KURZ GEFRAGT

BAD HONNEF · Viele Menschen haben chronische Schmerzen. Ein Schicksal, das man hinnehmen muss?

 Chefarzt am Cura-Krankenhaus und Schmerzmediziner: Stefan Wirz.

Chefarzt am Cura-Krankenhaus und Schmerzmediziner: Stefan Wirz.

Oft hört man vom „Schmerzgedächtnis“. Gibt es das wirklich?

Wirz: So schlecht ist der Begriff eigentlich nicht. Nur: Er wird zu inflationär gebraucht, auch im Zusammenhang mit pharmazeutischen Produkten. Tatsächlich kann Schmerz „gelernt“ werden. Das passiert natürlich nicht bewusst durch den Patienten, es ist ein unbewusstes Lernen sozusagen auf Zellebene. Aber: Man kann dagegen vorgehen. Wichtig ist unter anderem, die natürlichen Schmerzhemmmechanismen des Körpers neu aufzubauen, die Menschen wieder in Bewegung zu bringen. Schmerzhemmung hat immer auch mit Bewegung zu tun.

Viele Patienten haben einen langen Leidensweg hinter sich. Was können sie dennoch tun?

Wirz: Es ist immer gut, einen Schmerzmediziner aufzusuchen. Leider gibt es davon in Deutschland noch zu wenige, nur etwa 1000. Dennoch: Patienten sollten den Weg gehen und sich nicht von Wartezeiten abhalten lassen.

Wie wichtig ist der interdisziplinäre Ansatz?

Wirz: Sehr wichtig, schließlich besteht der Mensch nicht nur aus motorischen Funktionen. Es geht immer um das Zusammenspiel aller Aspekte von Körper, Seele und Geist. Das multimodale Konzept basiert auf Behandlungsbausteinen und Therapieformen, die im Team aufeinander abgestimmt werden. Ziel ist, Patienten mit chronischen Schmerzen zurück in die Bewegung und damit weg vom Schmerz zu führen, aus der Passivität wieder in die Aktivität. Mit sehr viel Hilfe zur Selbsthilfe.

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