Offene Jugendarbeit Bad Honnef Jugendliche schaffen eigene Graffiti-Kunst

Bad Honnef · „Ist das Kunst oder muss das weg? Graffiti – eine Jugendkultur“: Unter diesem Motto stand ein Workshop im Haus der Jugend Bad Honnef.

 Auf großen Platten gestalten die Jugendlichen ihre Graffiti-Kunst für den Chill-Raum.

Auf großen Platten gestalten die Jugendlichen ihre Graffiti-Kunst für den Chill-Raum.

Foto: Frank Homann

Dabei kamen nicht nur die künstlerischen, sondern auch die wichtigen rechtlichen Fragen zur Sprache. Ermöglicht hat das Projekt das Bad Honnefer Aalkönigskomitee.

Erst kürzlich wurden 30 Autos auf einem Parkplatz in Rheinbreitbach mit schwarzer Farbe besprüht. Solche Beschädigungen sowie Schmierereien an Häusern, Brücken oder Bahnlinien zeugen von der unschönen und strafbaren Seite von Graffiti. Die andere Seite: Das sind etwa die Trafohäuschen in Bad Honnef mit schmucken Motiven, darunter sogar mit dem Konterfei Konrad Adenauers. Das sind auch Graffiti, aber aus Künstlerhand und auf Bestellung.

Kunstwerke für den Chill-Raum

Neun Kinder und Jugendliche zwischen elf und 18 Jahren beteiligten sich jetzt an einem Workshop im Haus der Jugend unter dem Motto „Ist das Kunst oder muss das weg? Graffiti – eine Jugendkultur“. Begleitet wurde das vom Aalkönigskomitee finanzierte Projekt von zwei pädagogischen Fachkräften – Markus Biehler, dem Leiter vom Haus der Jugend, und Sarah Cremer – sowie von Moritz Kral und Luis Merkel, zwei leidenschaftlichen Sprayern, die sich gern an der legalen Spraywand in der Bonner Rheinaue tummeln. Die Workshop-Teilnehmer absolvierten mit ihnen ein spannendes Programm, an dessen Schluss sie neben kleineren Bildern für zu Hause große Platten vorweisen konnten, die künftig im Chill-Raum des Hauses der Jugend die Wände verschönern sollen.

"Legaler und illegaler Aspekt"

Zunächst aber begaben sich die Jugendlichen auf die Spuren von Graffiti und schauten bei einer Tour durch die Bonner Altstadt illegale Werke, aber auch Auftragsarbeiten an. Zudem besuchten sie das Arp-Museum und diskutierten die Frage, was gute und schlechte Graffiti ausmacht. Die Graffiti-Geschichte war ebenso Thema. Die Teilnehmer stellten fest: „Graffiti ist eine Form von Kunst – mit einem legalen und einem illegalen Aspekt.“

Deshalb war auch Kriminalkommissar Mario Becker vom Kriminalkommissariat Vorbeugung der Bonner Polizei Gast im Haus der Jugend. Dabei ging es um rechtliche Fragen, aber auch den Umwelt- und Gesundheitsaspekt. Der Beamte erklärte den Jugendlichen, was legal ist und was nicht. Er riet den Teilnehmern, legale Flächen zu nutzen, vielleicht auch Eigentümer von Gebäuden zu fragen, ob sie an einer bestimmten Fläche in Aktion treten dürfen. Anderenfalls könnten die Strafen empfindlich sein.

Graffiti sei nicht prinzipiell zu verteufeln. Aber: Bei den beschädigten Autos in Rheinbreitbach etwa liegt der Sachschaden bei ungefähr 100 000 Euro, nannte Markus Biehler warnend eine Zahl. Als Beispiel für gelungenes Graffiti-Kunst wurde die Hauswand der Orgelbaufirma Klais in Bonn bezeichnet, an der Orgelpfeifen und eine Tastatur zu sehen sind.

„Auf Leinwand macht das Spaß und ist auch sicherer"

Den Anstoß, sich in den Ferien diesem Thema zu widmen, gab die Überlegung, den Chill-Raum zu verschönern, in dem Sofa und eine Hängematte bereitstehen, wo sich eine kleine Bar befindet und lediglich Musik gehört werden darf. Die Jugendlichen fertigten Entwürfe an, setzten sie auf Papier um. Später entschieden sie, welche Motive an die Wand kommen sollen. Neun Spanholzplatten, zwei Meter hoch, 62 Zentimeter breit, wurden gestaltet. Die werden künftig die sechs Meter breite und zwei Meter hohe Wand des Chill-Raums schmücken. Ein Sonnenuntergang mit Pinguin, der Drachenfels und die Aranka, Sandburgen, Krabben, Krebse und Seesterne sind als Motive zu finden. Genau das richtige für die Hängematten-Perspektive.

Lena (14) aus Königswinter war mit Feuereifer dabei. „Es macht großen Spaß“, sagte sie, „vielleicht gehe ich künftig ab und zu an die Wand in der Rheinaue“. Anna (17) aus Bad Honnef malt sehr gern und hatte nun erstmals mit Graffiti zu tun. Die künftige Erzieherin: „Auf Leinwand macht das Spaß und ist auch sicherer.“

Eingangsbereich gestaltet

Mit Restfarben von einer ähnlichen Aktion vor zehn Jahren wurde durch Luis Merkel (23) und Moritz Kral (24) die Wand im Eingangsbereich neu gestaltet: „Haus der Jugend – Welcome to the jungle!“ Die beiden sind unter dem Künstlernamen „Derdegout“ aktiv. Luis ist Grafikdesigner, Moritz strebt eine Bühnenmalerkarriere an und befasst sich viel mit den alten Meistern. Gern sprayen sie in Bonn an der legalen Wand. Ihr Wunsch – eine solche Fläche sollte es auch in Bad Honnef geben.

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