Besuch im Wasserwerk Bad Honnef Hier sprudelt Wasser für 40 000 Menschen

Bad Honnef · Zum Tag des Wassers am 22. März gewährte die Bad Honnef AG dem General-Anzeiger einen Blick hinter die Kulissen ihres Wasserwerks im Lohfeld am Rhein. Jährlich gut zwei Millionen Kubikmeter des wichtigen Lebensmittels gehen von dort aus zum Kunden.

 Jeder Hochbehälter und jede Leitung kann vom Computer aus überwacht werden, erklärt BHAG-Mitarbeiter Sascha Schulz.

Jeder Hochbehälter und jede Leitung kann vom Computer aus überwacht werden, erklärt BHAG-Mitarbeiter Sascha Schulz.

Foto: Claudia Sülzen

Eines bekommt der Laie im Wasserwerk der Bad Honnef AG (BHAG) nur höchst selten zu Gesicht: Wasser. Lediglich als Jens Nehl, Technischer Vorstand der BHAG, an einem mehrere Meter hohen Behälter im Pumpenhaus einen Deckel hochklappt, sieht man es sprudeln. „Viel aufbereiten müssen wir nicht, unser Rohwasser hat auch so schon Trinkwasserqualität. Nur der PH-Wert ist ein wenig zu hoch, darum wird das Wasser belüftet“, erklärt Nehl den Vorgang.

Wasser, es ist das Lebensmittel Nummer eins, das zumindest in unseren Breiten immer frisch aus dem Hahn kommt. Hinter dieser scheinbaren Selbstverständlichkeit stecken in Bad Honnef jede Menge ausgeklügelte Technik, ein 240 Kilometer langes Leitungsnetz und Fachleute, die alles überwachen. Zum internationalen Tag des Wassers am Mittwoch, 22. März, gewährte die BHAG einen Blick hinter die Kulissen.

Mit der Technik alles im Blick

Sascha Schulz sitzt am Schreibtisch und hat die Computerbildschirme im Blick. Den Wasserstand in jedem der 13 Hochbehälter, die Arbeit der Pumpen, alles können Schulz, Teamleiter Leittechnik, sowie Torsten Brix, Teamleiter Wasserwerk, und ihre Kollegen von diesem Leitstand aus überwachen. Das Wasserwerk ist rund um die Uhr besetzt. Die Mitarbeiter sehen auch, wenn etwa der Wasserstand in einem Hochbehälter (zu) schnell sinkt, wie zuletzt beim Rohrbruch im Pfannenschuppenweg – und können daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Dann werden Leitungen, salopp gesagt, dicht gemacht und die Wasserversorgung über Umleitungen im Netz dennoch erhalten oder schnell wiederhergestellt.

Die klassische Halbzeitpause bei der Fußball-WM

„Zurzeit sind es 238 Kubikmeter pro Stunde“, sagt Schulz und zeigt auf den Bildschirm. „Da sieht man auch die klassische Halbzeitpause bei der Fußball-WM“, sagt Nehl schmunzelnd: Wenn alle gleichzeitig die Wasserspülung im WC betätigen, steigt der Verbrauch. Ebenso an Sommerabenden, wenn die Wassersprenger in den Gärten angehen – keine Verbrauchsspitze entgeht dem Team. Auch die Laufleistung der Pumpen ist kenntlich gemacht. „Das sind 8760 Stunden pro Jahr“, so Nehl. Rund zwei Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr liefert die BHAG an ihre Kunden in Bad Honnef und in der Verbandsgemeinde Unkel. Arbeitspreis aktuell: 1,77 Euro pro Kubikmeter.

Und wie sieht es mit dem Wassersparen aus? „In den 70er Jahren lag der Verbrauch pro Tag und Kopf bei 200 Litern. Mit aktuell 125 Litern haben wir einen guten Stand erreicht“, berichtet Nehl. Wasser sei „kein Mangelprodukt in Deutschland“. Nicht mit Sparen hierzulande, sondern mit technologischer Hilfe für Wasserförderung und Aufbereitung in wasserarmen Regionen könne am effektivsten geholfen werden. „Das hilft den Menschen mehr als hierzulande zehn Liter einzusparen.“

Wasserschutzzone seit 2013

Am Schaubild erläutert Nehl den groben Ablauf im Wasserwerk. Das Bad Honnefer Wasser besteht zu einem großen Teil, je nach Niederschlagsmengen und Stand des Rheins, aus Uferfiltrat. Wasser aus dem Rhein – gibt es da Vorbehalte? „Ja, aber es sind Vorurteile. Kies- und Sandschicht haben eine enorme Filterwirkung“, sagt Nehl. Gefördert wird das Wasser in zwei Brunnen. Rot-weiße Baken zeigen an: Hier gilt die Wasserschutzzone der höchsten Stufe. Ausgewiesen wurde die Zone, die sich in drei Bereiche gliedert, 2013. „Darüber sind wir sehr froh. Es ist wichtig für den Schutz des Trinkwassers von 40 000 Menschen“, betont der Technikvorstand der BHAG. Das Wasser kommt aus 20 Metern Brunnentiefe und durchläuft auch einen Aktivkohlefilter. Vorsorglich. „Aktivkohlefilter filtern Schadstoffe aus. Nötig ist das bei uns in der Regel nicht, dennoch können Schadstoffe ins Wasser gelangen. Wir bauen da vor.“

Das Rheinwasser sei weit besser als sein Ruf, der aus der Vergangenheit rührte. Stichwort: Basel 1986. Seitdem nach einem Feuer beim Chemiekonzern Sandoz mindestens 20 Tonnen Gift im Fluss landeten, sind die Kontrollen strenger, was Einleitungen in das Gewässer und Anrainer am Rhein angeht. „Die Wasserqualität ist seitdem viel besser geworden.“

Regelmäßige Qualitätskontrollen

Auch im Wasserwerk der BHAG sind regelmäßige Qualitätskontrollen Usus. Die Mitarbeiter sind für Probenentnahmen unter Laborbedingungen fortgebildet; die Proben gehen zum Hygieneinstitut nach Bonn oder in andere Fachlabore zur Untersuchung. Letzte Station des Wassers, bevor es in die Leitung geht, ist die sogenannte Desinfektion. „Eine geringe Zugabe von Chlor sorgt dafür, dass keine Keime entstehen“, erläutert Nehl.

„Physiologisch gesehen ist unser Wasser gesünder als manches Mineralwasser“, sagt Nehl über das Honnefer Wasser – wenn es auch, beim Blick in den verkalkten Wasserkocher, von manchem Verbraucher als zu hart empfunden wird. „Unser Wasser hat einen mittleren Grad deutscher Härte, so der Fachbegriff.“ Das Wasser in Bonn sei weicher, das in Köln wesentlich härter, erklärt der Fachmann. Abhängig seien solche Unterschiede auch von den geologischen Gegebenheiten. Eine Beeinträchtigung der Qualität sei das nicht.

So erscheint das Trinkwasser fast zu schade fürs Duschen, das 40 bis 50 Liter verbraucht, fürs Wannenbad mit bis zu 200 Litern oder für die Toilettenspülung mit bis zu zehn Litern, die durch den Abfluss rauschen. Aber letztlich wird aus Wasser immer eins: Abwasser.

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