag, 3. November, dienstags bis sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr zu besichtigen im Willy-Brandt-Forum, Willy-Brandt-Platz 5 in Unkel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort