Neuer Innenanstrich Sanierung des Kursaals in Bad Honnef schreitet voran

Bad Honnef. · Seit Karneval wird der Kursaal in Bad Honnef saniert. Derzeit erhält er einen der Bauzeit getreuen Innenanstrich, die Sanierung soll Ende Februar beendet sein. Ein Blick auf den aktuellen Stand der Arbeiten.

 Zentimeterarbeit mit dem Pinsel: Guido Mäuerer streicht die Stuckelemente an der Saaldecke.

Zentimeterarbeit mit dem Pinsel: Guido Mäuerer streicht die Stuckelemente an der Saaldecke.

Foto: Frank Homann

Wenn Jörg Sudmann das Kurhaus betritt, gerät er ins Schwärmen. „Ich habe jedes Mal leuchtende Augen“, kommentierte der Architekt, bei dem im Rathaus die Fäden für die Kurhaussanierung zusammenlaufen, am Dienstag die Fortschritte bei diesem Sieben-Millionen-Euro-Projekt. Die zeigen sich zurzeit vor allem im Detail: Nach „gröberen“ Arbeiten wie der Fertigstellung des neuen Daches und parallel zu 25 weiteren Gewerken nehmen sich die Fachleute die Farbgestaltung des Saales vor. Und die wird so weit als irgend möglich dem Original entsprechen.

Eine denkmalgerechte Umplanung, die sich die Stadt allerdings auch etwas kosten lässt: Durch den Mehraufwand verteuere sich der optisch auffällige Einzelposten um rund 20 Prozent, erklärte Architekt Michael Deisenroth. „Ursprünglich war ja geplant, die Farben sozusagen nur aufzufrischen. Dann aber fanden wir darunter etwas ganz anderes vor“, so der Denkmal-Fachmann.

Insgesamt lägen die Mehrkosten für das Kurhaus-Projekt zurzeit übrigens bei etwa vier Prozent – angesichts des Aufwands bei dieser Komplettsanierung samt statisch wichtiger Arbeiten und auch der Bedeutung des historischen Gebäudes „eine vertretbare Summe“, so Deisenroth. „Wir haben in der Finanzplanung Puffer eingebaut, um Überraschungen möglichst aufzufangen.“ Auch sei das letzte Wort über Zuschüsse des Landes NRW noch nicht gesprochen. Die Anträge seien gestellt, leider lasse sich das Land mit der Bearbeitung aber viel Zeit. „Warum das so lange dauert, ist für mich nicht nachvollziehbar“, so Deisenroth, der selbst bereits an die 300 Denkmalprojekte begleitet hat.

Auch für Restauratorin Sigrun Heinen vom Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland, die das Projekt begleitet und auch bei der „Farbhistorie“ mit Rat und Tat zur Seite stand, Luis Kohl von der Unteren Denkmalbehörde und den städtischen Gebäudemanager Frank Beckmann ist der Mehraufwand bei der Original-Farbgestaltung gut angelegtes Geld. Kohl: „Wir legen die Historie wieder frei. Im Denkmalbereich geht es schließlich nicht unbedingt darum, was man schön findet. Es geht darum, was macht die Historie aus.“

Das habe sich unter „Schichten und Schichten“ (Sudmann), die wegen der Restaurierung und Ergänzung der Stuckelemente entfernt wurden oder teils schon abgeplatzt waren, gezeigt: Nicht dunkler Ocker oder ebensolches Braun, sondern ein abgetöntes Weiß bis helles Beige dominierte einst den Saal. Ergänzt wurde der helle, weit freundlichere Anstrich durch helles Grün oder leuchtendes, fast royales Blau und goldfarbene Rahmungen an den Stuckelementen.

 Carla Rupprecht, Mitarbeiterin des Architekturbüros Deisenroth, und Restauratorin Sigrun Heinen begutachten die neue Farbgestaltung im Kursaal. Die Restauratoren hatten zuvor eine genaue Schadenskartierung gemacht.

Carla Rupprecht, Mitarbeiterin des Architekturbüros Deisenroth, und Restauratorin Sigrun Heinen begutachten die neue Farbgestaltung im Kursaal. Die Restauratoren hatten zuvor eine genaue Schadenskartierung gemacht.

Foto: Frank Homann

Das herauszufinden, dazu war zunächst Detektivarbeit nötig. Dass die Restauratoren überhaupt darüber stolperten, ist zugleich eine Art Zufallsprodukt. Schließlich war der Saal vor rund 30 Jahren schon einmal komplett restauriert worden – und auch damals habe es ja geheißen, man habe sich am Original orientiert, so Deisenroth.

Weit gefehlt: Der genaue Blick zeigte, dass statt eines fast barocken Anstrichs eben der helle Grundton dominierte. Was, wie Sudmann ergänzte, der Bauzeit des Jugendstils denn auch weit mehr entspreche. Die Farbgebung erinnere gar an eine Variante des Jugendstils, die sogenannte „Wiener Secession“, auch „Wiener Jugendstil“ genannt. Sudmann: „Der Saal wird viel heller, freundlicher.“ Die Restauratoren legten nach der ersten Entdeckung der überstrichenen Farben zunächst „Farbtreppen“ an. Stichprobenartig wurden Schichten entfernt, um der Bauzeit auf den Grund zu gehen.

Kohl: „Circa 20 Jahre nach der Bauzeit war das, was man am dichtesten belegen konnte.“ Dazu gehöre auch eine weitere Umplanung: Statt eines dunklen soll ein helles Parkett das Ambiente des Saals unterstreichen, auch das eine teurere Variante. Zugleich entspreche sie dem Original, wie es sich auf einem Foto aus den 20er Jahren zeige.

Was das Projekt insgesamt angeht, so seien alle Außenarbeiten mit „nur zwei Tagen Verzug“ abgeschlossen worden, so Deisenroth. Probleme allerdings bereiteten noch einige technische Gewerke wie Heizung, Lüftung und Sanitäranlagen. Das führe zu Verzögerungen, da Gewerke aufeinander aufbauten. Deisenroth: „Ende November muss das Innengerüst raus.“ Kommende Woche wird, mit einigen Tagen Verzug, der Aufzug eingebaut. Der ursprüngliche Termin der Übergabe, 11. Februar, sei nicht zu halten. Bis Ende Februar aber solle alles fertig sein.

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