"De Temps Antan" überzeugen im Feuerschlösschen mit einem fulminanten Auftritt Halsbrecherischer Ritt durch die Folkmusik

BAD HONNEF · Was für ein Auftritt. Nach zwei Stunden außerordentlicher musikalischer Unterhaltung erhob sich das Publikum geschlossen von den Sitzen, der Beifall war ohrenbetäubend. Denn was die drei Jungs von "De Temps Antan" bei der jüngsten Ausgabe von "Folk im Feuerschlösschen" ablieferten, war kein bloßes Folk-Konzert, sondern ein fulminanter Party-Abend.

 Ein mitreißendes Konzert gaben "De Temps Antan".

Ein mitreißendes Konzert gaben "De Temps Antan".

Foto: FRANK HOMANN

Es war der allererste Abstecher des frankokanadischen Trios in das altehrwürdige Gemäuer auf dem Sibi-Gelände - und zugleich eines der besten Live-Erlebnisse in der Geschichte der langjährigen Konzertreihe.

Szenenkenner dürfte das kaum verwundert haben: Immerhin sind "De Temps Antan" einer der heißesten Exporte, den der französischsprachige Osten Kanadas zu bieten hat. Die drei Vollblut-Folker aus Quebec gönnen sich das Vergnügen, traditionelle Melodien ihrer Heimat, in denen sich die Einflüsse französischer, schottischer und irischer Siedler vermengen, unbeschwert ins Heute zu transportieren.

Dabei legen mit ihren Eigenkompositionen stets aufs Neue eine Liebeserklärung an die moderne Live-Musik ab, die wilder und mitreißender kaum sein könnte. Auch im Feuerschlösschen zeigten sich Pierre-Luc Dupuis an Akkordeon und Mundharmonika, André Brunet an der Geige sowie Éric Beaudry an Gitarre und Bouzouki von ihrer besten Seite - ungezügelt und impulsiv wie die kanadische Wildnis, doch zugleich mit einer innigen Wärme, die geradezu einer ausgelassenen Sommernachtsfeier entsprungen zu sein schien.

Halsbrecherische Geschwindigkeit, das war genau ihr Ding. Das Trio liebte es, mit seinem Ritt durch sämtliche Gebiete des nordamerikanischen Folk zu preschen - und kam dabei vor lauter Temperament nicht selten ins Schwitzen. Die Anstrengung zahlte sich jedoch aus: Die Musik der Kanadier bebte förmlich durch den ausverkauften Saal; dank explosiver Fuß-Percussion wirkten die Songs umso kraftvoller und gewaltiger. Dupuis, Brunet und Beaudry verkleideten das grob behauene Traditionsgerüst der frankokanadischen Volksmusik gekonnt mit energischem Gesang, sinnlichen Harmonien und glühender Inbrunst. Nach derart elektrisierender Vollgas-Musik hatten sich Publikum und Musiker die eingestreuten Verschnaufpausen, in denen den keltischen Wurzeln Tribut gezollt wurde, gleichermaßen verdient.

"Wir haben bloß zwei traurige Lieder in unserem Repertoire", kündigten die Drei an - kein Wunder bei all dem französischem Charme und der kanadischen Warmherzigkeit, mit denen sie sich an ihr Liedgut wagten. So wurde sogar ein Stück über das Scheitern einer Beziehung zu einer bittersüßen Ode über die schönen Seiten des Lebens; als versöhnlichen Hoffnungsschimmer gab es direkt im Anschluss einen selbst geschriebenen Verlobungs-Walzer obendrauf. Immer, wenn man dachte, "De Temps Antan" könnten sich unmöglich überbieten, legten sie noch eine Schippe nach.

Dieses Konzert ließ wirklich niemanden kalt: Wäre der Saal nicht bestuhlt gewesen, wäre mit Sicherheit ausgiebig getanzt worden. "De Temps Antan", das fesselnde Trio aus Quebec, war ohne Zweifel der bisherige Höhepunkt des Konzerthalbjahres.

Das Konzert wurde vom WDR 3-Radio mitgeschnitten. Die Ausstrahlung findet statt am Samstag, 18. April, von 20.05 bis 22 Uhr.

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