Langer Tag der Region in Bad Honnef Kommunen suchen eine Strategie

Bad Honnef · Der Klimawandel ist dominierendes Thema am Langen Tag der Region in Bad Honnef. Die Teilnehmer diskutieren, wie sich Kommunen darauf vorbereiten können.

 Schulterschluss der regionalen Macher (v.l.): Sebastian Schuster, Otto Neuhoff, Horst Becker, Ashok Sridharan, Heinrich Dornbusch, Jochen Hagt (Landrat des Oberbergischen Kreises) und Reimar Molitor.

Schulterschluss der regionalen Macher (v.l.): Sebastian Schuster, Otto Neuhoff, Horst Becker, Ashok Sridharan, Heinrich Dornbusch, Jochen Hagt (Landrat des Oberbergischen Kreises) und Reimar Molitor.

Foto: Frank Homann

So vielfältig wie die Region Köln-Bonn ist, so vielfältig sind auch die vorhergesagten Auswirkungen des Klimawandels: Zunehmende Hitzebelastung in der Stadt, Ernteausfälle in der Landwirtschaft, Wasserknappheit in den Talsperren, immense Schäden durch anschwellende Bäche nach Starkregen, Sturmschäden und Brandgefahr im Wald, Hoch- und Niedrigwasser im Rhein. Am Langen Tag der Region beschäftigten sich 550 Teilnehmer im Bad Honnefer Kursaal mit der Frage, wie sich Kommunen darauf vorbereiten müssen.

„Wir benötigen dringend eine Klimawandel-Vorsorgestrategie, damit wir nicht wieder Schäden zu verzeichnen haben wie die der vergangenen Wochen“, sagte Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan, Vorstandsvorsitzender des Vereins Region Köln-Bonn. Otto Neuhoff, Honnefer Bürgermeister, verdeutlichte: „Wir haben 700 Meter bis zum Rhein und 700 Meter bis zum Siebengebirge, dazwischen kommt alles über die Bäche hier runter. Das hat massive Auswirkungen in Wetterperioden, wie wir sie gerade erleben.“

Es fehle in weiten Teilen der Region das Bewusstsein für Folgen der Klimaveränderungen und eine gemeinsame regionale Strategie, so der Verein Region Köln-Bonn. Unter seiner Federführung soll in den kommenden zweieinhalb Jahren ein Konzept erarbeitet werden. Das Land NRW unterstützt die „Regionale Klimawandel-Vorsorgestrategie“ mit 256 000 Euro. „Die Ereignisse häufen sich: Starkregen, Sturm und Hagel. Dass Klimaanpassung nötig ist, daran besteht kein Zweifel“, sagte Staatssekretär Horst Becker, der den Zuwendungsbescheid überreichte. NRW habe 2013 nicht nur ein Klimaschutzgesetz auf den Weg gebracht, sondern damit auch Klimaanpassung. Diese sieht auch Landrat Sebastian Schuster als eine der großen Herausforderungen neben Verkehr, Schulen und Kultur.

Die Klima-Expo NRW zeichnet bis 2022 genau 1000 Beispiele für klimaschonendes Handeln aus, einer der nächsten Preisträger wird die CO2-neutrale Zustellung der Deutschen Post DHL sein. „Wir sehen uns als Fortschrittsmotor, als Leistungsschau für Klimaprojekte im Land“, sagte Heinrich Dornbusch, Geschäftsführer der Klima-Expo NRW. Reimar Molitor, Chef des Vereins Region Köln-Bonn, will die Klimawandel-Vorsorge regional aufstellen und einen Maßnahmenkatalog entwickeln. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass sich Einzelne der Klimafolgen durchaus bewusst sind. So sprach Annette Boms von der Stadt Köln die zugebauten Frischluftschneisen an.

Die Kölner Stadtplaner wollen mit schattigen Plätzen und öffentlichen Trinkbrunnen die Hitzesommer erträglicher machen. Uwe Schölmerich, Leiter des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft, erklärte, es müsse sich auch in den Wäldern und an Straßenrändern etwas ändern, damit nicht mit jedem Sturm Straßen durch umgestürzte Bäume blockiert und Wälder vernichtet werden. „Wir wissen nicht, wie sich das Klima an einzelnen Punkten entwickeln wird“, sagte er. Er sprach sich dafür aus, in den Wäldern junge und alte Bäume zu msichen. Die Waldränder müssten stufig aufgebaut werden, was auch den Artenreichtum fördere.

Drängendes Thema in der Region ist zurzeit der Kampf gegen einen möglichen Komplettumzug des Bundes nach Berlin. Molitor: „Das Thema geht uns alle an.“ Sridharan kündigte an, dass die Region sehr gut darauf vorbereitet sein werde, was nach der Sommerpause aus Berlin kommt. „Die Bundesämter sind gut und wichtig, aber wir brauchen in Bonn Ansprechpartner auf einer ministeriellen Ebene für UN, Wissenschaft und internationale Organisationen. Wir wollen so verhandeln, dass das auch dauerhaft so bleibt.“

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