Kursaal in Bad Honnef Kongresspark-Chef Michael Gerdes: "Sensibilität ist gestiegen"

BAD HONNEF · Es gibt Veranstaltungen, an die denkt Michael Holmer Gerdes mit gemischten Gefühlen zurück. Das hat nicht etwa damit zu tun, dass sich der städtische Kursaal heute geringerer Beliebtheit erfreuen würde.

 Die gute Stube Bad Honnefs: Wenn im Kursaal gefeiert wird, fühlen sich Anwohner zuweilen belästigt.

Die gute Stube Bad Honnefs: Wenn im Kursaal gefeiert wird, fühlen sich Anwohner zuweilen belästigt.

Foto: Archivfoto: Homann

Gerdes: "Die Stadt kann froh sein, dass sie über eine solche Location verfügt." Wenn wegen Lärms ein Fest "von der Polizei beendet wird", wie 2012 gleich zwei Abitur-Feiern, ist das aber weder für Mieter, noch für Vermieter, noch für Anrainer eine Freude. Zwar seien solche Extreme nicht die Regel. "Aber ich stelle schon fest, dass die Sensibiliät in Sachen Lärm gestiegen ist", sagt Gerdes.

Lärm und Klagen über Lärm: Wo gefeiert wird, gibt es Beschwerden. Die Bonner können ein Lied davon singen; nicht zuletzt die Kontroverse um die "Klangwelle", die an die Ahr abwandern musste, belegt das. Keine signifikante Änderung gegenüber Vorjahren verzeichnen Polizei und Ordnungsamt derweil für Bad Honnef.

"Ein erhöhtes Aufkommen an Beschwerden gibt es nicht", so Polizei-Sprecher Frank Piontek zum GA. Gerrit Schöne-Warnefeld vom Ordnungsamt formuliert es so: "Die Empfindsamkeit in Bad Honnef war schon immer hoch." Im Durchschnitt ein- bis zweimal in der Woche gingen neue Beschwerden ein.

Auslöser seien etwa Gaststättenlärm, laute Nachbarn, Veranstaltungen, bellende Hunde oder Feuerwerke. Öffentliche Veranstaltungen seien in den vergangenen Jahren "vergleichsweise selten und nur in Ausnahmefällen Gegenstand von Beschwerden" gewesen. Bei Gaststätten bezögen sich die Beschwerden überwiegend auf solche mit Öffnungszeiten über ein Uhr nachts hinaus, Außengastronomie sowie Orte mit einem "hohen Aufkommen an Jubiläen, Hochzeiten und ähnlichen Veranstaltungen".

Was den Kursaal in den Fokus rückt. Seit 2000 gibt es den, politisch nicht immer unumstrittenen, Betreibervertrag, den sich die Stadt laut Kämmerei 291 000 Euro jährlich kosten lässt und ein gastronomisches Kerngeschäft einem Gastronomen überträgt. Im Gegenzug verfügt die Stadt über feste Belegungskontingente für sich oder Vereine; zu den Terminen kann der Betreiber nicht anderweitig vermieten.

Zwar seien die meisten Veranstaltungen vom Theater bis zum Gala-Dinner unproblematisch, so Gerdes. Zugleich sei der einzige große Saal im Tal beliebt für Feste oder Tagungen mit Abendprogramm. Die zentrumsnahe Lage des Kursaals werde einerseits geschätzt, erweise sich andererseits als Problem.

"Das ist wie ein Käfig, der Schall baut sich auf und sucht sich seinen Weg", zeigt Gerdes Verständnis für Anlieger. Sollte die Stadt als Eigentümerin über Schallisolierung nachdenken? Vielleicht, sagt Gerdes. Aber: Ob und wie das im Jugendstilsaal möglich wäre, sei fraglich.

Gerdes führt weiter aus: "Alleine mit Kulturveranstaltungen ist der Saal nicht wirtschaftlich zu betreiben." Hinzu kämen die gestiegenen gesetzlichen Auflagen - und damit Kosten. Beispiel Versammlungsstättenverordnung, die auch vielen Vereinen wie an Karneval zu schaffen macht. Je nach Größe der Veranstaltung sei ein Saalmeister Pflicht. Und der kostet, 350 bis 400 Euro pro Abend.

Dies sowie Security und ähnliches mehr auf Veranstalter umzulegen, sei schwierig, so Gerdes: "Das kann zum Totschlag-Argument für eine Veranstaltung werden." Schöne-Warnefeld: "Ein wesentlicher Aspekt, der zuletzt häufig zu Problemen geführt hat, ist die Änderung des Nichtraucherschutzgesetzes."

Wenn drinnen nicht geraucht werden darf, sammeln sich Trauben vor der Tür. Gerdes: "Bei einer Veranstaltung haben wir drei Türsteher verpflichtet, um das Problem Tür auf, Tür zu zu beseitigen."

Generell gelte: Besser sei es, präventiv zu arbeiten. Für die Abi-Bälle 2014 etwa habe man eine Kooperation mit der "Rheinsubstanz" vermittelt, im Kursaal war früher Schluss - "im Sinne der jungen Leute und der Anlieger - unter Umsatzverzicht für uns". Grundsätzlich baut Gerdes auf "ein positives Mit- statt Gegeneinander": "Das ist die Kunst. Man muss sehen, dass man sich arrangiert."

Rechtsvorschriften

Das Thema Lärm ist in verschiedenen Rechtsvorschriften verankert, so im Landesimmissionsschutzgesetz Nordrhein-Westfalen sowie in der Straßenordnung Bad Honnef, so die Stadt. Zu den Regelungen gehört unter anderem, dass sich jeder so zu verhalten hat, dass schädliche Umwelteinwirkungen vermieden werden.

In der Mittagsruhe von 13 bis 15 Uhr ist in Bad Honnef jede Tätigkeit untersagt, die mit besonderer Lärmentwicklung verbunden ist. Das gilt nicht für landwirtschaftliche und gewerbliche Tätigkeiten sowie für im öffentlichen Interesse liegende, von der Stadt oder deren Beauftragten durchgeführte Reinigungs-, Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen.

Von 22 bis 6 Uhr herrscht Nachtruhe; dann ist jede Betätigung verboten, welche die Nachtruhe stören kann. Für Großveranstaltungen, Volksfeste und Kirmessen werden im Einzelfall Ausnahmen bis 24 Uhr erteilt.

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