Event der DLRG Bad Honnef - Unkel Hartgesottene steigen beim Rheinschwimmen in die Fluten

Bad Honnef · 19 Grad Wassertemperatur: Da schützte zwar der Neoprenanzug im Wasser, doch spätestens, als die Schwimmer dem Rhein entstiegen, wurde es richtig frostig. Die 32. Auflage des Rheinschwimmens, organisiert von der DLRG-Ortsgruppe Bad Honnef-Unkel, war etwas für Hartgesottene.

Klar, Schwimmen war hier das oberste Gebot, aber am Ende blieb dennoch ein anderthalbminütiger Fußmarsch, der die Spreu vom Weizen trennte. Denn wer nach dem kräftezehrenden, zweistündigen Schwimm-Marathon endlich an der Grafenwerther Südspitze angelangt war, der hatte den härtesten Streckenabschnitt erst noch vor sich: Fröstelnd, bibbernd und zitternd eilten Horden klatschnasser Wasserratten in der abendlichen Kühle über die Inselwiesen Richtung Freibad – Hauptsache, erst einmal unter die warme Dusche.

An der Frischluft half dann auch der Neoprenanzug, der im 19 Grad kalten Wasser noch seine Dienste geleistet hatte, nicht mehr viel. Auch die 32. Ausgabe des Rheinschwimmens, wie immer ausgerichtet von der DLRG-Ortsgruppe Bad Honnef-Unkel, war nur etwas für Hartgesottene – aber nichtsdestotrotz ein kunterbunter Spaß für Groß und Klein.

Das große Novum: Nach 31 Jahren in Folge gaben der Ortsgruppenvorsitzende Uli Medenbach und Geschäftsführerin Silke Esch die Leitung des Events erstmals in jüngere Hände und wurden am Abend gemeinsam mit Orga-Veteran Walter Bibritzki für ihr Engagement geehrt. Die Fäden liefen derweil bei Tobias Hartzmann (27) und Christian Feltens (22) zusammen – und die setzten die Veranstaltung gleich unter das Motto: „O'zapft is!“

Nicht nur wogten daher in den Wellen vereinzelt Badehosen im Lederhosenmotiv oder – besonders charmant – überdimensionale Plastikbrezeln auf und ab, auch wartete auf die Rheinschwimmer nach der wohlverdienten warmen Dusche ein kleines Honnefer Oktoberfest samt Kartoffelsalat, Leberkäse und Bier en masse.

Schwimmer reisen aus Venedig und Mallorca an

Gerade frisch den Rheinfluten entstiegen, blieben sie ganz cool und ließen sich die Kälte kaum anmerken: Carolina Encinas (43) aus Mallorca und Francesca Pasetti (62) – ursprünglich aus Venedig, seit circa einem Monat erst zugezogene Königswintererin – hatten nicht nur die weiteste Anreise, sondern waren auch unter allen 258 Teilnehmern ganz vorne mit dabei. Nach gerade einmal knapp 105 Minuten wieder an Land – eine Spitzenleistung. „Kein Problem“ sei die Strecke für sie gewesen, meinten die Freundinnen, schließlich seien sie durch den Spaß am Freiwasserschwimmen auf der Balearen-Insel gut vorbereitet gewesen.

Das Highlight des Tages: die Kostüm-Kreativität. Ganz stilsicher stürzte sich die wohl internationalste Teilnehmergruppe aus Köln ins überaus kühle Nass. Auf drei aufblasbaren Flamingos und zwei Einhörnern samt Regenbogenschweif bezwangen sie zu siebt die Strömung. Und die war in der Tat hartnäckiger als gedacht: „Wir hatten erwartet, dass wir uns ganz entspannt auf den Flamingos treiben lassen würden“, meinten Vanessa und Wisna und schlotterten klatschnass in der Abendbrise, „aber wir mussten dauernd gegen die Strömung paddeln“.

„Kein Wunder“, scherzte Sean, der sich als Kanadier in der Kälte geradezu pudelwohl fühlte, „so ein Einhorn mit ein PS ist für den Rhein halt zu wenig“. Obwohl zwei Plastiktiere auf halber Strecke gekentert waren und es auf den übrig gebliebenem Equipment eng wurde, war die Gruppe vom ersten Mal beim Rheinschwimmen begeistert: „Das ist eine Erfahrung“, so Charles-Elie und Lewis, „die man auf jeden Fall einmal im Leben gemacht haben sollte“.

Mit den Wassermassen des Rheins gekämpft hatte zeitweise auch die zehnköpfige DLRG-Ortsgruppe aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, schon von Weitem zu erkennen an ihren ulkigen Miniatur-Seppelhüten: „Der Unkeler Bogen“, meinten die Neu-Teilnehmer im Bunde, „war blöd“. Schuld sei die schwache Strömung gewesen, die das Vorankommen erschwert habe.

Aber: „Das Gemeinschaftsgefühl hier ist super“, resümierte Stefan, Dienstältester der Truppe, während er sein durchnässtes Trachten-Shirt zum Trocknen beiseite legte. „Außerdem ist das für alle eine wunderbare Gelegenheit, unter Aufsicht im Rhein schwimmen zu gehen.“ Die DLRG-Profis ergänzten: „Was man sonst natürlich, ganz besonders alleine, unter keinen Umständen tun sollte.“

Beim abschließenden Oktoberfest im Schwimmbad dankten Honnefs Vize-Bürgermeister Klaus Munk sowie Karsten Fehr, Bürgermeister der VG Unkel, und der Linzer Bürgermeister Hans Georg Faust den zahlreichen Helfern. Insgesamt hielten 40 Rettungskräfte in insgesamt neun Booten und acht Kanus ein wachsames Auge auf die Schwimmer; acht Strömungsretter standen bereit.

Die DLRG-Bezirksgruppe Rhein-Sieg, die Feuerwehren aus Linz, Erpel, Unkel und Niederdollendorf, die Malteser und das Technische Hilfswerk aus Bad Honnef sowie das DRK Bad Hönningen und die Wasserschutzpolizei Andernach waren im Einsatz.

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