Rommersdorf Herbert Breuer feiert Priesterjubiläum

SIEBENGEBIRGE · Die Karnevalisten lieben den gebürtigen Solinger für seine Kölsche Mess, er ist als Pfarrer seit vielen Jahren im Siebengebirge allgegenwärtig. Am Sonntag begeht der katholische Geistliche sein Goldenes Priesterjubiläum.

 Herbert Breuer als Kleinkind im Garten.

Herbert Breuer als Kleinkind im Garten.

Foto: privat/Breuer

Herbert Breuer ist ein echter Fan. „Ich habe während des Urlaubs sämtliche Folgen dieser Fernsehserie über das Kaltenthaler Konvent aufgenommen, um keine zu verpassen“, erzählt der Pfarrer. Fast so spannend wie „Um Himmels Willen“ ist sein Leben im Siebengebirge rund um seinen Wohnort Rommersdorf – bunt, mit Herausforderungen und vor allem mit vielen Begegnungen. Hier feiert der Geistliche am kommenden Sonntag sein Goldenes Priesterjubiläum.

Zum „Dorffest“ lädt er ein – nach dem Festhochamt in der Pfarrkirche und dem Festzug nach Rommersdorf, wo noch der Wimpelschmuck auf das jüngst begangene Patrozinium der Kapelle Sankt Anna hindeutet, deren Rektor der 76-Jährige ist. „Dieses Fest soll der Dank sein an alle, die mich begleitet haben.“

Erste Kaplanstelle in Köln-Nippes

Herbert Breuer ist ein Original im besten Sinne. Kein Selhofer, anderenfalls hätte ihn die dortige Karnevalsgesellschaft vermutlich längst als „Selefer Original“ auf einem Orden verewigt, zumal er ohnehin die Herzen sämtlicher Karnevalisten erobert hat mit seinen Kölschen Messen. Dabei kommt Breuer doch aus Solingen und hat sich das „Rheinisch-Esperanto“, wie er die Mundart nennt, mühsam beigebracht. Und mit dem Bazillus Carnevalis wurde der Sohn eines Messerschmiedemeisters auch erst an seiner ersten Kaplanstelle in Köln-Nippes infiziert.

Am 12. Juli 1967 erhielt er seine Priesterweihe im Kölner Dom – durch Erzbischof Kardinal Frings, der während des Kriegs vorübergehend in Rommersdorf lebte und auch im Anna-Dom die heilige Messe feierte. War er Leitfigur für den jungen Priester? „Nein, er spielte im Zweiten Vatikanischen Konzil eine große Rolle, mit Joseph Ratzinger zusammen.“ Der spätere Papst Benedikt hatte als Breuers Professor viel mehr Einfluss auf den Jubilar. „Ratzinger war Vorbild. Von ihm habe ich gelernt, wie komplizierte Gedankengänge sprachlich einfach ausgedrückt werden können.“ Und sein Gymnasiallehrer Hans Waschek vermittelte Breuer das Zuhören. Der von ihm verehrte Pädagoge erlebte die Weihe seines Schützlings nicht mehr, der gerade für diese Markenzeichen – das Zuhörenkönnen und das Predigen mit großem praktischem Lebensbezug – geschätzt wird.

Eigentlich wollte er Lehrer werden

Dabei wollte Breuer zunächst gar nicht Kirchenmann werden. Er studierte Theologie und Latein auf Lehramt. „Nach zwei Semestern merkte ich: Theologie ist zu wenig und Latein zu viel. Nach einer schlaflosen Nacht bin ich zum Collegium Albertinum und habe mich für das reine Theologiestudium angemeldet.“ Als 1969 plötzlich in Sankt Johann Baptist in Bad Honnef ein personeller Engpass herrschte, schickte ihn Kardinal Höffner als Kaplan dorthin. Bereits 1972 änderte Höffner erneut das Drehbuch: Er stellte Breuer für den Schuldienst frei und ordnete ihn als Subsidiar der Honnefer Pfarrei zu, wo er einspringen musste, wenn „es brennt“. Seitdem ist er im Siebengebirge fest verwurzelt.

Heute ist er dienstältester Pfarrer im Dekanat, und in Bad Honnef ist das Bodenpersonal Gottes auf drei Mitarbeiter zusammengeschmolzen. Wenn er auch als Religionslehrer und Fachleiter an den Bonner Studienseminaren längst pensioniert ist, absolviert er doch immer noch ein immenses Maß an seelsorgerischer Arbeit.

Nachdenken über die Weihe von Frauen

2016 waren das 2500 Stunden in der Pastoral – das geht weit über das normale Stundenpensum eines Arbeitnehmers hinaus. Allein 250 große Messen zelebrierte er im vergangenen Jahr, machte 120 Hausbesuche. 2017 waren es bereits 19 Beerdigungen. „Für einen Pensionär ist das heftig“, sagt er selbst. So ist Breuer auch besorgt über den Priestermangel. „Man könnte Diakone oder diplomierte Religionslehrer zu Priestern weihen, ehemalige, nun verheiratete Priester reaktivieren. Auf Dauer wird man über die Weihe von Frauen nachdenken müssen. Der Gedanke, dass Frauen nicht geweiht werden können, kommt aus einer überholten Anthropologie.“ Lebensnahe Gedanken, wie man sie von ihm kennt.

Auch Breuers Einsatz für die Vereine ist enorm. „Ich bin von Ehrenamtlern umzingelt“, meint er und ist doch selbst „Vollprofi des Ehrenamts“ – als Senator mehrerer Karnevalsvereine, als Bezirkspräses der Schützen und Ortspfarrer der Malteser, als Seelsorger der Feuerwehr und der Jägerschaft, als Dekanatspräses der Katholischen Frauengemeinschaft. Noch eine Zahl: Der promovierte Theologe bereitete in rund 3000 Brautleutekursen Hochzeitspaare auf ihr Eheleben vor.

„Ich liebe meinen Beruf, er ist mitten im Leben“, sagt er fast schwärmerisch. Würde er ihn wieder wählen? „Ja“, sagt der Jubilar. Das Priesterjubiläum feiert Pfarrer Herbert Breuer am Sonntag, 30. Juli, in der Pfarrkirche Sankt Johann Baptist in Bad Honnef. Das Festhochamt beginnt um 9.30 Uhr.

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