Konfirmation in Aegidienberg Junge Christen feierten in der katholischen Kirche

AEGIDIENBERG · Das war Premiere. Die Evangelische Kirchengemeinde feierte in der katholischen Pfarrkirche Sankt Aegidius Konfirmation. Pfarrer in Rente Hans Kroh, der die 14 Mädchen und Jungen in einem festlichen Gottesdienst einsegnete, hatte bei den Nachbarn "um Asyl" gebeten.

 Die Aegidienberger Konfirmanden vor der Kirche.

Die Aegidienberger Konfirmanden vor der Kirche.

Foto: Roswitha Oschmann

Zu Recht hatte er befürchtet, dass das eigene Gotteshaus für den Pfingst- und Konfirmationsgottesdienst zu klein werden könnte. Die katholischen Kollegen, Pfarrer Bruno Wachten und Heiner Gather, stellten Sankt Aegidius gern zur Verfügung.

So befand sich auf dem Titelblatt des Programmheftes die Konfirmationskirche und auf der Rückseite ein Foto der Heimatkirche der Konfirmanden. Pfarrer Kroh dankte im Gottesdienst der katholischen Gemeinde für die Bereitstellung ihrer Kirche und sah dies als "hoffnungsvolles Zeichen der Ökumene".

Die Kerzen brannten noch von der heiligen Messe der Katholiken, als sich die Pfarrkirche mit evangelischen Gottesdienstbesuchern füllte. Alle Plätze waren besetzt, als die Konfirmanden mit Pfarrer Kroh einzogen; im katholischen Pfarrzentrum hatten sie sich zuvor mit dem Geistlichen gesammelt vor dem aufregenden Ereignis.

Vor ihnen in die Kirche gingen singend die Frauen und Männer des Kirchenchores, die dann hinter dem Altar Platz nahmen, während die Jugendlichen davor in einem Stuhlhalbkreis platziert waren. Bereits am Vorabend hatten sie ihr erstes Abendmahl in der evangelischen Friedenskirche gefeiert und die Gnadenzusage erhalten: "Wer von diesem Brot isst, der ahnt, was die Seele und die Hände erfüllt ..."

Pfarrer Kroh: "Ihr seid in Eurem Glauben gewachsen, Ihr seid darin erwachsen geworden. Heute sagt Ihr in eigener Verantwortung Ja zu dem Ja, das Euch in Eurer Taufe zugesprochen wurde." Auf einem Blatt im Festheft war die Pfarrkirche abgebildet. Rundum hatten die Konfirmanden ihre Fingerabdrücke und Unterschriften hinterlassen, und auf der Rückseite fanden sich ihre Porträts und der Hinweis: "Goldene Konfirmation ist Pfingsten 2063!".

Kurz gefragt
Bettina Beyer ist seit fünf Jahren Küsterin der Evangelischen Kirchengemeinde Aegidienberg. Erstmals versah sie ihren Dienst in der katholischen Pfarrkirche. Mit ihr sprach Roswitha Oschmann.

Was bedeutet der Ortswechsel für Sie?
Bettina Beyer: Das war kein großer Aufwand. Wir haben das heilige Abendmahl bereits am Abend zuvor in unserer Kirche gefeiert, brauchen also keine Kelche. Lediglich 50 Stühle mussten rüber für Konfirmanden und unsere Chorsänger. Da haben die jungen Leute geholfen. Und ein Gesteck habe ich auf den Altar gestellt. Gesangbücher brauchen wir ebenfalls nicht, denn im Programmheft sind auch die Liedtexte abgedruckt.

Warum war der Umzug eigentlich erforderlich?
Beyer: Pfarrer Kroh befürchtete, dass bei uns der Platz für die große Pfingst- und Konfirmationsgemeinde nicht ausreicht. Eine Konfirmandin hat zum Beispiel eine große Familie mit allein 30 Gästen in der Kirche. Deshalb hat unsere Gemeinde die katholische Gemeinde gebeten, die Pfarrkirche Sankt Aegidius nutzen zu dürfen.

Und die katholischen Nachbarn waren gleich einverstanden?
Beyer: Die Pfarrgemeinde, Pfarrer Heiner Gather und Bruno Wachten waren sofort einverstanden. Es gab nur positive Reaktionen.

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