Bad Honnefer Skiclub Hunderte wandern 26 Kilometer durchs Siebengebirge

SIEBENGEBIRGE · 1500 Teilnehmer der Volkswanderung durchs Siebengebirge trotzen dem nasskalten Wetter. Sonntagmorgens um acht scharren die ersten am Start mit den Füßen, und dank heißer Erbsensuppe und bester Organisation des Skiclubs Bad Honnef kommen sie zufrieden ins Ziel.

 Guten Mutes schreiten die Wanderer voran. Mancher hat auf die 26-Kilometer-Strecke den Hund mitgenommen.

Guten Mutes schreiten die Wanderer voran. Mancher hat auf die 26-Kilometer-Strecke den Hund mitgenommen.

Foto: Frank Homann

Bei nasskalten acht Grad 26 Kilometer durchs Siebengebirge wandern? Selbst die Organisatoren von „Sieben auf einen Streich“ befürchteten Schlimmes, denn die Helfer vom Bad Honnefer Skiclub waren am Samstag beim Aufhängen der Hinweisschilder auf dem Oelberg durch Schnee gestapft.

Doch es kam anders: 1500 Wanderer gingen bei der 48. Auflage der Volkswanderung an den Start, nur etwa 300 weniger als im Rekordjahr 2018. „Das ist bei solch einer Witterung wirklich außergewöhnlich“, stellte der Vorsitzende Matthias Hupperich fest.

Am Sonntagmorgen war es immerhin trocken. „Das ist immer das Wichtigste, dass es nicht regnet, wenn die Leute morgens aus dem Fenster schauen“, weiß Jürgen Lange, zweiter Vorsitzender des Skiclubs. Er und Wanderwartin Gisela Todaro staunten nicht schlecht, dass trotz frostiger Temperaturen bereits 40 Minuten vor dem offiziellen Start um 8 Uhr die ersten Wanderlustigen mit den Füßen scharrten.

Haben sie einmal die Stempelkarte in der Hand, seien die Wanderer erfahrungsgemäß nicht mehr zu halten, so Todaro. Selbst wenn sie Gefahr laufen, dass womöglich der eine oder andere Streckenposten noch gar nicht auf seiner Position angelangt ist.

Helfer harren bei Wind und Wetter aus

Die Helfer an den Stationen waren am Sonntag nicht zu beneiden: Sie harrten bei Wind und Wetter stundenlang tapfer an ihren Posten aus, um den Wanderern den ersehnten Stempel auf die Teilnehmerkarte zu drücken.

Die Wanderer indes hatten weniger mit kalten Füßen zu kämpfen – im Gegenteil, die meisten waren bereits beim ersten Aufstieg auf den Drachenfels ordentlich ins Schwitzen gekommen. „Das war schon ganz schön heftig.“ Moritz Herrmann und Lennart Bley fanden dementsprechend den nächsten Streckenabschnitt vom Drachenfels abwärts mit am schönsten: „Da ging es runter, das war schon sehr angenehm“, meinten die beiden Rover des Pfadfinderstammes Romero aus Stieldorf augenzwinkernd.

Mit von der Partie waren zwei Jungpfadfinder – und natürlich die große Stammesfahne. Das Wetter konnte den Pfadfindern erwartungsgemäß nichts anhaben. „Da sind wir Schlimmeres gewöhnt. Hauptsache, die Stimmung ist gut.“

Auch Tim hat es geschafft: mit Sieben über alle sieben Berge. Stolz nahm er am Ziel die goldene Medaille in Empfang, Papa Guido Wrede musste sie ihm gleich an die Jacke heften. Immer wenn Tim unterwegs das Gefühl hatte, es geht nicht mehr, hat er ganz fest an diese Medaille gedacht – und schon lief es sich wieder ein wenig leichter.

Vater und Sohn entdecken beim Wandern viel Neues

Vater und Sohn sind erstmals mitgewandert, „und es war einfach großartig“, sagte Wrede begeistert. „Obwohl wir ja aus Bad Honnef kommen, haben wir zahlreiche Ecken entdeckt, die wir bislang noch gar nicht kannten.“ Ein großes Lob gab es außerdem für die tolle Organisation. Für die dürften sich die Veranstalter eigentlich selbst eine große goldene Medaille an die Brust heften.

60 Helfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf – ob es nun die waren, die am Forsthaus Lohrberg Erbsensuppe servierten, die am Ziel Waffeln buken und Getränke ausschenkten oder die als Nachhut alle Schilder wieder einsammelten. Oder diejenigen, die einer Wanderin am Milchhäuschen die abgelöste Sohle ihres Wanderschuhs wieder provisorisch festklebten.

„Manchmal fragen wir uns schon, weshalb wir das alles eigentlich machen. Aber wenn wir dann in die glücklichen Gesichter der Teilnehmer schauen, dann wissen wir, wieso“, sagte Hupperich.

Im Ziel erhielten die Wanderer nach Vorlage der Teilnehmerkarte ihre Medaillen. Petra und Wolfgang John warteten gespannt: Um 16.10 Uhr waren bereits 997 Wanderer angekommen. Auf wessen Karte sie wohl den Stempel mit der Zahl 1000 drücken dürfen? Der Glückliche war dann Bastian Richelshagen aus Troisdorf.

Glücklich, es geschafft zu haben

Glücklich war er aber in erster Linie, es überhaupt geschafft zu haben. „Damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet“, sagte Richelshagen, der „seit Ewigkeiten“ nicht mehr gewandert war. Nach dem Anstieg auf den Drachenfels hätte er denn auch beinahe die Flinte ins Korn geschmissen. „Am liebsten wäre ich irgendwo da oben liegen geblieben.“ Er hat dann aber doch den inneren Schweinehund überwunden und durchgehalten.

Durchgehalten hat auch Herbert Thelen aus Sinzig. Für ihn stand sofort fest, dass er 2020 wieder mit dabei ist: „Dann werde ich 70 und möchte es ein sechstes Mal schaffen.“ Thelen ist oft auf Schusters Rappen unterwegs, doch „Sieben auf einen Streich“ ist für ihn immer ein Höhepunkt: „Das muss einfach jedes Jahr sein.“

Auch Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff, der den Wanderern im Ziel gratulierte, hat sich Großes vorgenommen: Bei der 50. Volkswanderung in zwei Jahren will er mit von der Partie sein und dann seine „Drittbesteigung“ in Angriff nehmen. „Die Stadt Bad Honnef ist dankbar, dass es hier so tolle Vereine wie den Skiclub gibt, die mit ihren Veranstaltungen so viele Menschen anziehen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort