Kanalarbeiten in Bad Honnef In der Honnefer Unterwelt

BAD HONNEF · Sieben Meter unter der Bad Honnefer Hauptstraße werden die Rohre des neuen Abwasserkanals Stück für Stück ins Erdreich geschoben. Das rund 2,5 Millionen Euro teure Projekt soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.

 Mit Joysticks wird die Vortriebsmaschine präzise gesteuert. Mit einer Baggerschaufel wird die Erde herausgegraben.

Mit Joysticks wird die Vortriebsmaschine präzise gesteuert. Mit einer Baggerschaufel wird die Erde herausgegraben.

Foto: Frank Homann

Wenn Krzysztof Moscinski seinen Arbeitsplatz erreichen will, muss er ganz nach unten. Denn der 35-Jährige liegt bei der Arbeit sieben Meter unter der Straßendecke im Vortrieb des künftigen Abwasserkanals unter der Bad Honnefer Hauptstraße. Er liegt, weil das Rohr, in dem er arbeitet, gerade einmal einen Durchmesser von 1,40 Meter hat.

Mitten in Staub und Dreck und jeder Menge Technik steuert er mit Joysticks die Schaufel, die die Erde direkt vor ihm abgräbt. Meter für Meter. Die Erde wird auf ein kleines Förderband geschaufelt und zu einer großen Lore transportiert. Und während Moscinski schaufelt, werden die Röhren, die einmal den neuen Abwasserkanal ausmachen, mit hydraulischen Pressen ins Erdreich nachgedrückt.

Mehr als 30 Meter weit sind die Experten mittlerweile ins Erdreich vorgedrungen. Bleiben noch rund 185 Meter, die in zwei Abschnitten umgesetzt werden. Zunächst werden die Röhren vom „Honnefer Loch“ auf dem Marktplatz aus bis zur Weyermannallee geschoben, anschließend wird die Baustelle in der aus Stabilitätsgründen mit Spritzbeton ausgekleideten Baugrube „umgedreht“: Dann werden die Rohre aus 20 Zentimeter dickem Stahlbeton in die andere Richtung bis zum Ende der Fußgängerzone unterirdisch verlegt.

Kanalbauarbeiten in Bad Honnef
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Dass diese besondere Form des Kanalbaus gewählt worden ist, hat einen guten Grund. „Wir sind hier sehr nah an den Häusern dran und müssen daher besonders erschütterungsarm arbeiten“, sagt der städtische Bauleiter Martin Leischner. Gleichzeitig muss man unterhalb des bestehenden Leitungsnetzes bauen. Und so steigt Krzysztof Moscinski jeden Tag über ein provisorisches Treppenhaus zu seinem Arbeitsplatz nach unten, klettert über die hydraulische Presse, krabbelt durch die Röhre, wuchtet sich über die Lore und rutscht schließlich das Förderband entlang zu seinem Sitz.

Findlinge werden notfalls gesprengt

Wenn die Maschine zum Leben erwacht, schallt ohrenbetäubender Lärm durch die Röhren, Staub wirbelt durch die Luft. Es ist warm. „Hier unten“, sagt der Experte mit einem Schmunzeln, „ist immer das gleiche Wetter.“ Der 35-Jährige arbeitet sich langsam vor, denn wenn er auf Findlinge stößt, wird es heikel. Leischner: „Wir müssen sie zerkleinern, notfalls sprengen.“ Denn sonst können die Rohre nicht weitergeschoben werden.

Rohrstück wird an Rohrstück gesetzt und vorangeschoben, dazwischen immer wieder „Dehnerstationen“, kleinere Pressen, die beim Vortrieb helfen. Damit die Rohre später besser durch den Boden gleiten (Leischner: „Der größte Widerstand entsteht durch die Reibung zwischen Außenmantel der Röhre und dem Erdreich“) werden sie „geschmiert“. Mit Katzenstreu.

Leischner freut sich ganz offensichtlich, wenn er das erzählen kann. Dabei handelt es sich um Bentonit, ein Gestein, das sowohl beim Tunnelbau wie auch bei der Herstellung von Katzenstreu verwendet wird. In Wasser gelöst, wird das glitschige Gemisch mit Hochdruck zwischen Rohr und Erdreich gepresst und minimiert so die Reibung. Wenn es trocknet, wird das ungiftige Gestein wieder hart.

Überwachung mit Kameras

Überwacht werden die Arbeiten mit Kameras, an Computern, in der Kommandozentrale in einem Container dreht sich ein Kreiselkompass, ein Fadenkreuz zeigt die Fortschritte des Vortriebs an. Denn große Abweichungen kann man sich nicht erlauben – sonst passen anschließend die Anschlüsse zu den anderen Kanälen nicht mehr.

Noch liegt man mit dem rund 2,5 Millionen Euro teuren Projekt im Zeitplan, „aber wir stehen ja auch noch ganz am Anfang“, sagt Leischner. Ende des Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, möglichst vor dem Martinimarkt. Die dicken Hauptrohre machen ihm übrigens weniger Sorgen. Vielmehr bereiten ihm die Hausanschlüsse, die derzeit installiert werden, Kopfzerbrechen.

„Wir werden dafür einige Laternen und Bäume wegnehmen müssen“, sagt Leischner. Und die Arbeiter werden nicht mit großem Gerät anrücken, dafür liegen zu viele Leitungen – Gas, Wasser, Strom, Telefonkabel – in dieser Höhe im Boden. Da ist dann eher Handarbeit gefragt. Fast wie damals 1930, als der alte Kanal gebaut wurde.

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