Frisbee-Turnier auf der Insel Grafenwerth Manchmal ist die Welt eine Scheibe

BAD HONNEF · Das Frisbee: Wer kennt sie nicht, die berühmte Flugscheibe, ob vom letzten Strandurlaub oder vom Herumtollen mit dem Hund. Auf den ersten Blick mag der Frisbee-Sport für Außenstehende klingen wie die einfachste Sache der Welt.

Doch der Selbstversuch beweist schnell: "Ultimate Frisbee" bedeutet weit mehr, als bloß eine Kunststoffscheibe gemütlich übers Spielfeld schwirren zu lassen. Hinter dem Zusatz "Ultimate" stecken Athletik, Koordination und Teamgeist. Und das Wichtigste: Die Action auf dem Spielfeld geht komplett ohne Schiedsrichter vonstatten. Ohne Fairness und Verantwortung läuft hier gar nichts.

Der "Spirit of the Game" stand daher einmal mehr im Mittelpunkt, als der Bonner Frisbeesport-Verein "Bonnsai" am Wochenende zum großen Turnier auf die Insel Grafenwerth einlud. Dem Ruf folgten einmal mehr 120 Spieler aus zwölf Teams. Aus Städten wie Köln, Leipzig, Wanne-Eickel und Maastricht waren die Gäste zum "Rheinwerfen" angereist; ein Heimspiel hatten dagegen die 25 "Bonnsais". Während im Freibad die Zelte aufgeschlagen wurden, ging es auf den Inselwiesen in der prallen Sonne zur Sache - jeweils in Teams fünf gegen fünf. Als Trophäe und Andenken winkte den Besten für die schweißtreibenden Leistungen ein schicker Draht-Bonsai. Co-Organisator Christian Lenz erklärte die Regeln: 35 bis 45 Minuten dauert ein Spiel - und das kann anstrengend werden, so der 27-Jährige. Denn "Ultimate Frisbee" vereint Elemente aus dem Handball, Basketball und American Football. Die Scheibe ist bei diesem laufintensiven Spiel stets in Bewegung; Stillstand gibt es kaum. Lediglich der Spieler mit Scheibenbesitz muss stehenbleiben, ein Sternschritt ist jedoch erlaubt.

Ziel ist es, das Frisbee in der gegnerischen Endzone des Spielfeldes zu fangen - ein Punkt pro gefangenen Wurf. Wer nach Ablauf der Spielzeit die meisten Punkte hat oder frühzeitig die Obergrenze von 13 Punkten erreicht, gewinnt.

Die Trophäe mit nach Hause nehmen, das wollten sie zwar alle, doch nicht um jeden Preis. Wichtiger als der Sieg war nämlich für alle der Spaß am fairen Spiel, erklärten die Frisbee-Könner. Beim "Ultimate" als kontaktlosem Sport gilt schließlich: Gewinnen ist Silber, Fair Play ist Gold. Selbst bei Weltmeisterschaften gibt es keinen designierten Schiedsrichter, stattdessen klären die Spieler alles unter sich. Die Ultima Ratio im Falle eines Falles ist hier nicht der Platzverweis, sondern eine gemeinsame Streitschlichtung. Nach jedem Spiel sammeln sich die Sportler zudem im Kreis und reflektieren: Was lief gut, was geht noch besser? Wer hat sich besonders fair verhalten, wer sollte sich ein wenig mehr am Riemen reißen? "Ultimate ist der vielleicht fairste Sport der Welt", erzählte denn auch Bonnsai-Teammitglied Tobias Schnepper.

Das mag auch daran liegen, dass die Ultimate-Szene noch vergleichsweise jung ist - die Vereine pflegen untereinander ein geradezu freundschaftliches Verhältnis. Im Jahr 2002 fand "Ultimate Frisbee" in Bonn Einzug, zwei Jahre später wurde das Spiel ins Hochschulsportangebot der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität aufgenommen. Als eingetragenen Verein gibt es die "Bonnsais" seit November 2011. Seitdem ist die Resonanz auf den Scheibensport stetig gewachsen, resümieren die Mitglieder; in diesem Jahr wurden sogar die Teilnahmeplätze für das "Rheinwerfen" knapp. Und die Begeisterung nimmt deutschlandweit zu. Kein Wunder: "Für manche", resümierte Schnepper, "ist die Welt eben nach wie vor eine Scheibe."

0 Für alle Interessierten ab 16 Jahren bietet der Frisbeesport-Verein "Bonnsai" vom 13. August bis zum 24. September immer donnerstags einen Anfängerkurs an. Kosten: zwölf Euro pro Person. Weitere Infos und Anmeldung unter www.bonnsai.org

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