Steine erzählen Kloster-Geschichte Historiker forscht zu den Grenzsteinen der Abtei Heisterbach

Siebengebirge · Einst markierten mehrere Hundert von ihnen in der Region die Ausmaße des klösterlichen Besitzes. Landwirte links und rechts des Rheins finden bis heute immer wieder Steine mit den eingemeißelten Erkennungszeichen der Zisterzienserabtei.

Bernd Habel ist auf der Spur der Steine. In vielen Variationen hat er sie schon gesehen: mit einem Geweih bei einem Förster zu Hause, auch gekrönt von einem alten Wegekreuz in einem Garten. Zuweilen sind sie aber auch unter Hecken versteckt oder in Mauern eingebaut. Die Rede ist von Grenzsteinen der Abtei Heisterbach.

Die ersten Exemplare hat der promovierte Historiker und Ministerialrat a.D. aus Vinxel bei der Ausgrabung der im Jahr 2000 entdeckten Saalkirche in Oberholtorf gesehen. Seitdem hält er überall nach weiteren Grenzsteinen Ausschau, und er hofft, dass das bald auch andere Bürger links und rechts des Rheins tun.

Habel forscht für die Stiftung Abtei Heisterbach zu den Grenzsteinen, die seit dem 17. Jahrhundert die Besitztümer der Abtei markierten (siehe Info). Die Stiftung will dem Thema eine eigene Publikation widmen. „Es wird womöglich ein kleines Standardwerk für Klostergrenzsteine werden“, sagt Stiftungsvertreter Gerhard Schade.

60 Steine sind bisher wieder aufgetaucht

Denn es gebe nur sehr versteckte Angaben in der Literatur dazu und bislang wohl kein singuläres Werk, das sich speziell damit befasse. Ziel der geplanten Publikation soll es sein, die noch vorhandenen respektive in der Fachliteratur genannten Flur- und Grenzsteine von Heisterbach durch die wichtigsten Kenndaten zu beschreiben und die einzelnen Elemente in einer Konkordanz zu vergleichen und zu deuten.

Die Grenzsteine zeugen von der Wirtschaftsgeschichte der Abtei. „Es sind Monumente, die über die Jahrhunderte unverändert geblieben sind, anders als andere sichtbare Zeichen wie die Gebäude, die umgebaut oder abgerissen wurden“, erklärt Habel. „60 Steine habe ich bereits aufgetrieben“, sagt er.

Von ehemals 200 bis 300 Stück geht er aus. „Kaum ein Stein wird noch an seinem ursprünglichen Standort stehen“, sagt er. Aber vielerorts seien sicher noch Grenzsteine zu finden. Im Garten, im Keller, im Wald oder verborgen am Wegesrand. Ihn selbst hat seine Spurensuche zunächst woanders hin geführt, und dann hat er sozusagen vor seiner Haustür gleich mehrere Exemplare auf einmal aufgetan.

Wer einen Grenzstein besitzt, kann ihn behalten

„Manch einer hat die Grenzsteine auch gesammelt“, sagt Habel. Wer einen oder mehrere solcher Steine besitzt und dies den Forschern meldet, braucht freilich nicht um Verlust zu bangen. Schließlich geht es den Stiftungsvertretern bei dem Forschungsprojekt um die Dokumentation.

Die Grenzsteine von Heisterbach ragen in der Regel etwa 40 bis 60 Zentimeter aus dem Boden und sind mit dem in der Erde liegenden Teil meist sogar doppelt so groß, sie bestehen aus Vulkangestein vom Stenzelberg und sind etwa anderthalb bis zwei Zentner schwer.

Sie sind nicht so prächtig wie etwa mit Wappen verzierte Grenzsteine von Herzogtümern. „Klöster waren bescheidener“, sagen die Fachleute. Erkennungszeichen der Abtei-Steine sind die auf der Vorderseite eingemeißelten Lettern „H“ und „B“ für „Heisterbach“ sowie dazwischen der Abtstab mit meist nach rechts, zuweilen aber auch nach links weisender Krümme am oberen Ende.

Manchmal findet sich auch eine Inventarnummer. So wie eine „2“ auf dem Grenzstein steht, die auf dem Abteigelände im Pfarrgarten steht. Auch dieser Stein befindet sich nicht mehr an seinem ursprünglichen Standort, sondern stammt aus Uedorf bei Bornheim und wurde von einem Landwirt aus Dollendorf gespendet.

Landwirte stoßen oft auf derartige Grenzsteine, genauso Winzer und Förster, die Habel bei seinen bisherigen Recherchen ebenso besucht hat wie Museen und Heimatforscher. Aber nicht zuletzt könne jeder, der die Augen offen halte, in seinem Umfeld oder beim Spaziergang über einen der Grenzsteine „stolpern“, sagt der Historiker.

Für Habel ist jeder Stein bei genauem Betrachten ein Unikat, das ein Stück Geschichte erzählt. Besonders sucht er noch Grenzsteine aus dem linksrheinischen Raum. Willkommen ist immer die zugehörige Herkunftsgeschichte der Fundstücke.

Grenzstein-Meldungen können per E-Mail an scheunendienst@abtei-heisterbach.de gerichtet werden oder an Bernd Habel, (02223) 2 64 97.

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