Bauspielplatz in Aegidienberg In "Baegi" herrschen die Kinder

AEGIDIENBERG · Im Kern des Bad Honnefer Stadtteils Aegidienberg, unterhalb der Grundschule, hat sich ein autarkes Dorf gebildet. Sein Name: "Baegi" - eine Abkürzung von "Bauspielplatz Aegidienberg".

 Nach dem Bauen kommt das Spielen: Im Dorf "Baegi" sind Kinder nicht nur Erbauer, sonder auch Bewohner.

Nach dem Bauen kommt das Spielen: Im Dorf "Baegi" sind Kinder nicht nur Erbauer, sonder auch Bewohner.

Foto: Frank Homann

Das Dorf hat seine Kneipen, Cafés, eine Polizei,ein Postamt und seine eigene Währung. Sein Gründungsdatum: 7. Juli 2014.

Seit zwei Wochen besteht dieser Bauspielplatz des Stadtjugendringes Bad Honnef und des Jugendtreffs Aegidienberg. Im Rahmen eines neuen Ferienprogramms sind hier 30 Kinder zwischen neun und 14 Jahren nicht nur Bewohner dieses Dorfes, sondern Gründerväter, Polizisten und Gastronomen. Betreut wird das Programm von einem Team aus sechs Mitarbeitern des Jugendtreffs.

"Das einzige, was wir den Kindern geboten haben, war ein Platz zu ihrer freien Entfaltung und Werkzeug", sagt der Leiter des Projekts vor Ort, Michael Neusel. Dieser Platz zu freien Entfaltung ist durchaus wörtlich zu verstehen. Doch leer ist die städtische Wiese schon lange nicht mehr.

Denn die ersten zwei Wochen des Ferienprogramms standen ganz im Zeichen des Aufbaus. Nach dem ersten Kennenlernen stand das Erlernen des Umgangs mit Werkzeugen auf dem Programm - und zwar mit echten Werkzeugen. "Das ist sicherlich nicht etwas für alle Eltern. Klar gibt es hier und da mal kleine Schrammen, aber es wird ganz klar deutlich, dass je mehr Freiheit wir den Kindern geben, sie auch umso verantwortungsvoller damit umgehen", so Neusel.

Viele kleine Bauten, die ein Dorf nun einmal braucht, stehen da nun - unter anderem eine Fanmeile zum Public Viewing - "ein bisschen waren natürlich auch wir vom WM-Fieber gepackt", kommentierte Neusel. In den Tischlereien, Manufakturen und Maler- und Lackierereien entstanden Möbel und Kunstwerke.

Was in diesen zwei Wochen zustande kam, war wirklich außergewöhnlich. Und vor allem zeigte es, dass Kinder im 21. Jahrhundert unabhängig von Computerspielen, Tablet-PCs, Spielkonsolen und ähnlichem immer noch in der freien Natur, mit ein paar Gegenständen und Spielkameraden den meisten Spaß zu haben scheinen. Nicht einmal ein Kickertisch und eine Hüpfburg, die zeitweise auf dem Platz standen, wurden eines Blickes gewürdigt. Werkeln, Fußballspielen und Wasserschlachten standen bei den Kleinen an oberste Stelle.

Das Programm war außerdem inklusiv. "Wir haben zwei Kinder mit Behinderung", erzählte Neusel, "zuerst fragten wir uns schon: Schaffen wir das? Aber diese Frage sollte sich einfach nicht stellen, wenn man Inklusion leben möchte". Und wofür die Politik Jahre braucht, scheint für Kinder ganz selbstverständlich zu sein: ohne von einem der Betreuer darauf aufmerksam gemacht, bauten die Kinder Rampen an die Gebäude, sodass ihre Kameraden im Rollstuhl hineinfahren konnten.

Die Mutter eines der Kinder erzählte, als sie ihren Sohn abholte, dass Lenox "ganz begeistert" sei und sie sich sehr freuen würde, wenn das Programm auch in den nächsten Sommerferien wieder stattfinden würde. Auch Valentin und Maja, beide acht Jahre alt, wollten nächstes Mal wieder teilnehmen. Was Ihnen am besten gefallen hatte? "Die Wasserschlachten", lautete die definitive Antwort.

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