Bad Honnefer Hospizbewegung Helfer leisten Beistand in schweren Stunden

BAD HONNEF · Die Ökumenische Hospizbewegung Bad Honnef begleitet seit 1997 Schwerkranke, Sterbende und ihre Angehörigen. Zurzeit sind 40 Ehrenamtliche im Einsatz. Zum Auftakt der 20-Jahr-Feier kommt Ex-Bundesminister Franz Müntefering als Gastredner.

 Engagiert im Hospizdienst (v.l.): Nicola Hamelmann, Christa Hucklenbruch, Irmgard Kraft, Jutta Niederländer und Guido Jackson Wilms.

Engagiert im Hospizdienst (v.l.): Nicola Hamelmann, Christa Hucklenbruch, Irmgard Kraft, Jutta Niederländer und Guido Jackson Wilms.

Foto: Frank Homann

Riesenmammutbäume, wie das Exemplar im Kurpark vis-à-vis dem Büro der Ökumenischen Hospizbewegung Bad Honnef, können fast 4000 Jahre alt werden. Ein Menschenleben währt nur einen Bruchteil davon. Am Ende dieser Zeit begleiten die Ehrenamtlichen der Hospizbewegung Menschen und ihre Angehörigen, und das seit 20 Jahren. Das wird mit mehreren Veranstaltungen in diesem Jahr begangen. Nicht zuletzt, um die Arbeit des Vereins weiter publik zu machen, so die Vorsitzende Irmgard Kraft.

Rund 170 Helfer wurden in den zwei Jahrzehnten dafür ausgebildet, Schwerkranke und Sterbende durch die letzte Phase ihres Lebens zu begleiten und Angehörigen in diesen schweren Stunden des Abschieds beizustehen. Aktuell sind 40 Kräfte in der Sterbebegleitung tätig, die von den Koordinatoren Guido Jackson Wilms und Nicola Hamelmann angeleitet werden. In der Trauerbegleitung wird Jutta Niederländer ebenfalls von zwei Ehrenamtlichen unterstützt.

Pro Jahr betreut die Bewegung rund 60 Menschen, hinzu kommen circa 15 Betroffene, die um einen Angehörigen trauern und nach dem Verlust eines lieben Menschen eine Zeit lang getragen werden – durch Einzelgespräche, aber auch durch Zusammenkünfte in der Gruppe. Es sind vor allem ältere Betroffene, die Hilfe bei der Trauerbegleitung suchen. Die kann wenige Sitzungen dauern, aber sich auch über mehrere Jahre hinziehen. Jutta Niederländer: „Ich setze keine zeitliche Frist.“ Und: „Trauerbegleitung ist Lebensbegleitung.“

Ein letzter Wunsch geht in Erfüllung

Auch die letzten Tage im Leben eines schwer kranken Menschen können durchaus Augenblicke der Freude beinhalten. Christa Hucklenbruch erfüllte einer hochbetagten Dame im Altenheim den sehnlichen Wunsch, noch einmal ihren Ortsteil Rommersdorf mit den alten Fachwerkhäusern zu sehen. Mit den Pflegern sprach die Hospizhelferin diesen Ausflug ab. „Wenige Tage danach ist die Frau verstorben.“ Ihr einstiges Umfeld aber hatte sie noch einmal besucht. Das sei auch für sie erfüllend gewesen, so Christa Hucklenbruch.

Für die Erzieherin war schon lange klar, dass sie nach ihrem Berufsleben etwas Soziales machen wollte. Sie absolvierte bereits in ihrer Jugend Sonntagsdienste im Altenheim und begleitete als junge Frau einen nahestehenden Menschen bis zum Tod. „Zu Hause sterben zu können, die Würde zu behalten, das ist sehr wichtig“, sagt die Bad Honneferin. Als sie vor 14 Jahren an einem Stand der Hospizbewegung auf dem Marktplatz angesprochen wurde, zweifelte sie anfangs noch, ob sie dieser Aufgabe gewachsen sein würde. Aber sie ließ sich überreden, es einfach auszuprobieren. Nach einer fundierten Ausbildung wurde sie mit ihren ersten Aufgaben betraut.

„Jeder Fall ist anders“, sagt sie. Gehe es bei einigen darum, einfach da zu sein, am Bett zu sitzen, seien in anderen Familien Gespräche, manchmal auch klärende, an der Tagesordnung. „Voraussetzung ist, Zeit zu haben, damit der Mensch nicht den Eindruck hat, man ist in zehn Minuten wieder weg. Verlässlichkeit ist wichtig“, erzählt Christa Hucklenbruch. „Die Betroffenen freuen sich, dass einer da ist.“ Manchmal sind die Familien zerrüttet, nach einem Streit kommt die Tochter nicht mehr, der Sohn ist ein seltener Gast. Oder: Einer Frau, die noch nie einen Toten gesehen hatte, nahm die Helferin die Angst, ins Zimmer ihrer sterbenden Schwester zu gehen. Mit sieben Senioreneinrichtungen pflegt die Hospizbewegung darüber hinaus intensive Zusammenarbeit. „Für jedes Pflegeheim haben wir einen Heimpaten“, berichtet Nicola Hamelmann.

Die Helfer betreuen die ganze Familie

„Dem Hospizmenschen kann man alles sagen. Auch die Angehörigen können bei ihm ihre Sorgen abladen. Das ganze System Familie wird betreut“, sagt Guido Jackson Wilms. „Deshalb muss die Chemie stimmen.“ Die Koordinatoren wählen die Hospizhelfer sorgfältig aus. Passt es tatsächlich nicht, wird getauscht. Regelmäßige Fortbildungen, zum Beispiel für den Umgang mit demenzkranken Sterbenden, stehen ebenso auf dem Plan wie Supervisionen für die Helfer. „Alles ist natürlich streng vertraulich. Wir unterliegen der Schweigepflicht“, betont Hucklenbruch.

Kosten fallen für die Betreuung nicht an. Bei der Gründung der Hospizbewegung 1997 mussten zur Kostendeckung Spenden akquiriert werden, seit dem Jahr 2000 können die Personalkosten in der Sterbebegleitung, die Fortbildung sowie Raummiete über Förderanträge eingeholt werden. Manchmal hört Christa Hucklenbruch, wie begeistert andere über ihren Einsatz sind, die sich dies aber nicht zutrauen würden. Dann sagt sie: „Aber wir brauchen Leute, die spenden oder andere Aufgaben übernehmen.“ So wie einst die Motoren der ersten Stunde der Hospizbewegung: der langjährige Vorsitzende Heiner Jansen, Maria Angsten und die Pfarrer Franz Lurz und Uwe Löttgen-Tangermann.

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